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Der Hexer - NR44 - Endstation Hölle

Der Hexer - NR44 - Endstation Hölle

Titel: Der Hexer - NR44 - Endstation Hölle
Autoren: Verschiedene
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Oberkörper nach vorn und stützte den Kopf in die Hände. Seine Augenlider schlossen sich, und sein Geist richtete sich nach innen. Rajniv war jetzt nur er selber, ein alter Mann ohne Bezug zu der Welt, in der er lebte.
    Er lauschte in sich hinein und erlebte einen Teil dessen mit, was geschah. Sein Körper vermochte nicht ganz, all das zu verbergen, was sein Geist entdeckte. Wie in Trance bewegte sich sein Oberkörper, mal nach links, mal nach rechts, formten die Lippen lautlose Worte.
    »Es sind drei. Sie reiten einen Hügelkamm entlang«, stieß er plötzlich hervor. »Sie brechen ein. Sie haben sich in der Falle gefangen, in die sie gelockt wurden. Aber warum, Monsieur? Warum sollen sie sterben? Die bösartige Ausstrahlung kommt von dem anderen. Nein, es darf nicht sein. Ich muß etwas tun. Ich muß sie retten!«
    Er verstummte mit einem heiseren Röcheln, vergrub den Kopf noch tiefer in den Händen und krümmte sich.
    Weit entfernt öffnete sich die Erde. Sie schuf einen dunklen Dom, eine Höhlung unter der Oberfläche, in die die drei Reiter und Pferde stürzten. Sundhales konnte nicht erkennen, was dort unten war, woran es ihn hätte erinnern können, wenn er es wahrgenommen hätte. Er erfuhr lediglich einen Namen, der Teil jener Bösartigkeit war, die die drei Menschen in die Falle gelockt hatte.
    Rajniv holte nochmals tief Luft, rang sich in einem unterdrückten Aufstöhnen die letzte Kraft für seinen Einsatz ab. Das, was er bisher in der Art eines unbeteiligten Beobachters wahrgenommen hatte, veränderte übergangslos die Perspektive, bewegte sich auf ihn zu und wuchs vor ihm auf, als rase er durch einen Tunnel darauf zu. Er fand sich in der Höhlung wieder und spürte nur die Anwesenheit der drei Körper, die stürzten. Auf die Pferde achtete er nicht, sie waren für ihn nichts, weswegen er hätte handeln müssen.
    Rajniv Sundhales mobilisierte seine Fähigkeit, die ihn zu einem Einzelgänger und Ausgestoßenen gemacht hatte, für die er von der Küste einst ins Landesinnere gejagt und vergiftet worden war. Etwas in ihm wurde glühend heiß, verströmte den Odem glühender Lava und griff nach den drei Körpern. Es begann sie zu umweben und einzuhüllen, rasend schnell, denn es blieb nicht viel Zeit.
    Ein Knirschen und Quetschen drang an seine ›Ohren‹, die schweren Pferdeleiber waren auf Fels aufgeprallt und zerschlagen worden.
    Jetzt! Der lautlose Befehl in ihm löste endgültig aus, wozu er fähig war. Der Odem hatte die drei stürzenden Körper ergriffen und ließ keine Lücke um sie herum.
    Und es geschah. Ein kurzer, greller Lichtblitz zuckte durch das Dunkel der Höhlung und beleuchtete drei Männer, die wie in einer unsichtbaren Blase hin- und hergewirbelt wurden. Der Lichtblitz erlosch, die Dunkelheit kehrte zurück. Die Höhlung verschwand rasend schnell in der Ferne, und dann gab es drei dumpfe Geräusche, als die Körper den felsigen Untergrund berührten.
    Sundhales stieß einen Schrei aus und kippte vornüber, und Talsah fing ihn behutsam auf und bettete ihn an die Felswand. Er fächelte ihm ein wenig Luft zu, und das Zucken im Körper des alten Mannes hörte übergangslos auf.
    Langsam, voller Vorbehalte und Zögern, öffnete Rajniv die Lider. Die blauen Murmeln blickten den Schüler an.
    »Monsieur?« fragte Sundhales mit seltsam veränderter Stimme. »Es ist Nacht!«
    »Draußen wird es dunkel«, antwortete Talsah. »Aber hier wird es gleich hell!«
    Ein Rascheln und Zischen entstand, dann flammte der Kienspan auf und beleuchtete die Höhle. Talsah reichte seinem Meister die Hand, und Rajniv erhob sich schwankend und machte ein paar Schritte weiter in die Höhle hinein. Er sah sie liegen, drei Körper. Vorsichtig ging er näher heran. Es waren zwei Männer mittleren Alters, Europäer, wie er feststellte. Der dritte war ein junger Inder, vermutlich der Führer.
    »Sieh nach, was mit ihnen ist«, sagte der Alte.
    Talsah beugte sich über sie und untersuchte sie. Er prüfte ihren Pulsschlag und ihre Atmung, tastete Brustkorb und Rücken ab, danach die Beine und Arme.
    »Sie sind unverletzt!« Wieder nahm er Rajnivs Hand. »Aber die Ohnmacht hält sie umfangen!«
    Einige wenige Augenblicke schwieg Rajniv Sundhales, dann begann er leise vor sich hin zu lachen.
    »Wie war es?« wollte er wissen. »Ich habe wieder Monsieur gesagt, ganz bestimmt!«
    »Ja.«
    »Es ist eine Fügung des Schicksals, daß diese Wunde in meiner Seele nicht verheilen will und unter großen Anstrengungen immer neu
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