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Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung

Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung

Titel: Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung
Autoren: Verschiedene
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Shannon verstand die wortlose Warnung.
    Er nickte. »Du hast recht, Kahrim«, sagte er. »Gehen wir.«

    * * *

    Diesmal war es wirklich ein Exodus. Die Männer und Frauen, die an Bord der DAGON gegangen waren, hatten nur das Allernotwendigste mitgenommen, das, was sie tragen konnten, im Vertrauen auf ihren Gott und darauf, daß er ihnen in der neuen Welt, die er ihnen versprochen hatte, alles geben würde, was sie brauchten. Aber ihr Gott war geflohen, und jetzt konnten sie nicht einmal mehr das mitnehmen. Ich sah die Angst in den Gesichtern derer, die zwischen Bannermann und Jennifer ins Zentrum des zu neuem Leben erwachten, lodernden Pentagramms traten.
    Der Vorgang wirkte selbst auf mich erschreckend: es ging schnell und nahezu lautlos – ein kurzes Flackern von Licht, eine Woge intensiver Hitze, und das Zentrum des Sternes war wieder leer, der Körper, der hineingetreten war, entmaterialisiert, um irgendwo, zahllose Meilen entfernt und am Ende aller Hoffnungen, wieder aufzutauchen. Bannermann hatte versprochen, sie zurück nach Firth’en Lachlayn zu bringen, dem Ort, aus dem sie fortgegangen waren, und ich wußte, daß er sein Versprechen halten würde.
    Aber es würde nicht mehr derselbe Ort sein, in den sie zurückkamen. Es würde ein Ort ohne Hoffnung sein, ein Ort der Enttäuschung und Bitterkeit und Leere. Sie hatten mit jeder Faser ihres Seins an das geglaubt, was ihnen Dagon versprochen hatte. Sie hatten ihm ihr Leben und ihre Zukunft anvertraut. Und alles, was sie bekommen hatten, war eine Lüge gewesen.
    »Sie kommen«, sagte Bannermann plötzlich. Er stand, hoch aufgerichtet und so reglos wie eine Statue aus bemaltem Fels, neben dem Tor, in sonderbar verkrampfter, unnatürlicher Haltung, die Stirn mit Schweiß bedeckt und einen fast fiebrigen Glanz in den Augen. Seine Lippen bewegten sich kaum, als er sprach. Ich konnte die Anstrengung, die es für ihn bedeutete, das Tor nur kraft seines bloßen Willens offenzuhalten, beinahe spüren; eine Anstrengung, die selbst die Kräfte dieses unheimlichen Wesens beinahe überstieg.
    Wenigstens hoffte ich es.
    Ich bildete mir nicht ein, der geistigen Macht dieses Wesens wirklich gewachsen zu sein. Ich besaß ein wenig Übung darin, meine Gedanken abzuschirmen und das, was mich wirklich bewegte, hinter der Maske des Banalen und Unwichtigen zu verbergen. Jemanden wie Dagon, der trotz allem nur ein Mensch war, der gelernt hatte, sich das Übernatürliche zunutze zu machen, vermochte ich auf diese Weise vielleicht zu täuschen, aber kaum ein Wesen wie das, das in Bannermanns Körper geschlüpft war.
    Trotzdem war es meine einzige Chance. Und die einzige Chance der zweihundert Männer und Frauen, die in einer schier endlosen Ketten an mir vorüberprozessierten, um in der flammenden Umarmung des Tores zu verschwinden.
    Ich nickte McGillycaddy und seinen vier Genossen zu und ging zum Ausgang, blieb aber noch einmal stehen, um zu Bannermann zurückzublicken. Etwas an seiner Gestalt hatte sich verändert. Er wirkte nicht mehr echt; eine Kopie perfekt bis ins Äußerste, aber trotzdem eine Kopie, die nicht wirklich zu überzeugen vermochte. Die Anstrengung, das Tor offenzuhalten, mußte den allergrößten Teil seiner Kräfte beanspruchen.
    »Ich werde nicht auf Sie warten können, Craven«, sagte er. »Ich weiß nicht einmal, ob meine Kraft reicht, das Tor lange genug aufzuhalten.«
    Vermutlich hätte es eine ganze Menge kluger Sachen gegeben, die ich hätte sagen können; und ebenso alberner. So beließ ich es bei einem letzten, nichtssagenden Kopfnicken, drehte mich um und schob mich hinter McGillycaddy durch die Tür.
    Der Schotte ergriff sein Gewehr fester, als brauche er etwas, woran er sich klammern konnte, und hielt mir eine großkalibrige Pistole hin, die er aus der Rocktasche zog. Ich schüttelte den Kopf.
    »Danke«, sagte ich. »Die brauche ich nicht. Geben Sie sie einem ihrer Männer. Sie paßt besser zu ihnen.«
    Wenn McGillycaddy die Spitze verstand, so ignorierte er sie. Stirnrunzelnd steckte er die Pistole wieder ein und fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen. »Fünf gegen sechs«, sagte er. »Das ist Mord.«
    »Wieso?« fragte ich, ohne ihn anzusehen. »Wir sind in der Überzahl.«
    McGillycaddy schnaubte. »Sie wissen ganz genau, daß diese Männer nichts anderes als seelenlose Killer sind«, stieß er hervor.
    »Richtig«, antwortete ich, »Würdige Gegner für Sie, nicht wahr?«
    McGillycaddy verzichtete auf eine Antwort.

    * * *

    Das Schiff
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