Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
gekannt. Oder hatte dieser Mord, wie die Polizei vermutete, zu spät stattgefunden, um West angelastet werden zu können? War es also Lynsey zusammen mit jemand anderem gewesen? Allerdings nicht mit Roddy Lodge, das war mittlerweile beinahe sicher.
    Oder Lynsey allein? Oder zusammen mit einem ihrer alten Bekannten aus der Cromwell Street?
     
    Kurz nach Huws Abfahrt war Gomer mit einem Mann zusammen aufgetaucht.
    Jumbo Humphries hatte mit seinem blauweißen Cadillac mitten auf dem Platz dicht an der Mauer der Markthalle geparkt, vermutlich eine der wenigen Stellen, an denen er kein Verkehrshindernis darstellte. Jumbo hatte Locken und Bartstoppeln und war äußerst redselig. Er stammte von den unteren Ausläufern der Beacons oder dem oberen Ende des Tals, je nach Standpunkt, und er sprach schnell und emotionsgeladen.
    «Eine
großartige
Lady war das, Mrs.   Watkins. Eine entzückende Frau. Ich darf gar nicht daran denken. Hab mich tausend Mal gefragt, seit ich davon gehört habe, ob ich es hätte verhindern können. Wie hätte irgendwer ihr helfen können? Wie hätten wir sie
retten
können?»
    Jenny Box.
     
    Nun sagte Jane: «Ich glaube nicht, dass man sie hätte retten können. Das sage ich nicht nur so. Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht. Sie hat dir nie irgendetwas
ganz direkt
gesagt, oder? Sie war irgendwie so diffus   … ist das Wort richtig? Ich meine, manchmal hat man sie angesehen, und es war, als wäre ein Teil von ihr schon aus dem Haus gegangen. Verstehst du, was ich meine?»
    «Ja.» Diffus. Mit den Elfen weggetanzt. Mit den Engeln weggeflogen. Merrily blinzelte ihre Tränen weg. «Oh Gott, wäre ich doch nur gestern Vormittag zu ihr gegangen   …»
    «Statt was zu tun? Du konntest doch gar nichts machen. Vielleicht, wenn
ich
zu ihr gegangen wäre   … Ich meine, du bist doch die ganze Woche lang nicht mal zum Schlafen gekommen.» Jane beugte sich über den Tisch, beide Hände um ihren Teebecher geschlossen.
    «Mom, es war so seltsam, so unwirklich, in diesen Raum zu kommen und sie da liegen zu sehen wie die Lady of Shalott in dem Gedicht von Tennyson.»
    Als sie mit Moira aus dem Chapel House gekommen war, hatte Eirion auf dem Marktplatz gestanden. Er war ihnen heimlich gefolgt, weil er vorhatte, Jane den Ausdruck der Website von den Töchtern Uriels in die Hand zu drücken und dann einfach abzuwarten, wie sie reagierte. Am Ende war er ganz dageblieben und bei Jane gewesen, als DCI Annie Howe zusammen mit dem allgegenwärtigen Andy Mumford und dem Team von der Spurensuche gekommen war – die Ganzkörperkondome konnten sich auf eine lange Nachtschicht einstellen.
    Alle zusammen hatten sie Jennys Nachricht auf dem Anrufbeantworter im Pfarrhaus abgehört.
«Er hat meine Kapelle entweiht.»
Die einzige Schlussfolgerung, die man daraus ziehen konnte, war, dass die Kapelle durch Gareth Box’ Leiche und sein Blut entweiht worden war. Warum er dort hinuntergegangen war, warum er überhaupt aus London zurückgekommen war, blieb ein Geheimnis. Sicher war nur, dass Jenny ihm mit aller Gewalt den Schädel und das Gesicht mit dem schweren, vergoldeten Altarkreuz aus Metall eingeschlagen hatte.
    Sie hatten Jennys blutbefleckte Kleidung im Badezimmer gefunden. Offensichtlich hatte sie sich ausgezogen, geduscht, war dann in das lange edwardianische Nachthemd geschlüpft, hattezwei Packungen Schlaftabletten geschluckt und sich mit ihrem Gebetbuch aufs Bett gelegt.
    Am Ende seiner langen Schicht hatte Andy Mumford angerufen, und Merrily hatte ihm von dem Anruf der Journalistin von der
Mail on Sunday
erzählt, die mit ihr über Jenny Box sprechen wollte. Mumford wusste schon darüber Bescheid. Die
Mail
hatte sich sehr kooperativ gezeigt. Anscheinend hatte Gareth Box sie mit detailliertem Hintergrundmaterial versorgt und sich interviewen lassen, ohne jedoch als Quelle genannt werden zu wollen. Und was sollte dabei herauskommen? Ein Porträt Jenny Driscolls, das unwiderlegbar bewies, dass Jenny den Verstand verloren hatte. Die Zeitung hatte von dem 80   00 0-Pfund -Geschenk erfahren, das sie einer Pfarrerin gemacht hatte, von der sie offensichtlich krankhaft besessen war – einer Pfarrerin, die übrigens zufällig eine heimliche Affäre mit einem Rockmusiker unterhielt, der eine «Vergangenheit» hatte.
    Anscheinend hatte Gareth Box der Journalistin gesagt, auch wenn dieses Detail nicht unbedingt zu dem Artikel über Jenny gehörte, so könnte man doch die Pfarrerin dazu bringen, etwas bereitwilliger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher