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Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter

Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter

Titel: Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter
Autoren: Verschiedene
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geworden. Das Meer schien zu kochen, und vom Krakatau herab zerriß Blitz auf Blitz die Dunkelheit.
    Der ersten, fürchterlichen Eruption waren weitere gefolgt, keine schwächer als die erste, und über dem zerfetzten Krater des Vulkanes stand eine meilenhohe Säule aus Qualm und fettigem Lavastaub, die immer wieder von grellweißen und orangeroten Explosionen zerrissen wurde. Lavabrocken, groß wie Häuser, regneten auf die gesamte Insel herab, schlugen wie Bomben in den Dschungel ein und ließen Brände und neue feuerspeiende Mini-Vulkane aufbrechen. Die Luft war so heiß, daß ich kaum atmen konnte.
    »Was geschieht, mon dieu?« schrie Henri neben mir. Seine Stimme war über dem Toben und Kreischen der außer Rand und Band geratenen Elemente kaum zu verstehen, und als ich den Blick wandte und ihn ansah, blickte ich in ein Gesicht, daß zu einer Grimasse des Entsetzens geworden war. Der Soldat neben ihm war zu einem Häufchen Elend zusammengesunken, hatte die Knie an den Leib gezogen und die Hände über den Kopf geschlagen. Er wimmerte vor Angst.
    »Der Vulkan!« schrie ich zurück. »Er bricht aus!«
    »Aber... aber Nemo hat gesagt, daß wir noch Zeit haben!« brüllte Henri. In seiner Stimme war ein absurder Trotz, der aus Verzweiflung und nackter Panik geboren war. Für einen Moment wünschte ich mir fast, wie er reagieren zu können.
    »Dann hat er sich eben getäuscht!« gab ich zurück. »Wir müssen weg von hier!« Ich stand auf, um meine Worte unverzüglich in die Tat umzusetzen, gewahrte eine Bewegung aus den Augenwinkeln und ließ mich instinktiv nach hinten fallen. Ein faustgroßer, weißglühender Meteor zischte dicht an meinem Gesicht vorbei, grub eine rauchende Spur in den Boden und zertrümmerte die Rückwand der Hausruine, in der wir Schutz gesucht hatten. Ein Hagel von Trümmern, brennendem Holz und Stein regnete auf uns herab. Ich fluchte, sprang abermals auf die Füße und sah mich gehetzt um, ehe ich auf eine Stelle etwas weiter zum Ufer hindeutete. Es schien buchstäblich keinen Quadratmeter auf dieser verdammten Insel zu geben, auf dem man seines Lebens noch sicher war, aber auf dem Weg herauf hatte ich eine schmale Erdverwerfung entdeckt; nicht tief genug, uns wirklich Schutz zu bieten, aber immer noch sicherer als diese nach oben offene, brandgeschwärzte Ruine.
    Henri nickte, sprang ebenfalls hoch und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Matrosen, der noch immer zusammengekrümmt dahockte und vor Angst wimmerte. Wir ergriffen ihn unter den Schultern und schleiften ihn kurzerhand mit.
    Es waren nur wenige Dutzend Schritte, aber sie wurden zu einem höllischen Spießrutenlauf. Rings um uns herum regneten Lavabrocken und Flammen zu Boden. Der Sand zitterte und bebte, und die Luft, die vom Vulkan herabfauchte, war so heiß, daß ich zu spüren glaubte, wie sich die Haut in großen Blasen von meinem Rücken zu schälen begann.
    Mit letzter Kraft taumelte ich in den Schutz der schmalen Erdspalte, warf mich zu Boden und rang keuchend nach Atem.
    Das Brüllen des Vulkans hielt an, und das Meer überschüttete uns mit schaumiger, kochendheißer Gischt. Der Sand, auf dem wir lagen, begann sich allmählich in heißen Morast zu verwandeln. Die Luft stank nach Schwefel.
    Länger als eine Minute blieb ich einfach reglos liegen, rang immer wieder keuchend nach Atem und wartete, bis sich mein rasender Herzschlag normalisierte. Erst dann wagte ich es, behutsam den Kopf über den Rand unserer trügerischen Deckung zu heben und aufs Meer hinauszublicken.
    Ich wußte nicht genau, was ich mir erhofft hatte – aber einen Fluchtweg oder Rettung gab es in dieser Richtung jedenfalls nicht. Der Horizont war verschwunden, weggefressen von einer Wand brodelnder Schwärze. Das Meer tobte, und trotzdem wirkten die Wogen zäh, wie aus Öl oder geschmolzenem Pech. Von der VAN HELSING war nurmehr ein brennendes Wrack geblieben, das jetzt rasch sank. Das Ungeheuer, das das Piratenschiff angegriffen hatte, war überhaupt nicht mehr zu sehen. Vielleicht hatte es niemals wirklich existiert. Ganz sicher war ich mir da nicht.
    »Wohin... jetzt?« murmelte Henri neben mir.
    Mühsam löste ich meinen Blick vom Meer und wandte mich wieder dem Dschungel zu. Die Insel brannte. Der Krakatau ragte wie eine lodernde Fackel aus Stein über dem brennenden Dschungel hoch, gleißendes Licht und Hitze wie ein tobsüchtig gewordener Gott des Feuers gegen den Himmel schleudernd. Dünne, über die große Entfernung täuschend harmlos
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