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Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Titel: Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt
Autoren: Verschiedene
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befinden. Allein Sill war für mich real. Zwar verspürte ich bei dem Gedanken an sie eine ungewisse Furcht und Unruhe, doch erwartete ich sie beim Erwachen neben mir zu sehen.
    Ein scharfer Schmerz irgendwo in der unteren Hälfte meines Leibes machte mich wieder auf meinen Körper aufmerksam. Mir war kalt, entsetzlich kalt. Ich fühlte eine Schwäche, die fast die Grenzen echten körperlichen Schmerzes erreichte. Unbewußt hob ich die Hand und versuchte mein Gesicht zu berühren, aber selbst für diese kleine Bewegung fehlte mir die Kraft. Es bereitete mir ungeheure Mühe, auch nur die Augenlider zu heben. Zuerst sah ich nichts als einen dunklen Nebel, der sich ganz langsam lichtete. Dann jedoch erkannte ich, daß meine Hand voller Blut war.
    Diese Erkenntnis überraschte mich, denn ich konnte mich nicht erinnern, eine Wunde erhalten zu haben. Ich durchsuchte mein Gedächtnis genauer und erhielt dabei Antworten, die so verrückt und phantastisch waren, daß ich sie im ersten Moment unter dem Stichwort »Alptraum« ablegen wollte. Dann fiel mein Blick auf die dunkel gekleidete Frau, die neben mir stand. Eine sehr alte Frau. Ihre kleinen Augen waren unnatürlich geweitet. Aus ihren Blicken sprach Hilflosigkeit und eine abgrundtiefe Furcht. Und Mitleid.
    Es stimmte also. Es war kein Traum. Ich war diesen Conden-Leuten, die mich meiner Kräfte und meines Lebens berauben wollten, in die Falle gegangen. Und Sill befand sich in der Hand der Ancen-Krieger, die sicher keinen Deut besser waren als Madur und die Hexe Mereda. Hatte ich wirklich für eine Weile daran gedacht, daß diese Verrückten auch nur im Traum daran dachten, uns zu helfen?
    Der Zorn, mit dem mich dieser Gedanke erfüllte, gab mir für einen Moment neue Kraft. Ich setzte mich auf, spürte aber sofort wieder Schwäche und Schwindel und verbarg das Gesicht in den Händen.
    Als ich wieder aufsah, war die alte Frau neben mir in die Hocke gegangen. Ihr Blick war... seltsam.
    Die Furcht und das Mitleid und die Verwirrung waren noch immer darin – und noch etwas.
    Etwas, das mich schaudern ließ.
    Langsam, zitternd vor Furcht, hob sie ihre dürre Hand, streckte den Arm aus und berührte mich mit den Fingern an der Wange, ganz kurz nur.
    »Du... du bist es«, murmelte sie.
    »Natürlich bin ich es«, antwortete ich, nahm die Hände herunter, sah sie verwirrt an und fügte hinzu: »Wer?«
    »Du!« wiederholte die Alte. »Du bist es. Du... du bist gekommen...« Ihre Augen wurden groß. »Und Mereda hat... Bei allen Göttern, was hat sie getan?«
    Ich verstand kein Wort – ich versuchte es auch erst gar nicht –, sondern schloß für einen Moment die Augen, stützte mich mit den Handflächen auf den Steinfliesen ab und versuchte, mich wieder hochzustemmen.
    Mit dem gleichen Ergebnis wie zuvor. Ich hatte nicht mehr die Kraft. Was immer die Conden-Zauberer mit mir gemacht hatten – es hatte mich aller Energie beraubt. Ich fühlte mich kaum in der Lage, die Augen offen zu halten.
    »Warte«, sagte die Alte. Sie stand auf, kam einen Moment später zurück und reichte mir eine Schale mit einer heißen, übelriechenden Flüssigkeit.
    »Trink«, sagte sie.
    Ich zögerte. Die Brühe stank widerwärtig. Aber die Alte lächelte so freundlich, daß ich jeglichen Gedanken an Gift und Heimtücke fast schuldbewußt aus meinem Bewußtsein verjagte, die Schale ergriff und mit einem einzigen Zug leert.
    Die Flüssigkeit schmeckte noch schlimmer, als sie roch, aber die Wirkung setzte augenblicklich ein. Eine Woge warmer, wohltuender Schwere breitete sich in meinem Körper aus, lähmte mich für drei, vier Sekunden und verschwand.
    Zusammen mit der Schwäche.
    Von einem Moment auf den anderen fühlte ich neue, pulsierende Kraft, eine solche Energie, daß ich um ein Haar sofort aufgesprungen wäre.
    »Du mußt vorsichtig sein«, sagte die Alte. »Das Viha gibt dir Kraft, aber es wirkt nur eine Stunde. Danach wirst du schlafen. Sehr lange.«
    Eine Stunde – nun, das war lange genug, hier herauszukommen.
    »Wer bist du?« fragte ich freundlich.
    »Xird, Herr«, antwortete die Alte. »Ich bin Meredas Dienerin.«
    Mein Gesicht mußte wohl ohne mein bewußtes Zutun auf den Namen Mereda reagiert haben, denn Xird sah mit einem Male sehr betroffen aus. »Ich wußte nicht, was sie tat, Herr«, beeilte sie sich zu versichern. »Und ich wußte nicht, wer Ihr seid. Niemand hier wußte das. Sie hätte Euch fast umgebracht.«
    »Aber nur fast«, murmelte ich. »Laß es gut sein, Xird. Wo sind
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