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Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe

Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe
Autoren: Verschiedene
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zu bemerken schien.
    »Sie... Sie kommt zurück?« sagte sie stockend. Ihr Herz schien auszusetzen. Dann begriff sie, und ein Gefühl eisiger Kälte begann sich in ihrem Inneren auszubreiten.
    James nickte. »Ja. Ich habe dir doch gesagt, daß sie in ein paar Tagen wieder hier ist. Du hast dich umsonst gesorgt, Liebling. Schließlich ist Aberdeen nicht aus der Welt, und ein Mädchen von neunzehn Jahren kann ganz gut einmal für drei Tage allein bleiben.«
    Lautlos trat Several hinter ihren Mann. Er mußte ihre Annäherung bemerken, aber natürlich dachte er sich nichts dabei. Ihre Augen füllten sich mit heißen Tränen. Für wie dumm hielt er sie? Wie sehr mußte er sie verachten, wenn er glaubte, sie selbst jetzt noch belügen zu können?
    »Sie... Sie kommt zurück?« fragte sie noch einmal.
    James nickte, ohne von seinem Schuh aufzusehen, riß ein weiteres Stück das mürbe gewordenen Schnürsenkels ab und fluchte leise. »Warum sollte sie nicht kommen?« fragte er. »In ein paar Stunden seid ihr wieder zusammen, du wirst sehen.«
    Several begann zu weinen, lautlos und ohne daß sich in ihrem Gesicht auch nur ein Muskel rührte. Sie hatte ihr Sterben gespürt, vor drei Tagen.
    »Ja«, sagte sie leise. »Bald sind wir wieder zusammen, James. Wir alle.«
    Vielleicht ahnte er jetzt, was der sonderbare Ton in ihrer Stimme zu bedeuten hatte, denn er hielt plötzlich in seinem Tun inne und richtete sich auf. Aber wenn, dann kam diese Erkenntnis zu spät.
    Several stieß ihm den Dolch mit solcher Wucht in den Rücken, daß die Klinge abbrach.

    * * *

    Ich war schon fast daran gewöhnt, daß die Tür am oberen Ende der Treppe wie von Geisterhand aufschwang, kaum daß ich mich ihr näherte. Dahinter lag ein Gang, der etwas größer und heller erleuchtet war wie der untere, und womöglich noch verschwenderischer eingerichtet. Ich konnte noch immer nicht aufrecht gehen, ohne mir den Kopf an der Decke zu stoßen, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, plötzlich freier atmen zu können.
    Vielleicht war es auch nur das Wissen, mich ein paar Yards näher an der Wasseroberfläche zu befinden. Es war nicht gerade ein erhebender Gedanke, zehn Faden tief unter dem Meer zu sein, eingeschlossen in einen schwimmenden Sarg, der allen Naturgesetzen und jeglicher Logik zu spotten schien.
    Seit ich erwacht war, nagte eine unbestimmte Furcht an meinen Gedanken. Der eine, streng logisch funktionierende Teil meines Bewußtseins sagte mir, daß die NAUTILUS nichts als das Erzeugnis einer fortgeschrittenen Technik war, die ich nicht verstand, die aber sichtlich funktionierte, denn wenn nicht, wäre ich wohl kaum noch in der Lage gewesen, diesen Gedanken zu denken. Aber es gab noch einen anderen Teil in mir, dem es reichlich egal war, was Logik und gesunder Menschenverstand sagten; einen Teil, der nicht von der fürchterlichen Vision abzubringen war, das Schiff jeden Moment wie einen Stein absinken und zehntausend Klafter tief auf dem Grunde des Meeres zerschellen zu fühlen.
    Solche und ähnliche Gedanken schossen mir durch den Kopf, während ich durch den gewölbten Gang schritt.
    Dann hörte ich die Musik.
    Zuerst war es nicht viel mehr als ein Summen, ein Ton, der fast im Grollen der Schiffsmaschinen unterging, aber er schwoll rasch an und übertönte bald den Motorenlärm, wechselte, schwoll an und sank wieder herab und schwoll wieder an. Dann wußte ich, was es war.
    Orgelmusik.
    Vor Überraschung blieb ich stehen.
    Was ich hörte, war eine Kantate von Johann Sebastian Bach, frei und mit erstaunlichem musikalischen Gespür intoniert auf einer aufs Allerfeinste gestimmten Kirchenorgel. Zehn Faden unter dem Meer!
    Verwirrt ging ich weiter und blieb vor einer weiteren Tür stehen, die auf die schon bekannte Weise in der Decke verschwand, kaum daß ich bis auf Armeslänge herangekommen war – und blieb abermals stehen, als wäre ich gegen ein unsichtbares Hindernis geprallt.
    Nach allem, was ich in den letzten Stunden erlebt und gesehen hatte, hatte ich geglaubt, gegen jede Überraschung gefeit zu sein. Aber ich sah mich getäuscht.
    Hinter der Tür lag ein schmaler, von einem kunstvoll geschmiedeten eisernen Gitter begrenzter Balkon, hinter dem sich ein weitläufiger, äußerst geschmackvoll eingerichteter Salon erstreckte. Seine Größe mochte gute zehn auf zwanzig Schritt betragen, und die Decke, von der ein gewaltiger, elektrisch betriebener Lüster hing, wölbte sich gute drei Yards über mir.
    An der linken Seite, gleich neben dem
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