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Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan
Autoren: Verschiedene
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dumpfer Schlag ließ den Boden erzittern. Irgendwo, unendlich tief unter mir, schien die Erde zu zerbersten, und plötzlich erschütterte ein zweiter, dritter und vierter Schlag den Boden. Die Höhle bebte. Steine krachten von der Decke, zerbarsten auf dem Boden oder klatschten in die flüssige, hoch aufspritzende Lava.
    Ein Schrei erklang; ein Schrei von solcher Urgewalt und Wut, daß ich auf die Knie fiel und die Hände gegen die Schläfen preßte. Aber es nutzte nichts, ich hörte den Schrei noch immer, deutlicher und schriller als zuvor. Und dann begann diese schreckliche, unmenschlich kreischende Stimme Worte hervorzustoßen, zwei Worte, immer und immer und immer wieder nur diese beiden, fürchterlichen Worte:
    »THUL!« schrie die Stimme. »THUUUUL! THUL SADUUN! THUL SADUUN!«
    Etwas Dunkles begann aus der geronnenen Schwärze emporzukriechen, etwas wie ein Wurm, sich windend, gigantisch und furchteinflößend, glitzernd wie lebender Stahl und augenlos, ein Alptraum, dessen bloßer Anblick genügen mußte, mich in den Wahnsinn zu treiben, wenn er erst ganz materialisiert war. Tastend und zitternd wie ein blinder Arm griff er hinaus in die Wirklichkeit, zog sich wieder ein Stück zurück und griff abermals hinaus, wurde massiver, größer...
    Der Gedanke traf mich wie ein Fausthieb.
    Dieses Ungeheuer war ein Thul Saduun, eines jener schrecklichen Wesen, von denen Dagon und die anderen Magier von Maronar als jene in der Tiefe gesprochen hatten, scheußliche Ausgeburten des Bösen, schlimmer vielleicht noch als die GROSSEN ALTEN selbst.
    »Nein«, flüsterte ich entsetzt. »Das... das kannst du nicht tun, Dagon!«
    Obwohl ich sehr leise gesprochen hatte, mußte Dagon meine Worte gehört haben, denn er fuhr plötzlich herum und starrte auf mich herab.
    »Ich muß!« keuchte er. Es klang fast wie eine Entschuldigung. »Ich muß, Robert Craven. Ich muß, wenn ich nicht so werden soll wie sie!«
    Aus dem schwarzen Wirbel erklang ein Schrei, und Dagon fuhr wieder herum.
    Die gewaltige, wurmähnliche Kreatur hatte sich wieder zurückgezogen und war nurmehr als bloßer Schatten zu erkennen, aber ich sah, daß sie sich wie in irrer Wut hin und her warf, mit ungeheuerlicher Kraft an den Wänden ihres unsichtbaren Gefängnisses zerrend, und trotz allem zu schwach, es zu zerbrechen.
    »Etwas fehlt!« sagte Necron. Er richtete sich auf, starrte wild in die Runde – und deutete mit einer zornigen Bewegung auf mich.
    »Sie brauchen Leben!« keuchte er. »Ihn! Töte ihn!«
    Seltsamerweise zögerte Dagon. Sein Blick irrte unstet zwischen dem gigantischen Thul Saduun und mir hin und her, und ich glaubte den inneren Kampf, den er durchstand, direkt auf seinem Gesicht ablesen zu können.
    »Tu es!« befahl Necron. Seine Stimme wurde schrill, überschlug sich fast. »Tu es! Ich befehle es dir!«
    Langsam, als koste ihn die Bewegung unendlich Kraft, drehte sich Dagon herum, hob die Hände und machte einen schwerfälligen Schritt auf mich zu.
    Er führte die Bewegung nie zu Ende.
    Wieder bebte der Boden, aber diesmal war es keine Erschütterung, die tief aus dem Leib der Erde herausdrang. Hinter uns spritzte die Lava auf, so hoch, daß ein Regen brennender Tropfen auf die gesamte Höhle niederging.
    Der flüssige Stein begann zu brodeln. Grellweiße Explosionen zerrissen die Oberfläche des lodernden Kratersees, und dann stieg etwas Großes, Dunkles aus der Tiefe des Lavasees empor und durchbrach zischend die Oberfläche!
    Für einen Moment zweifelte ich an meinem Verstand.
    Aus dem zweitausend Grad heißen Stein stieg die Gestalt eines schlanken, dunkelhaarigen Mädchens empor, glitt, scheinbar schwerelos, bis an den Rand der Lavapfütze und trat mit einem grazilen Schritt auf den sicheren Boden hinaus.
    Ihre Kleider und ihr Haar waren übersät mit rotglühenden Brocken geschmolzenen Steines, aber ihre Haut war unverletzt; nicht einmal der halb durchsichtige Seidenstoff ihres Gewandes war verschmort.
    »Jennifer!« murmelte ich fassungslos.
    Das Mädchen blieb stehen, wandte den Kopf und blickte auf mich herab.
    Und im gleichen Moment, in dem ich in ihre Augen sah, wußte ich, daß sie nicht Jennifer war.
    »Du?« keuchte Dagon. Hinter ihm tobte der Thul Saduun noch immer in seinem Gefängnis aus Schatten und Nichts, aber Dagon schien das bizarre Wesen vollkommen vergessen zu haben.
    »Du?« wiederholte er. »Wer... wer bist du?«
    Jennifer trat auf ihn zu, hob die Hand und berührte ihn beinahe sanft an der Stirn.
    Dagon brüllte,
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