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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Autoren: Verschiedene
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bevölkert, an die hundert Männer, Frauen und Kinder, die in kleinen Gruppen oder auch allein auf dem nackten Boden saßen. Es war ein bizarres Bild – das Lager war von seinen legitimen Besitzern verlassen, und es gab genug Räumlichkeiten, auch eine weit größere Zahl von Menschen aufzunehmen, als es Yo Mais Stamm darstellte, aber nicht ein einziger Eingeborener hatte eines der Gebäude betreten. Die Majunde mußten so hungrig und durstig sein wie ich – und ich hätte im Moment ein halbes Pferd verspeisen können – aber es war, als hielte sie irgend etwas davon zurück, den Steinbauten auch nur nahe zu kommen. Viele ihrer Stammesbrüder hatten hier ihr Leben lassen müssen. Es hatte Shannon und mich unsere ganze Überredungskunst gekostet, die Majunde allein dazu zu überreden, das Lager zu betreten, um eine Rast einzulegen.
    Wir gingen zwischen den stumm dahockenden Eingeborenen hindurch und näherten uns dem größten der rechteckigen Steinbauten, die den Festungsteil des Lagers bildeten. Ich hatte noch mehrere Male versucht, die Majunde von ihrem Vorhaben abzubringen, zum Gipfel des Krakatau hinaufzugehen und dort die Entscheidung ihrer Götter abzuwarten, aber das Ergebnis war jedes Mal das gleiche gewesen. Schließlich hatten Shannon und ich uns entschieden, ihnen ein Stückweit zu folgen, denn der Weg, den die Majunde nahmen, um zu ihren heiligen Höhlen zu gelangen, führte direkt an Tergards Lager vorbei.
    Von hier ab würden sich unsere Wege trennen, denn während Yo Mai und seine Leute einem Ungewissen Schicksal und dem Gipfel des Vulkanes entgegengingen, würden Shannon und ich die entgegengesetzte Richtung nehmen: lotrecht in die Erde hinab, hinunter zu Dagon und seinen Ssaddit. Und dem, was wir sonst noch dort finden mochten.
    Ich vertrieb den Gedanken, schloß mit raschen Schritten zu Shannon auf und trat hinter ihm ins Innere des Hauptgebäudes. Dunkelheit und der unangenehme Geruch von abgestandenem Tabaksqualm und zu vielen Menschen, die zu lange auf zu engem Raum zusammengelebt hatten, schlugen uns entgegen. Rasch und ohne ein überflüssiges Wort durchsuchten wir das Gebäude. Das Haus machte den Eindruck eines Gebäudes, das von seinen Bewohnern in höchster Eile verlassen worden war – Möbel waren umgestoßen und achtlos liegengelassen worden, auf den Tischen standen Teller mit nur halb verzehrten Mahlzeiten, Türen standen offen.
    Schließlich fanden wir, wonach wir suchten – die Küche. Nach den Erfahrungen, die ich mit Shannons Kochkunst gemacht hatte, schüttelte ich rasch den Kopf, als er sich anbot, eine Mahlzeit zuzubereiten, und erklärte, daß ein wenig kaltes Fleisch und Brot ihren Dienst täten. Nach neuerlichem, kurzen Suchen fanden wir die Speisekammer, und ich trug Brot und Pökelfleisch und ein Stück gesalzenen Schinken auf einem Tisch gleich neben der Tür auf, während Shannon das Feuer im Herd zu neuer Glut entfachte und Kaffee kochte.
    Die nächste halbe Stunde verbrachten wir mit Essen. Shannons Kaffee schmeckte noch scheußlicher als sein Essen, aber er vertrieb wenigstens die bleierne Müdigkeit, die von mir Besitz ergriffen hatte. Im Grunde war diese Mahlzeit überflüssig. Es spielte keine besondere Rolle, ob wir mit knurrenden Mägen oder satt in Dagons unterirdisches Reich hinunterstiegen; wahrscheinlich würden wir ohnehin nicht mehr lange genug leben, um wirklichen Hunger zu bekommen. Es war nur ein Vorwand gewesen, den wir beide mit Freuden ergriffen hatten, das Unausweichliche noch einmal hinauszuschieben, und sei es nur für eine halbe Stunde.
    Als wir fertig waren, wollte Shannon aufstehen, aber ich machte eine rasche Geste, sitzenzubleiben.
    »Warte noch«, bat ich. »Ich... habe noch ein paar Fragen.«
    Shannon sah mich an, und – es war verrückt, aber ich war absolut sicher – für einen Moment spiegelte sein Gesicht den gleichen Ärger, den ich schon einmal an ihm bemerkt hatte, am Morgen, als er mit Yo Mai sprach. Aber ich schob das Gefühl, wie schon einmal, auf den desolaten Zustand, in dem sich seine Nerven befinden mußten.
    »Was... was geschieht, wenn wir Erfolg haben?« fragte ich.
    Shannon legte den Kopf auf die Seite und sah mich mißtrauisch an. »Wie meinst du das?« fragte er.
    »Wie ich es sage«, antwortete ich gereizt. »Was wirst du tun, wenn wir Dagon wirklich besiegen sollten?«
    Shannon schwieg einige Sekunden, dann nickte er. »Ich verstehe«, sagte er. »Necron.«
    »Necron«, bestätigte ich. »Du wirst zu ihm
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