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Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe

Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe
Autoren: Verschiedene
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Eingang, stand eine großzügig bestückte Bar, daneben in gemütlicher Unordnung eine Chaiselongue und zwei kleine, behaglich aussehende Sessel. Es gab Bücherregale und große hölzerne Gefäße voller wuchernder tropischer Pflanzen, und an den Wänden hingen kunstvoll gerahmte Gemälde. Ein Salon wie dieser hätte ebensogut in jedes vornehme Londoner Stadthaus gepaßt.
    Beinahe, heißt das. Es gab zwei Dinge, die den auf den ersten Blick so normalen Eindruck störten. Das eine war eine gewaltige Orgel, die die gesamte gegenüberliegende Wand einnahm und aus der die Musik ertönte, die ich vernommen hatte, gespielt von einem schmalschultrigen, dunkelhaarigen Mann, der mit dem Rücken zur Tür saß und so in sein Spiel versunken schien, daß er mein Eintreten nicht einmal bemerkte.
    Das andere war das Fenster.
    Oder das, was ich im ersten Moment für ein Fenster gehalten hatte.
    Es war rund wie ein Bullauge, aber mehr als mannshoch und aus gut fünf Inches starkem, leicht nach außen gewölbtem Glas gefertigt. Dahinter lag die Unendlichkeit.
    Der Anblick war im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend, denn für Augenblicke vergaß ich sogar, Luft zu holen, so sehr schlug mich das phantastische Bild in seinen Bann.
    Die NAUTILUS bewegte sich tief unter der Wasseroberfläche, genau auf der Trennlinie zwischen Licht und ewiger Nacht, so daß es aussah, als glitt sie lautlos auf der Oberfläche eines zweiten, tintenschwarzen Meeres entlang, das sich unter der des bekannten Ozeanes verbarg. Ein unwirkliches, blausilbernes Licht drang durch den flackernden, immer wieder in blitzende weiße Splitter zerbrechenden Himmel, den das Meer dreißig oder vierzig Yards über uns bildete, und in einiger Entfernung konnte ich einen gewaltigen Schwarm silbern glitzernder Fische erkennen, der das Unterseeboot wie im Spiel begleitete.
    »Gefällt Ihnen, was Sie sehen, mein junger Freund?«
    Ich fuhr zusammen und merkte erst jetzt, daß die Orgelmusik aufgehört und sich Nemo zu mir umgewandt hatte. Ein sanftes, gleichzeitig stolzes wie auch irgendwie trauriges Lächeln lag auf seinen schmalen Zügen, als er aufstand und auf mich zukam.
    Widerstrebend nickte ich. Seine Worte hatten den Zauber zerstört, und obwohl ich genau wußte, wie unlogisch es war, verspürte ich für einen Moment einen tiefen Groll auf ihn. Mit einem Mal war die Übelkeit wieder da, und mit ihr kamen all die finsteren Gedanken zurück, mit denen ich mich seit meiner Ankunft auf dem Schiff getragen hatte.
    Noch einmal sah ich zu dem blau erleuchteten Riesenbullauge hinüber, dann drehte ich mich vollends zu ihm um und nickte knapp. »Es ist beeindruckend«, sagte ich kurz angebunden und fügte mit einer raschen, meine ganze Umgebung einschließenden Handbewegung hinzu: »So wie alles hier, Kapitän Nemo. Aber ich weiß nicht, ob ich wirklich Ihr lieber junger Freund, bin.«
    Nemo seufzte. Auf seinem Gesicht mischte sich Enttäuschung mit einem fast resignierenden Ausdruck, als hätte er etwas gehört, was er erwartet hatte. Kopfschüttelnd kam er näher, streckte die Hand aus und berührte mich mit einer fast väterlichen Geste an der Schulter, aber ich entwand mich seinem Griff, trat rasch einen Schritt zurück und starrte ihn finster an.
    Nemo hielt meinem Blick einen Moment lang stand, schüttelte abermals den Kopf und deutete auf die Bar neben der Tür. »Darf ich Ihnen ein Glas guten Portwein anbieten, mein Freund?« fragte er.
    »Sie dürfen mir eine Erklärung anbieten«, sagte ich übellaunig. Nemo fuhr unter meinen Worten sichtlich zusammen, und für einen ganz kurzen Moment tat er mir beinahe leid; er machte den Eindruck eines Mannes, der einem gestrauchelten Kind auf die Füße helfen wollte und zum Dank einen Tritt vor das Schienbein bekommen hat. Aber dann meldete sich meine Übelkeit wieder, und das Gefühl ließ mich jegliche Gewissensbisse vergessen.
    »Was hat das alles hier zu bedeuten?« fauchte ich. »Was soll diese Entführung? Wo bringen Sie mich hin, und warum?«
    Nemos Gesichtsausdruck wurde noch betroffener. »Sie enttäuschen mich, Robert«, sagte er. »Ich habe Sie keineswegs entführt. Wenn ich mich recht erinnere«, fügte er in leicht beleidigtem Tonfall hinzu, »habe ich Ihnen und Ihren Freunden das Leben gerettet.«
    »Das bestreitet niemand«, antwortete ich ärgerlich. »Und ich bin Ihnen dankbar dafür, Nemo. Aber warum haben Sie Spears und mich dann gezwungen, an Bord dieses Schiffes zu gehen? Ich muß zurück nach Aberdeen. Ein
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