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Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter

Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter

Titel: Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter
Autoren: Verschiedene
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dem bewußtlosen Maronesen hinüber.

    * * *

    So weit er sehen konnte, war Nebel. Graue, schwere Wolken, die auf dem Wasser lasteten und sich bewegten, träge und in anderer Richtung als der Wind, als hätten die Naturgesetze hier keine Gültigkeit mehr. Wenn Harmfeld genau hinsah, glaubte er einen Rhythmus in der Bewegung des Nebels zu erkennen: ein sanftes, gleichmäßiges Ausdehnen und Zusammenziehen, eine Bewegung wie das Schlagen eines gewaltigen Herzens.
    Schatten bewegten sich hinter diesem Nebel, dunkle Dinge, die sich dem Blick auf geheimnisvolle Weise entzogen, aber real waren. Ein sonderbarer, an- und abschwellender Ton lag in der Luft und durchdrang das Sirren des Tauwerkes, das Ächzen und Stöhnen des Rumpfes, und das schwere feuchte Schlagen der Segel.
    Harmfeld verfolgte das Geschehen an Bord der ZUIDERMAAR mit wachsender Unruhe; eine Unruhe, die sich in den letzten Minuten mehr und mehr in Schrecken und schließlich in reine Furcht umgewandelt hatte.
    Einem Nicht-Seemann wäre das, was sich auf und unter Deck des gewaltigen Schiffes abspielte, vielleicht ganz normal erschienen; allenfalls verwirrend. Aber Harmfeld hatte sein halbes Leben auf diesem Schiff verbracht, und für ihn hatte das emsige Treiben der Untoten einen zusätzlichen, erschreckenden Aspekt.
    Neben den gewaltigen Bordgeschützen, die wie drohende Drachenmäuler zu zwei Dutzend auf jeder Seite des Schiffes aus den geöffneten Luken starrten, waren Pulverfässer erschienen. Munition war herbeigeschafft worden. Lunten entzündet. Die bizarre Besatzung hatte alles, was nicht unbedingt gebraucht wurde, von Bord geworfen, die Segel zusätzlich festgezurrt und große Fässer mit Sand und Wasser aufgestellt, um Brände löschen zu können. Keiner der Männer, die sich noch an Deck oder in den Wanten aufhielten, war ohne Waffe. Nein – es gab keinen Zweifel mehr: die ZUIDERMAAR befand sich in voller Gefechtsbereitschaft. Aber ein Gefecht gegen wen?
    Oder was? fügte Harmfeld in Gedanken schaudernd hinzu.
    Unschlüssig ging er ein paar Schritte auf und ab, wandte sich schließlich um und stieg mit raschen Schritten die Treppe hinauf, die zu dem erhöhten Achterdeck mit dem Steuerruder führte. Er hatte erwartet, De Cruyk hier vorzufinden. Obgleich ihm schon der Anblick des Piratenkapitäns schier den Angstschweiß auf die Stirn trieb, war De Cruyk doch das einzige Wesen an Bord, mit dem er wenigstens reden konnte.
    Aber De Cruyk war nicht da. Hinter dem Steuer stand ein Mann, der seit gut drei Jahren auf dem Meeresgrund gelegen haben mußte, seinem Aussehen nach zu schließen, und Harmfelds Magen hinderte ihn nachhaltig daran, ihn länger als für einen Augenblick zu betrachten. Beinahe enttäuscht wandte er sich um, trat an die brusthohe Reling und blickte aus zusammengekniffenen Augen in die brodelnde Nebelwand, auf die die ZUIDERMAAR zusteuerte.
    Es war ein sonderbares Gefühl: unzählige Male hatte er hier gestanden, und mehr als einmal war die Situation gleich gewesen, das Schiff unter voller Gefechtsbereitschaft und der Gegner nurmehr Minuten entfernt. Aber zum ersten Male war er ein Fremder, ja, nicht mehr als ein geduldeter Fremder an Bord seines eigenen Schiffes.
    Ein sanftes Beben lief durch die Planken unter seinen Füßen. Harmfeld sah auf und bemerkte, daß die ZUIDERMAAR an Fahrt zu verlieren begann, sehr rasch sogar. Die Nebelwand war jetzt ganz nahe; allenfalls noch eine, anderthalb Schiffslängen entfernt.
    Und auch die Schatten, die sich dahinter bewegten, waren deutlicher, geworden, wenn er auch noch immer nicht genau erkennen konnte, worauf sie nun wirklich zusteuerten.
    Immerhin sah er, daß es sich um Schiffe zu handeln schien. Sehr kleine Schiffe, aber auch sehr viele. Harmfeld zählte ein gutes Dutzend der schlanken, sonderbar zerfransten Schatten, und hinter der grauen Nebelwand mochten sich noch weitere verbergen. Waren das ihre Gegner?
    Wie zur Antwort schwenkte plötzlich einer der Schatten herum und lief direkt auf die ZUIDERMAAR zu. Harmfeld beugte sich vor, um mehr Einzelheiten erkennen zu können.
    Im gleichen Moment zerriß eine berstende Explosion den Nebel. Eine zehn Meter lange, grellrote Flammenzunge stach aus dem Rumpf der ZUIDERMAAR hervor, zielte wie ein feuriger Finger auf den Schatten und erlosch wieder. Eine halbe Sekunde später brach der Schatten auseinander. In einer fast tänzerischen Bewegung hob er sich aus dem Meer, zerfiel in zwei unterschiedlich große Hälften – und verschwand in einer
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