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Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Titel: Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume
Autoren: Verschiedene
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passiert?« fragte Howard. Es gelang ihm nicht, das leichte Zittern in seiner Stimme völlig zu unterdrücken. »Ein neuer Fall von Wahnsinn?«
    »Nein.« Van der Croft schüttelte den Kopf. »Mit den Männern ist alles in Ordnung. Aber wir haben keine Verbindung zu Kapitän Nemo mehr. Haller hat das Funkgerät zerstört.«
    Ich starrte ihn entgeistert an. Funkgerät? Im Stillen hatte ich die ganze Zeit über gewußt, daß Howard die Wahrheit gesagt hatte, aber ich hatte mich beinahe krampfhaft bemüht, an eine Übertreibung zu glauben. Mir schwindelte bei der Vorstellung eines Gerätes, das die menschliche Sprache in Form elektrischer Wellen ausstrahlte.
    Auch jetzt behielt Howard die Ruhe, wenngleich ich erkannte, daß es unter seiner Maske der Gelassenheit brodelte. »Wenn wir Ihnen in irgendeiner Form helfen sollen, dann müssen Sie uns endlich erzählen, was eigentlich vorgefallen ist«, forderte er. »Nemo blieb keine Zeit, uns Einzelheiten mitzuteilen.«
    Van der Croft nickte gezwungen. Sein Blick wich dem Howards aus.
    »Es ist wohl überflüssig, Sie zu bitten, über alles strengstes Stillschweigen zu bewahren. Nicht einmal meine Mannschaft weiß, was auf dem Stützpunkt vorgefallen ist«, sagte er.
    Howard nickte ungeduldig und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, weiterzureden. Van der Croft berichtete von der Entdeckung der verborgenen Stollen unter Nemos Stützpunkt, von der eigenartigen Barriere und dem Locken, das die Männer mit geradezu magischer Kraft dort hinzog.
    »Wir befinden uns hundert Meilen von Vulkano entfernt. Es ist beinahe unmöglich, daß irgendeine Art der Beeinflussung über eine solche Distanz reichen kann«, schloß er. »Aber es ist die einzige Erklärung. Die Symptome sind in beiden Fällen fast dieselben. Es... es kann kein Zufall sein. Die Männer scheinen völlig den Verstand zu verlieren und entwickeln geradezu übernatürliche Kräfte. Da sie von hier aus keine Möglichkeit haben, schnell die Barriere zu erreichen, äußert sich der Wahnsinn in Haß und blinder Zerstörungswut.«
    Howard und ich hatten seinem Bericht schweigend gelauscht. Langsam begann ich zu begreifen, warum Nemo bei all seiner Macht ausgerechnet uns um Hilfe gebeten hatte. Die Beeinflussung konnte keine natürlichen Ursachen haben.
    »Hat einer der Männer auf der NAUTILUS diese seltsame Barriere persönlich gesehen?« hakte ich nach.
    Van der Croft verneinte. »Wir befanden uns bereits alle an Bord, da wir eigentlich zu einem anderen Ziel auslaufen sollten. Der Zeitpunkt, als die Barriere entdeckt wurde, müßte mit unserem Auslaufen zeitlich in etwa zusammenfallen. Erst zwei Tage später erhielten wir Nemos Befehl, Kurs auf Brighton zu nehmen.«
    Eine posthypnotische Beeinflussung schied also aus. Auch zu dieser Form von Hypnose war es notwendig, mit dem Opfer zumindest kurzfristig persönlichen Kontakt zu haben. Und damit war ich mit meinem Latein ziemlich am Ende. Ich warf einen Blick zu Howard, der mit verschränkten Armen in seinem Sessel saß und zur Decke hinaufstarrte.
    »Wie viele Menschen sind bislang verschwunden?« wollte er wissen.
    »Bei meinem letzten Gespräch mit Nemo waren es neununddreißig. Das Phänomen trat in immer kürzeren Abständen auf, so daß es inzwischen bestimmt mehr geworden sind.«
    »Und wie viele Menschen halten sich auf dem Stützpunkt insgesamt auf?«
    Van der Croft überlegte kurz. »Wenn ich die Besatzung der NAUTILUS abziehe, sind es achtundneunzig.«
    Achtundneunzig... Das bedeutete, daß Nemo bereits fast die Hälfte seiner Männer eingebüßt hatte. Ein völlig widersinniges Gefühl der Enttäuschung breitete sich in mir aus. Ich hatte mir Nemos geheimes Reich größer vorgestellt. Es war nicht ausgeblieben, daß Gerüchte über ihn an die Öffentlichkeit gelangt waren, und Jules Verne hatte diese Gerüchte sogar in Buchform gesammelt und Abenteuerromane daraus gemacht. Auch wenn ich mir bewußt war, daß das allermeiste davon nur pure Erfindung war, hatte ich mir andere Vorstellungen von Nemos Stützpunkt gemacht. Irgendwo hatte ich sogar etwas von einer gigantischen Unterwasserstadt aufgeschnappt, in der Tausende von Menschen leben sollten.
    »Wo liegt der Stützpunkt?« fragte ich.
    »Irgendwo im Mittelmeer«, antwortete van der Croft ausweichend. »Es handelt sich um eine kleine Insel, die auf keiner Landkarte verzeichnet ist. Genauere Angaben darf ich Ihnen nicht machen.«
    »Handelt es sich um den einzigen Stützpunkt?« hakte ich ohne große Hoffnung
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