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Der Hexer - NR48 - Geistersturm

Der Hexer - NR48 - Geistersturm

Titel: Der Hexer - NR48 - Geistersturm
Autoren: Verschiedene
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niemand zu Hause zu sein«, sagte ich nicht gerade übermäßig scharfsinnig.
    »Aber Robert, du wirst doch wohl in dein eigenes Haus hineinkommen können«, entgegnete Pri. Wieder funkelten ihre Augen ironisch. Ich mußte wie ein völliger Idiot auf sie wirken. Doch mir entging nicht, auf welch seltsame Art sie mein Haus betonte. Wenn es nicht so abwegig wäre, hätte man annehmen können, sie wüßte Bescheid über die zwiespältigen Gedanken, die ich Andara-House gegenüber oft hegte.
    Auch wenn es mir gehörte, war es doch niemals ganz mein Haus gewesen, sondern stets das meines Vaters, das manchmal sogar ein regelrecht unheimliches Eigenleben entwickelte und mir dadurch schon öfters das Leben gerettet hatte.
    »Gehen wir hinten herum«, sagte ich, darum bemüht, mir meine Unsicherheit und wachsende Sorge nicht allzu deutlich anmerken zu lassen. Ich ergriff Pris Hand.
    Gemeinsam umrundeten wir das Haus auf einem schmalen Weg, der sich zwischen der Pflanzenwildnis durchschlängelte, die für englische Augen eine geradezu tödliche Beleidigung darstellte. Niedrig hängende Zweige streiften mein Gesicht und ließen mich immer zusammenzucken. Die Hauswand an meiner Seite strahlte eine unangenehm spürbare Kälte aus, wie ein eisiger Hauch aus einer fremden Welt. Es hatte zwar zu regnen aufgehört, aber graue Nebelschwaden bedeckten noch immer den Boden, so daß ich den Kies unter meinen Füßen nicht sehen konnte, sondern nur das Knirschen unserer Schritte hörte.
    »Du solltest den Gärtner wechseln«, kommentierte Pri.
    Ich nickte nur. Bislang hatte ich mich nie sonderlich um den Zustand des Hauses und Gartens gekümmert. Wenn ich fortan hier mit Pri zusammenlebte, war das Grund genug, endlich alles etwas freundlicher herzurichten.
    Die wie gespenstische Fäden zwischen den Büschen hängenden Nebelschleier verliehen allem ein unwirkliches Aussehen. Sie schienen die Realität um eine winzige Nuance in den Bereich des Geisterhaften zu verschieben, ins Reich der Schatten und gestaltgewordenen Alpträume. Ich glaubte, unwirkliche, huschende Bewegungen gerade noch am Rande des Wahrnehmbaren zu entdecken, doch sobald ich mich genauer darauf konzentrierte, stellten sich die Bewegungen als Einbildung oder das profane Zittern eines Blattes im Wind heraus. Meine Nerven waren überreizt und gaukelten mir Dinge vor, die es nicht gab.
    Unwillkürlich ging ich schneller. Auch der Druck von Pris warmer Hand vermochte meine Angst nicht ganz zu verdrängen. Immer noch fragte ich mich, wieso mein Schlüssel plötzlich nicht mehr paßte, und warum niemand auf mein Klopfen reagiert hatte.
    Wir erreichten die kleine Terrasse hinter dem Haus, ein Stück vom Dienstboteneingang entfernt. Hier gab es eine reichlich altersschwache Tür zur Küche. Ein Schwachpunkt im Sicherheitssystem des Hauses und geradezu eine Einladung für jeden Einbrecher. Ich hatte mir schon ein paarmal vorgenommen, die Tür durch eine massivere ersetzen zu lassen, war aber nie dazu gekommen. Nun gereichte es mir zum Vorteil. Zwar war die Tür von innen verriegelt, aber auch das stellte kein Hindernis dar.
    Ich winkelte meinen Arm an, um mit dem Ellenbogen das dünne Glas des Sichtfensters einzuschlagen, als mich ein Aufschrei Pris herumfahren ließ.
    Ein kahler, fingerdicker Zweig hatte sich geschmeidig wie eine Schlange um ihren Hals gewunden und riß sie mit einem harten Ruck nach hinten...

    * * *

    »Nein!« schrie Shadow noch einmal. Sie taumelte zurück, als hätte sie ein Schlag getroffen, doch der haßerfüllte Blick ihres Gegenübers traf sie härter, als jeder körperliche Angriff es vermocht hätte.
    Entsetzt konzentrierte sie sich auf ihren Gegner, ohne ihren geistigen Fühler ganz von Craven zurückzuziehen. Sie hatte gewußt, daß sie sich der Rache für ihren Verrat nicht immer entziehen konnte, aber sie hatte gehofft, sich vor ihren Verfolgern so lange verbergen zu können, bis die unmittelbare Gefahr durch Priscylla und Robert Craven gebannt wäre.
    Jetzt war es zu spät, noch einmal zu fliehen. Sie mußte sich der Konfrontation stellen und wußte, daß sie verloren war, aber sie würde zumindest versuchen, so viel Zeit zu gewinnen, bis das Verhängnis gebannt war.
    »Bruder«, hauchte sie mit erstickter Stimme.
    »Schweig!« donnerte er. »Du hast kein Recht mehr, mich Bruder zu nennen. Ich habe dich einst wie eine Schwester geliebt und deinen Verrat nicht glauben können. Deshalb habe ich dich auf die Probe gestellt. Nun gibt es wohl keinen
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