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Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Titel: Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt
Autoren: Verschiedene
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einen Schritt, blieb auf der nächsten Stufe wieder stehen und wandte mich zu ihr um. Das Gesicht der alten Frau war zu einer ausdruckslosen Maske geworden.
    Nur in ihren Augen glomm ein sehr sonderbares, schwer zu deutendes Feuer.
    Einen Moment lang hielt ich ihrem Blick stand, dann drehte ich mich wieder zur Stadt um und sah zu Madur und seinen Kriegern hinunter.
    Und was ich erblickte, ließ mich jeglichen Gedanken an Flucht auf der Stelle vergessen.
    Das graue Brodeln im Zentrum des Halbkreises, den Madurs Krieger bildeten, hatte zugenommen. Auf den allerersten Blick sah es aus wie Nebel, träge graue Fetzen, die in irrsinnigem Wirbel hin und her wogten.
    Dann erkannte ich, was es wirklich war... Es waren Körper.
    Entsetzlich verzerrte, formlose Dinge, die vage an menschliche Körper erinnerten, gleichzeitig aber auch schrecklich fremd und abstoßend waren. Übermannshohe Kolosse aus grau-schleimigem Protoplasma, das kein Recht hatte, in dieser oder irgendeiner anderen Welt zu leben. Die nicht einmal lebten, sondern allerhöchstens existierten.
    Shoggoten...
    Sieben, acht der Protoplasmawesen tobten im Inneren des Verteidigungskreises. Irgend etwas hielt sie zurück, etwas Unsichtbares und Starkes. Aber sie gewannen an Boden, sehr langsam zwar, aber unaufhaltsam.
    »Geh«, sagte Xird hinter mir. »Geh und laß sie alle sterben, wenn du es kannst.«
    Einen Moment lang blieb ich noch reglos stehen, dann wandte ich mich ein letztes Mal zu ihr um, lächelte beinahe traurig – und ging.
    Die Treppe hinab und direkt auf Madurs Krieger zu.

    * * *

    Madur schrie einen Befehl über den Lärm hinweg. Die Sree legten ihre Pfeile auf die Sehnen und spannten die Bögen. Sekunden später prasselten die Geschosse wie dichter tödlicher Hagel auf die Gruppe sich windender Ungeheuer herab, die kaum mehr zehn Schritte von den vordersten Bogenschützen entfernt war. Ich sah, wie die Pfeile ihre Körper trafen, ja zum Teil durchschlugen. Aber ihre Wirkung war gleich null. Die schiere Wucht der Salve ließ die Ungeheuer ein kleines Stück zurückweichen, aber sie preschten fast ebenso schnell wieder vor – und ein kleines Stück weiter, ehe sie abermals gegen die unsichtbare Maurer prallten, die ihren Vormarsch bisher aufgehalten hatte.
    Nach diesem Mißerfolg herrschte einen Augenblick Ratlosigkeit bei den Conden-Leuten. Zögernd gab Madur den Befehl, eine zweite Salve abzuschießen.
    Sie richtete ebensowenig Schaden an wie die erste, und wieder rückten die Shoggoten ein kleines Stück weiter vor. Dann geschah, was geschehen mußte: Eine der Bestien bäumte sich auf, sprengte die unsichtbaren Fesseln, die sie hielten, und warf sich mit wirbelnden Armen zwischen die Sree. Zwei, drei der echsenhaften Wesen wurden von ihren peitschenden Tentakeln getroffen und zu Boden geschleudert. Fast augenblicklich begannen sie sich zu verändern.
    Madur reagierte mit einer Kaltblütigkeit, die angesichts des entsetzlichen Geschehens beinahe schockierend wirkte. Während der Shoggote zurücktaumelte, bellte er einen schrillen Befehl. Die Bogenschützen wichen zur Seite, und zehn, fünfzehn mit langen Spießen bewaffnete Sree nahmen ihre Stelle ein. Als sich die drei neuerschaffenen Shoggoten aufrichteten, sahen sie sich einem wahren Wald von Speerspitzen gegenüber, der sie zwar nicht verletzen konnte, aber in den Kreis der anderen zurücktrieb.
    Trotzdem war es wohl eher ein Phyrrussieg. Drei Sree waren tot, und dafür war die Zahl der Shoggoten nunmehr auf zehn angewachsen. In meinem Gedächtnis nistete sich der häßliche Gedanke an jenes Rechenbeispiel mit dem Schachbrett ein, das ich einmal gehört hatte – auf das erste Feld ein Korn, auf das zweite zwei, das dritte vier, das vierte acht, das fünfte sechzehn und so weiter... Madur mochte die Shoggoten auf diese Weise noch eine geraume Weile in Zaum halten, aber irgendwann würde der Verteidigungsring brechen, und dann würden sich die Monster in mathematischer Progression vermehren.
    Was bedeutete, daß die unterseeische Kuppel binnen weniger Stunden bis in den letzten Winkel mit grauem Protoplasma gefüllt sein konnte.
    Und es sah beinahe so aus, als wäre dieser Zeitpunkt nicht mehr allzu weit entfernt, denn die unsichtbare Wand, die die Shoggoten zurückhielt, wankte immer mehr.
    Hastig drehte ich mich herum und hielt nach Mereda und den anderen Magiern Ausschau. Sie standen nicht sehr weit von mir entfernt und bildeten einen lockeren Kreis, in dessen Mitte Mereda selbst stand, hoch
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