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Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Titel: Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert
Autoren: Verschiedene
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seinen Füßen erbebte, als sich die schäumende Flutwelle des heranrasenden Riesenschiffes an seinen Flanken brach, spürte die Luft, die wie eine fauchende Woge vor dem Schiff entlangraste, spürte die eisige Berührung des Nebels auf der Haut und sah das Schiff größer werden, größer und größer und größer, bis es nichts mehr gab außer diesem Alptraumschiff, ein schwarzer Gigant, der wie eine Wand aus stahlharter Nacht auf ihn und sein winziges Schiffchen zuraste.
    Und dann gab es nicht einmal mehr das.

    * * *

    Der Vorrat an atembarer Luft in meinen Tanks war nahezu erschöpft, aber ich hatte noch immer keine Spur von Dagon gefunden. Und auch kein anderes Leben. Der See war ausgestorben.
    Ich fühlte mich ratlos und dazu erschöpft und müde wie schon lange nicht mehr, denn das Gewicht des Anzuges zehrte unbarmherzig an meinen Kräften. Ich hatte den See einmal zur Gänze durchquert und das gegenüberliegende Ende der versunkenen Stadt erreicht, ohne meinem Ziel auch nur ein Stück näher gekommen zu sein. Jetzt stand ich auf den Ruinen eines zusammengesunkenen Kuppelbaues und sah mich um. Als ich das letzte Mal hiergewesen war, hatte es hier von Leben gewimmelt, aber seither war nicht nur die Stadt unter mir zerstört worden, sondern –
    Die Bewegung war blitzschnell, nur ein Huschen, das ich am Rande meines Gesichtsfeldes wahrnahm. Ich fuhr herum, starrte angestrengt in die Richtung und griff vorsichtshalber nach meiner Waffe. Dann sah ich es wieder. Es war keine Bewegung, sondern beinahe das Gegenteil.
    Ein Flecken der grünen Leuchtalgen war verblaßt. Und noch während ich hinsah, erlosch ein weiteres, hausgroßes Stück der lebenden Lichtquelle, so abrupt, als hätte man eine Kerze ausgeblasen.
    Ich zögerte einen Moment, dann nahm ich Schwung und zwang meine protestierenden Muskeln noch einmal, das Zentnergewicht des Anzuges zu tragen. So rasch ich konnte, schwamm ich auf den zerrissenen Flickenteppich aus Grün und Schwarz zu und verlor dabei allmählich an Höhe.
    Als ich genau über ihm war, erlosch ein weiteres Stück der grünleuchtenden Algenmasse. Und diesmal sah ich, was es war.
    Aus dem See, aus der Richtung, in der die NAUTILUS und die Riesenamöben waren, kroch ein mannsdicker schwarzer Strang heran, glitzernd und sich windend wie ein gigantischer Wurm. Sein Ende war zerfasert wie eine ins Absurde vergrößerte Seeanemone. Dutzende, wenn nicht hunderte von verschieden dicken Strängen tasteten in alle Richtungen.
    Und wo sie die Leuchtalgen berührten, erlosch deren Licht. Die Pflanzenmasse wurde stumpf und unansehnlich, begann zu zerfließen und ihre Form zu verlieren, bis...
    ja, dachte ich entsetzt – bis sie sich in etwas verwandelt hatte, das der schwarzen Masse glich.
    Dann begriff ich, warum dieser See plötzlich auf so unheimliche Weise tot und ausgestorben wirkte.
    Das Leben hatte ihn nicht verlassen. Es hatte sich verwandelt!
    Um ein Haar hätte mich mein Entsetzen selbst das Leben gekostet, denn der peitschende Strang schien meine Nähe zu wittern wie ein Bluthund die Beute: ein gut oberarmdicker Strang der gräßlichen Masse spaltete sich ab, zuckte mit einer schlängelnden Bewegung nach oben und versuchte, sich um meine Beine zu wickeln. Im letzten Moment wich ich ihm aus, machte ein paar hastige Schwimmbewegungen, um aus seiner unmittelbaren Reichweite zu kommen, und hielt in sicherem Abstand wieder inne. Der schwarze Schlangenarm zuckte noch eine Weile hin und her und senkte sich dann wieder auf die Masse der Leuchtalgen herab, um damit fortzufahren, sie zu absorbieren.
    Ich wollte mich umwenden, um vollends wegzuschwimmen, tat es aber dann doch nicht, als mir etwas auffiel. Der Strang kam aus der Dunkelheit, aus der ungefähren Richtung, in der die NAUTILUS und die gewaltige Hauptmasse des Dinges lagen – und wenn ich die schwarze Linie in Gedanken verlängerte, kam ich auf einen Punkt, der ziemlich genau am Rande des Kraters liegen mußte.
    Und plötzlich wußte ich, wo ich Dagon finden würde. Es war der einzig logische Ort.
    Hastig kontrollierte ich noch einmal meinen Luftvorrat – er reichte noch für gute zehn Minuten, und das war mehr Zeit, als ich vermutlich brauchte – zog meine Harpune aus dem Gürtel und schwamm los.

    * * *

    »Ist er fort?«
    Howards Stimme drang nur verzerrt unter dem geschlossenen Helm hervor, und die bizarre Akustik der halb mit Wasser gefüllten Tauchkammer verzerrte sie noch mehr, bis sie kaum noch Ähnlichkeit mit einer menschlichen
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