Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt
Autoren: Trevor Shane
Vom Netzwerk:
aufgewacht und hatte meinen Tag begonnen. Es handelte sich um einen Reisetag. Ich wollte so früh loslegen, wie mein Körper es zuließ. Ich musste am frühen Nachmittag einen Flug in Philadelphia erwischen und konnte es kaum erwarten wegzukommen. Nach einem Job konnte ich es immer kaum erwarten wegzukommen. Vielleicht bereute ein Teil von mir das, was ich getan hatte. Ich weiß es nicht. Mein Plan war, mit dem Bus von Jersey City zum Parkplatz eines Einkaufszentrums am Stadtrand zu fahren. Dort würden mich meine Freunde auflesen und zum Flughafen bringen.
    Die frühmorgendliche Luft war frisch. Ich lief durch einen leichten Nebel, der sich zwischen den vierstöckigen Sandsteinhäusern entlang der Straßen von Jersey City niedergelassen hatte. Ich lief schnell, um alle Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben. Beim Laufen hielt ich Ausschau nach irgendetwas Verdächtigem, blickte bei jedem Schritt nach links und nach rechts, sah mich um, ob mir irgendetwas seltsam oder fehl am Platz erschien, und versuchte, Blickkontakt mit den Ladeninhabern herzustellen, die ihre Geschäfte öffneten, um herauszufinden, ob es auch nur den leisesten Hinweis darauf gab, dass mich einer von ihnen wiedererkannte. Es würde nicht lange dauern, bis ihnen klar werden würde, was passiert war. »Sie« konnten überall sein. Der Abend zuvor war eine gemeinsame Anstrengung gewesen. Drei Mordanschläge in einer Nacht über ein und dieselbe Stadt verteilt. Alles in allem hinterließen wir fünf Leichen. Ich hatte den einfachen Mord gehabt. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nur annehmen, dass meine Freunde ihre Jobs ebenfalls hatten erledigen können. Wenn nicht, konnte ich lange auf meine Mitfahrgelegenheit warten.
    Ich bog um eine Ecke und lief eine steile Straße hinauf. Vor mir lud ein Mann vor einer Reinigung sorgfältig gebügelte Hemden und Anzüge aus einem Lieferwagen. Als unsere Blicke sich trafen, nahm sein Gesicht einen mürrischen Ausdruck an. Ich bog schnell in eine Seitenstraße ein und lief weiter. Ich bezweifelte, dass er mich erkannt hatte, aber man konnte sich nie ganz sicher sein. Bei der nächsten Querstraße drehte ich mich um und blickte zurück, es war jedoch nichts zu sehen. Paranoia. Ein nützliches Hilfsmittel in meiner Branche. Mir wurde früh beigebracht, dass nur die Paranoiden überleben. Vernachlässige auch nur für einen Augenblick deine Deckung, und dieser Augenblick könnte dein letzter sein.
    Wenn Jareds und Michaels Mordanschläge ohne großes Aufsehen über die Bühne gegangen waren, würde womöglich erst im Lauf des Tages bekannt werden, was geschehen war. So wie ich Jared und Michael jedoch kannte, waren sie nicht unauffällig vonstattengegangen. Falls ihre Jobs schmutzig gewesen waren, war vermutlich bereits ein ganzes Team von Leuten auf der Suche nach uns. Drei Jobs und fünf Leichen in einer Nacht würden mit Sicherheit Unruhe stiften. Vermutlich war das jedoch genau der Sinn und Zweck der Sache.
    Die Polizei machte mir keine Sorgen. Sicher, die Bullen würden ermitteln, und die New Yorker Bullen gehörten zu den besten, aber sie mussten sich an Vorschriften halten. Sie hatten ein System. Scheinbar blindwütiges, sinnloses Töten durch Täter, die für ein oder zwei Nächte in die Stadt kommen und anschließend spurlos verschwinden, war nicht ihre Stärke. Das Motiv? Welches Motiv? Wer in der Lage war, das Motiv für diese Morde zusammenzufügen, wusste bereits, weshalb alle diese Personen getötet worden waren. Derjenige gehörte bereits einer Seite an. Hatten wir irgendwelche eingeweihten Leute in New York? Ich weiß es nicht. Vermutlich schon. Hatten sie welche? Ebenso wahrscheinlich. Wir sind überall – sie ebenfalls.
    Ich bog um eine weitere Ecke und lief zur Wohnung meines Gastgebers zurück. Dabei winkelte ich die Arme an, schaltete noch einen Gang höher und gab auf den letzten zwei Meilen alles.
    Mein Gastgeber war ein netter Kerl. Er war ungefähr dreißig Jahre alt, alleinstehend und wohnte in einer Zweizimmerwohnung in Jersey City. Er arbeitete als Computer-Programmierer bei einer Versicherung im Zentrum von Manhattan. Als wir an meinem ersten Abend in der Stadt zusammen etwas trinken gingen, überschüttete er mich mit Fragen. Ich beantwortete einige davon und ließ den weitaus größeren Teil unbeantwortet. Er wusste, wie die Sache läuft. Und er wusste, je mehr Informationen er mir entlocken konnte, desto gefährlicher wurde es für ihn.
    Ich beendete meinen Lauf mit einem langsameren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher