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Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Titel: Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume
Autoren: Verschiedene
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Überall bot sich uns der gleiche Anblick: bewußtlose und niedergeschlagene Männer, von denen die ersten sich stöhnend wieder aufrichteten, willkürlich zertrümmerte Geräte, zerbrochene Möbelstücke. Es war ein unheimliches Gefühl, durch den Leib dieses riesigen stählernen Schiffes zu gehen und die Spuren der Verwüstung zu erblicken, die ein einzelner Mann angerichtet hatte – und daß es Haller allein gewesen war, daran bestand eigentlich kein Zweifel mehr, so unglaublich es schien, denn einen weiteren Wahnsinnigen fanden wir nicht.
    Nicht zum ersten Male kam mir schmerzhaft zu Bewußtsein, wie verwundbar dieser Gigant aus Stahl und ans Wunderbare grenzender Technik doch war. Ich hatte selbst miterlebt, wie er ein mächtiges Kriegsschiff versenkt hatte – aber ich hatte ebenso miterlebt, wie ein einzelner Mann mit einem Schraubenschlüssel die NAUTILUS in ein manövrierunfähiges Wrack verwandelte. Und wären wir jetzt nicht rechtzeitig gekommen, hätte Haller nachgeholt, was Spears damals mißlungen war.
    »Wo ist Nemo?« fragte ich, nachdem wir auf die Brücke zurückgekehrt waren. Die Männer begannen einer nach dem anderen wieder zu erwachen, aber van der Croft war trotzdem der einzige, der klar genug schien, mir eine einfache Antwort auf eine einfache Frage geben zu können.
    »Er ist nicht an Bord«, erklärte er. »Ich führe an seiner Stelle das Kommando. Allerdings«, fügte er mit einem säuerlichen Lächeln hinzu, »nicht besonders gut, wie es aussieht.«
    Ich ignorierte die unausgesprochene Bitte, ihm zu widersprechen, und lächelte nur zustimmend.
    »Dann können Sie mir sicherlich auch endlich erklären, warum Sie uns an Bord geholt haben.«
    Er nickte. »Das bin ich Ihnen wohl schuldig. Aber ich muß Sie noch um einen Moment Geduld bitten. Wir sind schon viel zu lange hier. Bis zum Ende des Tauchmanövers werde ich auf der Brücke gebraucht. Bitte nehmen Sie solange im Salon Platz.«
    »Tauchmanöver?« Ich starrte ihn an. »Ich habe keineswegs vor...«
    Howard ließ mich erst gar nicht ausreden, packte mich am Arm und zog mich mit sich, ohne meinen Protest auch nur zur Kenntnis zu nehmen.
    »Nemo ist ein Freund von mir«, sagte er scharf. »Ohne ihn wäre ich nicht mehr am Leben, und du vermutlich ebenfalls.«
    »Ich weiß«, sagte ich und versuchte seinen Arm abzustreifen. Howard zerrte mich unbeirrt weiter. »Aber trotzdem denke ich nicht daran, auf diesem Schiff –«
    »Nemo ist in Not«, unterbrach mich Howard scharf, »und wenn ich auch nicht weiß, um was es sich handelt, muß die Lage sehr ernst sein, wenn er mich um Hilfe bittet. Für mich steht es außer Frage, daß ich alles Menschenmögliche unternehmen werde, um ihm zu helfen. Falls du anders darüber denkst, wird van der Croft dir sicherlich Gelegenheit geben, wieder an Land zurückzukehren. Also entscheide dich.«
    Ein leichtes Vibrieren durchlief den Boden, ein Stampfen und Schaukeln, an das ich mich in der nächsten Zeit wohl gewöhnen mußte, denn es würde zu einem ständigen Begleiter unserer Reise werden. Die kraftvollen Maschinen der NAUTILUS hatten ihre Arbeit aufgenommen. Fast kam es mir wie das Magenknurren eines urweltlichen Ungeheuers vor, in dessen Maul wir auch noch freiwillig getreten waren.
    Habe ich schon erwähnt, daß ich Schiffe jeglicher Art hasse? Und solche, die sich perfider Weise auch noch unter der Wasseroberfläche zu bewegen pflegen, erst recht?
    »Du hättest mir wenigstens sagen können, daß wir eine längere Reise unternehmen«, maulte ich, »dann hätte ich meine Koffer packen können. Du hast es doch gewußt, oder?«
    »Ja, ich wußte es, aber zum Kofferpacken und ähnlichem Schnickschnack blieb uns wirklich keine Zeit mehr. Außerdem hättest du nur noch mehr neugierige Fragen gestellt. Die reale Existenz von Kapitän Nemo und der NAUTILUS ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der Welt. Wenn seine technischen Machtmittel in die falschen Hände gerieten, wären die Folgen nicht auszudenken. Da ich nicht wußte, was uns erwartet, durfte ich dir nicht sagen, mit wem wir uns treffen würden. Außerdem«, fügte er feixend hinzu, »wärest du unter Umständen auf die Idee gekommen, deine ägyptische Wüstenrose mitzunehmen.«
    »Arabisch«, widersprach ich zornig. Howard hatte nicht einmal so unrecht – ich hatte Sill nur sehr ungern in London zurückgelassen, denn obwohl sie alles andere als hilflos war, war die Millionenstadt für sie eine vollkommen fremde Welt, in der sie verloren sein
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