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Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan
Autoren: Verschiedene
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Anachronismus wirkende Steuerrad.
    Tief im Rumpf der NAUTILUS begannen die Maschinen heftiger zu stampfen, und schon nach wenigen Augenblicken wurde aus dem trägen Dahingleiten des Unterseebootes ein sanfter, aber beständiger Aufstieg. Der goldschimmernde Himmel kam näher, berührte sanft die obere Kante des Turmes und zerbrach in Millionen und Abermillionen funkelnder Lichtsplitter. Schaum sprudelte hoch und nahm Nemo für Augenblicke die Sicht, und dann, ganz plötzlich, flutete grelles Sonnenlicht in den Turm.
    Nemo blinzelte. Seine Augen benötigten einige Sekunden, sich an das Licht zu gewöhnen. Was er sah, war mehr als phantastisch.
    Vor ihnen erstreckte sich das schier unendliche Blau des Ozeans, überspannt von einem Himmel, dessen Farbe ihn schlichtweg erstarren ließ Eine unglaublich große, grelleuchtende Sonne schüttete ihre Glut über ein wolkenloses Firmament. Drei, vielleicht vier Meilen im Osten erhob sich eine grünbewaldete Insel aus dem Meer, viel größer als Krakatau und von einem Vulkan beherrscht, der der Urvater aller Vulkane sein mußte. Etwas Dunkles, irgendwie Formloses bewegte sich darüber in der Luft, aber Nemo konnte es nicht genau erkennen. Es war fester als ein Schatten, aber es schien sich seinen Blicken auf geheimnisvolle Weise immer wieder zu entziehen.
    »Steuern Sie die Insel an«, sagte Jennifer.
    »Ist das Krakatau?« fragte Nemo. Aber er bekam keine Antwort, und als er den Kopf wandte und Jennifer fragend ansah, wiederholte er seine Frage auch nicht mehr.
    Das Mädchen stand hoch aufgerichtet vor dem Bullauge, beide Hände gegen das Glas gepreßt und in sonderbarer verkrampfter Haltung. Ihr Gesicht war totenbleich, und in ihren Augen lag ein Ausdruck, der Nemo schaudern ließ.
    Es war Angst.
    Aber eine Angst von solcher Intensität, wie er sie noch nie zuvor bei einem Menschen gesehen hatte. Hastig senkte er den Blick und konzentrierte sich auf seine Kontrollen.
    Langsam näherte sich die NAUTILUS der Insel. Die dichte grüne Wand, die anstelle des feinen Sandstrandes aus dem Meer wucherte, wuchs zu phantastischer Größe auf, und als sie näher kamen, erkannte Nemo Bäume von ungeheuerlichem Wuchs, zwischen denen es sich beständig bewegte, als platze dieser Dschungel vor Leben geradezu auseinander. Etwas Riesiges, Geflügeltes schoß plötzlich aus dem Blätterdach, schwenkte mit einem träge wirkenden Flügelschlagen herum und schoß auf die NAUTILUS herab. Im letzten Augenblick schien das Wesen zu erkennen, daß das Opfer, das es erspäht hatte, doch einige Nummern zu groß war, denn es schwenkte mit einer glattweg unmöglich erscheinenden Bewegung herum und verschwand wieder in der Höhe, ehe Nemo es genau erkennen konnte. Alles, was er gesehen hatte, war ein verschwommener Eindruck gigantischer Fledermausschwingen, eines gepfeilten Schwanzes und eines alptraumhaften Hammerschädels.
    »Der Fluß, nördlich«, sagte Jennifer. »Sehen Sie ihn?«
    »Ja«, antwortete Nemo. Wieder fiel ihm auf, wie gepreßt Jennifers Stimme wirkte. Aber er widerstand der Versuchung, sie anzusehen.
    »Steuern Sie das Schiff hinein.«
    Nemo erschrak. »Ich... ich weiß nicht, ob er tief genug ist«, sagte er. »Wenn wir auf Grund laufen –«
    »Das werden wir nicht«, fuhr ihm Jennifer ins Wort. »Tun Sie, was ich Ihnen befohlen habe! Wir haben kaum noch Zeit.«
    Zeit wozu? dachte Nemo. Aber er schwieg und warf das Ruder gehorsam herum, um die NAUTILUS in die Flußmündung zu steuern.
    Fast eine halbe Stunde lang fuhren sie schweigend dahin, dann hob Jennifer die Hand und deutete auf eine Felsformation, die am linken Ufer aus den Fluten ragte. »Dort hinüber«, sagte sie. »Das ist weit genug.«
    Nemo gehorchte auch diesmal, ohne zu widersprechen. Langsam glitt die NAUTILUS von der Flußmitte fort, näherte sich den Felsen und kam fast auf den Yard genau an der Stelle, die Jennifer ihm bedeutet hatte, zur Ruhe.
    Jennifer wandte sich mit einem Ruck vom Fenster ab, ging zur vorderen Luke und löste die Verriegelung. Knirschend schwang das schwere Schott nach außen. Licht und ein Schwall aromatisch riechender, brühheißer Luft drangen in den kleinen Turmraum. Aber sie ging noch nicht, sondern drehte sich noch einmal zu Nemo herum und sah ihn auf sehr sonderbare Weise an.
    »Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, Kapitän«, sagte sie. »Sie haben mir sehr geholfen. Und sich auch. Mehr, als Sie jetzt schon ahnen. Richten Sie auch Howard meinen Dank aus, wenn Sie ihn sehen. Und wenden Sie Ihr
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