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Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung

Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung

Titel: Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung
Autoren: Verschiedene
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Fragen zu stellen, die ihnen allen auf den Zungen brannten.
    Ich ignorierte sie alle, ging auf Jennifer zu und wies mit einer Kopfbewegung zur Treppe.
    »Du hast gesagt, Dagon wäre geflohen«, sagte ich.
    Jennifer nickte.
    »Warst du dabei?«
    Wieder nickte sie, und ich fuhr fort, so leise, daß außer ihr und McGillycaddy, der unmittelbar hinter ihr stand, niemand die Worte verstand: »Kannst du mir den Ort zeigen?«
    Jennifer erschrak sichtlich, aber dann nickte sie ein drittes Mal, wenn ich auch sah, wie schwer es ihr fiel.
    »Gehen wir«, sagte ich.

    * * *

    Er war verwirrt. Die Abgesandten des Feindes handelten nicht logisch. Er war bereit gewesen, einzugreifen, sollten sie versuchen, den Hexer zu töten. Aber sie hatten ihn nicht zu vernichten versucht, sondern ihm im Gegenteil geholfen. Niemand außer ihm hatte es bemerkt, denn er war in der Lage, hinter die Dinge zu blicken und die wahre Absicht zu erkennen, aber der Mann, der geschickt worden war, das SIEGEL zu holen und den Sohn des Hexers umzubringen, handelte ganz klar gegen seinen Befehl.
    Lautlos zog er sich wieder zurück, schlüpfte wieder in die Maske, in der er sich zeigen konnte, ohne Aufsehen zu erregen, wurde vom Ungeheuer zum Menschen.
    Er wartete.

    * * *

    Die Kälte war hier unten fast unerträglich. Der Boden, über den wir gingen, schien unter unseren Schritten zu knistern, und jeder Atemzug brannte in meiner Kehle, als atmete ich kleingeriebenes Glas. Meine Finger waren so gefühllos geworden, daß ich kaum die Lampe halten konnte. Selbst das Licht, das sie verströmte, wirkte kalt.
    »Das ist es«, sagte Jennifer leise. Ihre Stimme echote unheimlich in der kleinen Kammer, und die Wände, die mit einer hauchdünnen glitzernden Schicht aus Rauhreif überzogen waren wie mit einer eisigen Haut, schienen einen Teil ihres Klanges zu verschlucken, bis nur noch die dumpfen, düsteren Töne übrigblieben.
    Es war keine wirkliche Kälte, die uns schaudern ließ, das spürte ich. Es war dieses Zeichen, auf das Jennifer deutete. Ein mannsgroßes, mit seltsamen Farben gemaltes Pentagramm auf dem Boden, genau im mathematischen Zentrum der Kammer.
    »Was soll das sein?« fragte McGillycaddy ungeduldig. Seine Stimme klang ebenso verzerrt und düster wie die Jennifers, aber anders als bei ihr hörte ich auch noch eine deutliche Spur von Furcht in seinen Worten. Im Grunde war McGillycaddy nichts als ein erbärmlicher Feigling.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Jennifer. »Er... er ist hineingetreten, und dann war er verschwunden. Da war ein Licht, und...« Sie brach ab, sah mich beinahe hilflos an und machte einen Schritt auf das magische Symbol zu. Hastig ergriff ich sie am Arm und zog sie zurück.
    »Berühren Sie es nicht«, sagte ich warnend. Ich schob sie ein Stück zur Seite, bedeutete auch McGillycaddy und den beiden Männern, die uns begleitet hatten, zurückzuweichen, und näherte mich dem Pentagramm behutsam.
    Nichts geschah, als ich die düster flackernden Linien des fünfeckigen Sternes berührte. Ich spürte weder körperlich noch auf geistiger Ebene irgendeine Veränderung. Trotzdem wußte ich mit ziemlicher Sicherheit, was ich vor mir hatte. Langsam ging ich bis zu seinem Zentrum, ließ mich in die Hocke sinken und tastete mit den Fingerspitzen über den Boden. Ich fühlte nichts als eisiges Holz. Aber meine Überzeugung, es mit nichts anderem als mit einem Tor zu tun zu haben, wuchs eher noch.
    »Etwas fehlt«, murmelte ich. Beinahe ohne daß ich selbst es bemerkte, zog ich Andaras Amulett aus der Tasche und legte es ins Zentrum des Pentagramms. Aber die erhoffte Wirkung blieb aus. Das Tor blieb verschlossen.
    Ich wandte mich an Jennifer. »Versuchen Sie sich zu erinnern«, sagte ich. »Er muß irgend etwas getan haben. Irgendein Wort, ein Gegenstand, eine bestimmte Bewegung...«
    Jennifer blickte mich an, schüttelte den Kopf – und fuhr plötzlich zusammen wie unter einem Hieb. Ihre Hand glitt in eine Tasche ihres Umhanges und förderte einen kleinen, grünglitzernden Stein zutage.
    »Das hier habe ich gefunden«, sagte sie. »Es lag auf dem Boden.«
    Ich stand auf, nahm ihr den Stein aus der Hand und betrachtete ihn eingehend. Er fühlte sich glatt wie Glas an und bestand aus einem grünlichen Material, in das verwirrende Symbole eingeritzt waren. Seine Form entsprach genau der des Pentagramms. Und plötzlich wußte ich auch, woran er mich noch erinnerte – ebenso wie Andaras Amulett und das Pentagramm selbst. Abgesehen von seiner
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