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Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen

Titel: Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen
Autoren: N. Bernhardt
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genug, um die Strecke auch im abendlichen Zwielicht gut zu meistern.
    Nach wenigen Minuten kamen sie schließlich zum Südosthof, wo Nikko zu Hause war. Sie würden vielleicht noch rechtzeitig zum Abendessen kommen, obwohl die besten Sachen zu dieser Zeit wohl schon längst verspeist waren. Ob Mutters Küche den hohen Anforderungen des feinen Herrn jedoch jemals genügen konnte, wagte der Junge stark zu bezweifeln. Überhaupt machte er sich einige Sorgen, ob die Begegnung mit der Familie, vor allem dem garstigen Gimu, gut verlaufen würde.
    Nikko öffnete die Tür zum Haus daher eher zögerlich und trat nur langsam ein. Ihm folgte Danuwil mit selbstsicherem Tritt.
    »Sieh einer an, das schwarze Schaf, das niemand will, hat doch den Weg zurück gefunden«, giftete Gimu sofort. »Vielleicht sollten wir es ja noch weiter weg aussetzen.«
    »Gimu!«, fuhr die Mutter gleich dazwischen. »Benimm dich!«
    »Ich bin jetzt der Herr über den Hof«, wurde Gimu laut.
    »Das schwarze Schaf ist uns hier nicht willkommen«, fuhr der große Bruder fort und schnauzte sogleich in Richtung Danuwils, den er nun offenbar bemerkt hatte: »Was übrigens auch für dessen Anhängsel gilt.«
    Danuwil riss Nikko daraufhin mit einem Ruck der linken Hand zur Seite und hechtete auf Gimu zu! Der überraschte Junge sah im Augenwinkel, wie das scharfe Langschwert des Adligen im Schein des lodernden Kamins drohend aufblitzte!
    »Was fällt dir ein, du Bauer!«, brüllte Danuwil und hielt dem zu Stein erstarrten Gimu die Schwertspitze aus kaltem Stahl entschlossen an die Kehle. Ein kleiner Stich nur und der große Bruder wäre nicht mehr.
    Der ganze Raum erschien in einer Schockstarre. Alle schienen die Luft angehalten zu haben. Der versteinerte Gimu, die Augen weit aufgerissen, schwitzte nur Blut und Wasser.
    »Verzeiht, mein Herr«, flehte endlich die Mutter. »Der Junge hat ein zu großes Mundwerk. Er wollte Euch doch nicht beleidigen. Bitte habt doch Erbarmen!«
    »Darf ich vorstellen, das ist Danuwil von Bra… Bre…«, wollte Nikko die Situation eigentlich entschärfen, bevor er merkte, dass er den verfluchten Namen schon wieder vergessen hatte! Nun blieb ihm nur zu hoffen, die Sache dadurch nicht noch verschlimmert zu haben.
    »Danuwil von Bregánt«, sprach der nun ruhigere Adlige an Gimu gewandt. »Habe die Ehre«, fügte er sarkastisch hinzu.
    Gimus Augen wurden nur noch größer, aber sagen konnte oder wollte er wohl nichts.
    »Raus«, flüsterte Danuwil dann mit unmissverständlichem Ton und senkte die Waffe. Gimu rannte so schnell, wie vielleicht noch nie aus der Tür und verschwand im Dunkel des Hofs.
    »Verzeiht, gute Frau«, sprach der Adlige mit nun galanter Stimme zur Mutter.
    »Keine Ursache«, lachte diese. »Diese Abreibung war seit langem schon fällig. Schön nur, wenn der Bengel was draus lernen würde.«
    Nun lachte auch Danuwil, dann Nikko, dann der Rest der anwesenden Familie.
    »Gute Frau, ich bitte ergebenst um Kost und Logis für die Nacht«, sprach der Adlige mit freundlichster Stimme. »Es soll Euer Schaden nicht sein.«
    Wieder konnte sich Nikko nur wundern, wie schnell der exzentrische Mann von herrisch auf freundlich schalten konnte.
    »Los, Kinder, macht Platz für den hohen Herrn!«, befahl die Mutter. »Ist Ziegenbraten mit Klößen und Pilzen dem hohen Herrn genehm?«
    »Selbstverständlich doch, gute Frau«, entgegnete Danuwil mit einem breiten Lächeln.

    So gut hatte die Mutter selten gekocht, befand Nikko, nachdem er sich mit Danuwil genüsslich den Bauch vollgeschlagen hatte. Sie hatte sogar einen großen Pott in würzige Bergkräuter eingelegter Waldpilze aufgetischt. So etwas gab es sonst höchsten ein oder zwei Mal im Jahr auf dem Hof. Auch die Knödel waren köstlich und auch kostbar, denn Mehl bekamen die Dörfler nur von Fodaj, der es tief aus der Ebene von Hocatin hierher transportierte. Das Klima hier oben erlaubte es schließlich nicht, Getreide anzubauen. So beeindruckt musste die Mutter von Danuwil sein, dass sie die Prunkstücke der Speisekammer geopfert hatte.
    »Gute Frau«, sprach der Adlige schließlich, »darf ich Euch zu einem Wein einladen?«
    »Wein?«, fragte die Mutter erstaunt und fühlte sich offenbar geschmeichelt.
    »Du trinkst auch mit, Junge!«, befahl Danuwil, als er die Flasche entkorkte.
    Der Wein war zwar der gleiche, schmeckte aber trotzdem besser als gestern. Vielleicht hatte Nikko sich auch erst an den kräftigen Geschmack gewöhnen müssen. Auf jeden Fall wurde dies ein
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