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Der Hexer - NR34 - Stirb Hexer

Der Hexer - NR34 - Stirb Hexer

Titel: Der Hexer - NR34 - Stirb Hexer
Autoren: Verschiedene
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etliche sonderbare Ereignisse der letzten Jahre erklären zu können, die ihm mit einem Male in einem ganz anderen Licht erschienen waren. Angus war sich sicher, diesen Templern, wie sie sich nannten, bei entsprechenden Nachforschungen mehr als ein paar kleine Vergehen nachweisen zu können.
    Doch damit war es jetzt vorbei. Aus, dachte er, fuhr sich mit der Hand über die Augen und kippte sein Glas in einem Zug hinunter; nur, um sich von einem Clubdiener sofort ein neues bringen zu lassen. Beiläufig grüßte er einen flüchtigen Bekannten, der den Club betrat, und wandte sich dann seinem Exemplar der Times zu, um den anderen zu zeigen, daß er in Ruhe gelassen werden wollte.
    Während sein Blick über die dicht bedruckten Zeilen glitt, ohne daß er in Wirklichkeit auch nur einen einzigen Buchstaben las, schweiften seine Gedanken wieder ab. Er war der Lösung so nahe gewesen. So verdammt nahe! dachte er bitter. Nein, es war einfach nicht fair.
    Als Angus Peabody an diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen war, spürte er, daß ihn jemand beobachtete. Er sah von seiner Zeitung auf, nippte gedankenverloren an seinem Glas und musterte die Männer im Club mit geübtem Blick. Die meisten gehörten wie er zu den Polizeioffizieren des Scotland Yard, wenngleich die meisten höheren Chargen entstammten, denn ein Mann wie er konnte sich einen Aufenthalt hier im Club nicht jeden Tag leisten. Allenfalls einmal im Monat. Oder wenn er gerade gefeuert worden war, fügte er bitter hinzu.
    Trotzdem fuhr er – rein gewohnheitsmäßig – mit seiner Beobachtung fort. Ein paar Rechtsanwälte waren da, ein Richter des Old Bailey und mehrere Männer, die als Schöffen bei den Schwurgerichtsverhandlungen fungierten, wenn er sich richtig erinnerte. Angus kannte sie fast alle, seit er selbst Mitglied des Oldson-Clubs geworden war. Aber nur die allerwenigsten kannten ihn. Und keiner war darunter, der auch nur in seine Richtung blickte.
    Trotzdem wurde das Gefühl, angestarrt zu werden, immer heftiger in Angus. Und es war ein sehr unangenehmes Gefühl.
    So wie er jetzt, dachte er nervös, mußten sich wohl viele gefühlt haben, die er in Erfüllung seines Dienstes beschattet hatte. Damals hatte er über die oft hektischen Reaktionen der Leute gelächelt. Ja, er hatte sie sogar vorherberechnen können und in seine Planung einbezogen. Es war ihm niemals in den Sinn gekommen, daß er selbst einmal die gleichen Gefühle haben würde. Seine Handflächen wurden feucht. Unsicher faltete er die Zeitung zusammen, legte sie auf das kleine Kamintischchen neben sich und wischte sich die Hände an seinem Taschentuch ab.
    Ein schlanker Mann in einem dunklen Prince-Albert-Rock betrat jetzt den Club und sah sich kurz um. Seine ohnehin gutgelaunte Miene hellte sich noch mehr auf, als er Angus allein an seinem Tisch sitzen sah. Er reichte einem Diener seinen Hut und den Schirm und steuerte zielstrebig auf Angus zu.
    »He, Peabody, willst du deinen letzten Tag im Rausch verbringen, oder feierst du eine Ein-Mann-Abschiedsparty?« fragte er. Seine Stimme war von geradezu aufreizender Fröhlichkeit. In seinen Augen blitzte es spöttisch.
    Peabody schluckte im letzten Moment einen Fluch herunter und versuchte wenigstens, ein halbwegs freundliches Gesicht zu machen.
    Es blieb bei einem Versuch. Albert Edward Tailworthern, der zweite Assistent Cohens, der jetzt wohl seinen Posten erhalten würde, war nicht gerade der Mann, nach dessen Gesellschaft er sich sehnte. Zumal Tailwortherns Benehmen überdeutlich zeigte, daß er über das Gespräch am Morgen informiert war.
    Angus hatte das Gefühl, in der rauchgeschwängerten Luft hier drinnen zu ersticken – und er hatte nicht nur das Gefühl, daß er gleich die Faust ballen und sie Tailworthern zum Abschied mitten in das grinsende Gesicht setzen würde. Er sprang so abrupt hoch, daß er dabei den Stuhl umstieß, drängte sich mit einer gemurmelten Entschuldigung an Tailworthern vorbei und stürzte zur Tür hinaus.
    Erst als er vor dem Eingangsportal des Clubs stand, hatte er sich wieder soweit in der Gewalt, daß er stehenbleiben konnte, ohne sich auf den nächsten Passanten zu stürzen und ihn grün und blau zu schlagen.
    Angus war sich der Tatsache bewußt, daß er im Moment wohl ganz zu der Gruppe gehörte, die er normalerweise zu verhaften pflegte: Menschen, die entweder zu viel getrunken oder zu viel erlebt hatten, um noch ganz zurechnungsfähig zu sein, und dann Dinge taten, an die sie normalerweise nicht
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