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Der Hexer - NR44 - Endstation Hölle

Der Hexer - NR44 - Endstation Hölle

Titel: Der Hexer - NR44 - Endstation Hölle
Autoren: Verschiedene
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bewirkt, der sich nicht nur Foggs Gehirn bemächtigt hatte. Nein, er strahlte auch auf seinen Diener aus und machte ihm das Leben zur Hölle.
    Mit Sicherheit besaß er auch die Macht, größere Dinge zu bewirken als das Öffnen eines Hügels, um drei Menschen und drei Pferden den Tod zu bringen.
    »Vier Tage sind es«, sagte Fogg unvermittelt. »Ich befürchte, daß wir noch viel mehr Zeit verlieren. Mein lieber Passepartout, ich weiß, daß es ein Fehler war, auf Moriartys Verlockungen einzugehen. Betrachte mich als einen Dummkopf, aber halte mir zugute, daß ich bereits damals dem Blendwerk des Beutels zum Opfer fiel. Nicht unsere Verfolger sind in eine Falle gelockt worden, sondern wir. Du bist noch relativ frei, ich aber kann mich nicht befreien. Niemand kann das. Deshalb erteile ich dir jetzt – vom Herrn zum Diener – einen Befehl, dem du ohne Zögern nachkommen wirst!«
    »Ja«, erwiderte Passepartout. »Solange ich es mit meinem Gewissen vereinbaren kann!«
    »Du wirst dein Gewissen vergessen müssen, um Aouda und der Kinder willen. Du wirst Gewalt gegen deinen Herrn anwenden müssen. Sollten wir diese Zugfahrt überstehen, wirst du mich töten. Nimm das Messer aus der Reisetasche. Du wirst mich töten und mich vergraben, so wie ich bin, zusammen mit dem Beutel!«
    Er wandte den Kopf und musterte seinen Diener. Passepartout wurde kreidebleich. Die Wangenmuskeln seines Gesichts begannen zu zucken, und er öffnete mehrmals den Mund, um zu sprechen.
    »Ich... kann... nicht«, ächzte er dann. »Vergebung! Aber ich kann es nicht!«
    »Du wirst es tun müssen!« Mr. Fogg blieb hart. »Wenn es nicht schon zu spät ist.«
    Er deutete hinaus, stieg dann mit entschlossenem Gesicht in das Abteil zurück und griff den Diener an seinem Rock. Er zerrte ihn zum Fenster und deutete hinaus.
    »Da!« stieß er hervor. »Der Stein in meiner Tasche glüht. Er bewirkt etwas, was ich nicht glauben könnte, würde ich es nicht sehen!«
    Der grüne Regenwald war verschwunden. An seiner Stelle glänzte kahles Gestein, eine Ebene, die nur aus Fels bestand. Es gab keinen einzigen Baum, kein Lebewesen. Der Himmel leuchtete in trübem Grau, obwohl sich keine einzige Wolke am Firmament befand. Das Licht von oben war dumpf, und die Luft roch stickig und besaß einen Beigeschmack von Schwefel.
    Der Zug selbst rollte über einen schienenlosen Boden, ohne daß das Geräusch der Räder zu hören war. Fogg deutete hinab zum Boden, der sich in Wellen bewegte.
    »Der Zug selbst steht still. Nur der Boden bewegt sich. Wie eine Schlange trägt er uns fort!«
    Passepartout hörte seine Worte kaum. Viel zu sehr nahmen ihn die eigenen Beobachtungen in Anspruch. Er blickte nach vorn zur Spitze des leicht gekrümmten Zuges. Die Lokomotive hatte sich auf schreckliche Weise verändert. Es war keine Dampflok mehr mit ihrem charakteristischen Aussehen, sondern ein feuerspeiendes Ungeheuer, etwa zwanzig Yards hoch und sechzig lang. Es wand sich hin und her, und seine Oberfläche leuchtete in allen Regenbogenfarben. Ein schuppiges Ungeheuer, das mit den Wagen des Zuges verbunden war und sie mit sich riß.
    Es schien den gellenden Schrei zu hören, den Passepartout bei seinem Anblick ausstieß. Es wandte den Kopf. Das riesige Vorderteil besaß die Proportionen eines Saurierschädels mit lang vorragendem Kiefer und kleinen, tückischen Augen. Der Kiefer öffnete und schloß sich, das Raubtiergebiß mit den Reißzähnen gab ein knirschendes Geräusch von sich, und dann brüllte und fauchte das Ding, daß die Zähne des Dieners mitzuklappern begannen und er beinahe aus dem Fenster gestürzt wäre, wenn Phileas Fogg ihn nicht am Kragen gepackt und zurückgerissen hätte.
    Passepartout kroch wimmernd von dem Fenster fort in die Nähe der Tür und kauerte sich am Boden zusammen. Er barg das Gesicht in den Händen und schluchzte.
    »Ich will nicht sterben«, hauchte er. »Ich bin nicht dafür geschaffen, dem Tod aufrecht ins Angesicht zu sehen!«
    »Du wirst nicht sterben«, sagte Mr. Fogg kühl und beherrscht, wie es seine Art war. »Der Stein schützt uns. Solange du bei mir bist...« Er ließ den Satz offen und beugte den Oberkörper wieder hinaus. Es war seltsam, keiner der anderen Fahrgäste schien etwas zu bemerken. An den Fenstern der anderen Abteile und Wagen rührte sich nichts.
    »Nicht sterben!« Dumpf kam das Echo aus des Dieners Kehle. Die Worte seines Herrn waren ein schwacher Trost angesichts dessen, was sich draußen abspielte.
    Und was noch auf
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