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Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Titel: Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt
Autoren: Verschiedene
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verschiedene Arten umgebracht worden zu sein.
    Oder wenigstens angegriffen. Nach dem schier unglaublichen Aufwand, den Necron betrieben hatte, seine Burg vor ungebetenen Besuchern zu schützen, war es einfach unmöglich, daß ihm unsere Annäherung entgangen sein sollte. Im Grunde gab es nur zwei halbwegs befriedigende Erklärungen für dieses Rätsel. Die eine war, daß er im Augenblick so mit anderen Dingen beschäftigt war, daß ihm unsere Annäherung herzlich egal war. Die andere, daß er uns absichtlich so weit hatte kommen lassen.
    Ich war mir nicht ganz sicher, welcher dieser beiden Möglichkeiten ich den Vorzug geben sollte...
    »Gehen wir weiter«, sagte Shadow leise. Ihre Stimme klang jetzt eindeutig nervös. Ich zog es vor, lieber nicht darüber nachzudenken, was dazu nötig war, ein Wesen von der Macht und Unverwundbarkeit einer El-o-hym nervös werden zu lassen, sondern nickte nur wortlos und folgte ihr und Sitting Bull.
    Besser gesagt, ich wollte es.
    Denn im gleichen Moment, in dem Shadow die unsichtbare Grenzlinie zwischen den beiden Lavatürmchen überschritt – erschien die Drachenburg.
    Wie ein fürchterlicher Spuk schälte sie sich aus dem Nichts.
    Und der Anblick war so unglaublich, daß ich zurückprallte und einen entsetzten Schrei ausstieß.
    Die grauen Schwaden trieben auseinander, als wäre ein Sturm in sie gefahren, und offenbarten uns ein geradezu ungeheuerliches Bild.
    Necrons Burg war ein Alptraum. Ihre genaue Form war schwer zu erkennen und noch schwerer in Worte zu fassen. Die zahllosen Türmchen, Erker, Zinnen, Wehrgänge, Dächer und Mauern, die in Schwarz und schmutzigem Gold und grau gewordenem Silber schimmerten, folgten keiner einheitlichen Linie oder gar etwas, das auch nur annähernd mit dem Wort Architektur hätte beschrieben werden können. Sie sahen aus, als hätte ein Gigant diese Ansammlung bizarrer Gebäude gepackt und so lange geknetet und ineinandergestaucht, bis dieses Alptraumgebilde daraus entstanden war, ein entsetzliches Ding, dessen bloßer Anblick mich schwindeln ließ. Es war eindeutig die Arbeit von Menschen, die ich sah, aber auf ihre Weise war ihr Anblick so unangenehm wie die sinnverdrehende Architektur der GROSSEN ALTEN.
    Der einzige Teil dieser Irrsinnsburg, der einigermaßen symmetrisch oder wenigstens einer erkennbaren Form folgend gebaut war, waren die Mauern.
    Was nicht hieß, daß ihr Anblick weniger erschreckend gewesen wäre.
    Im gleichen Moment, in dem ich sie sah, wußte ich, woher die Drachenburg ihren Namen hatte. Ihre Mauern waren Drachen.
    Steinerne Drachen, deren hochgereckte Schädel, hundert-, hundertfünfzig Fuß über dem Boden und mit weit aufgerissenen Mäulern, die vier Ecktürme der Burg bildeten. Ihre steinernen Schwingen waren im Winkel von jeweils fünfundvierzig Grad abgespreizt, als hätten sie gerade Schwung geholt, sich in die Luft zu schwingen, und bildeten so, sich jeweils in der Mitte treffend, die vier Mauern der Burg. Am Treffpunkt dieser Flügel befand sich jeweils ein gewaltiges Tor in der Form eines aufgerissenen Drachenmaules. Selbst über die noch große Entfernung hinweg fiel mir auf, wie unglaublich kunstfertig die gewaltigen Tiere aus dem Stein gemeißelt worden waren.
    Shadow berührte meine Hand und deutete auf das der Brücke genau gegenüberliegende Tor in der bizarren Mauer.
    Auf dem schmalen steinernen Sims, der der eigentlichen Burg vorgelagert war, standen fünf weißgekleidete Gestalten. Die Entfernung war noch zu groß, sie deutlicher denn als winzige Spielzeuggestalten erkennen zu lassen; aber was ich sah, reichte aus, meinen Verdacht zu bestätigen. Die Männer trugen weiße Kleider, auf deren Brust und Rückenteil große gleichschenklige Kreuze in blutroter Farbe glänzten.
    Die Ordenstracht der Tempelritter...
    Wir gingen weiter.
    Und im gleichen Moment begann der Angriff der Schatten.

    * * *

    Die Gestalten – zwei Männer und eine Frau, so viel konnte Reynaud erkennen – waren im Laufe der letzten Minuten nähergekommen, dann aber, wie er und seine vier Begleiter zuvor, auf dem letzten der Brückenpfeiler stehengeblieben. Reynaud konnte sich lebhaft vorstellen, welches Entsetzen sie empfinden mochten; schließlich war es ihm und seinen Leuten nicht anders ergangen, als auch sie jenen letzten Brückenpfosten erreichten und die Wahnsinnsburg jäh aus dem Nichts erschienen war.
    Reynaud de Maizieres konnte keinen der drei wirklich erkennen, und trotzdem las er eine Menge aus ihrem Näherkommen
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