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Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen
Autoren: Verschiedene
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widersprach ich.
    Shadow lächelte. »Das dachte ich, Robert. Ich wurde getäuscht, so wie du. Sie waren von Anfang an auf seiner Seite. Vergiß nicht – sie waren es, die dich herlockten, damit du mein Tun vereitelst. Sie waren es, die letztlich dafür sorgten, daß ER erwachen konnte.«
    Sie seufzte. »Ich bin nicht allmächtig, Robert«, fuhr sie fort. »Dort, wo ich herkomme, bin ich nicht mehr als du, vielleicht sogar weniger. Ich wurde gesandt, um das Erwachen des TIERES zu verhindern, aber ich fürchte, wir haben alle Shub-Niggurath unterschätzt. Ich dachte, ihn in eine Falle gelockt zu haben. Aber in Wirklichkeit war ER es, der mich die ganze Zeit über benutzt hat. Ich habe versagt, Robert.«
    Etwas in ihrer Stimme hinderte mich daran, ihr zu widersprechen. Noch einmal blickte ich nach oben, und diesmal war ich sicher, mir die zuckende Bewegung längs der Erdspalte nicht nur einzubilden. Sie kamen. Shub-Nigguraths Junge. Die Höhle, in der wir waren, mußte schon seit Jahrmillionen tief unter der Erde gelegen haben, der Bodenbeschaffenheit nach eine vulkanische Blase, die entstand, als diese Welt noch jung gewesen war.
    Aber den Spalt, die Zerstörungen in der Stadt und das Erdbeben hatten die Ratten geschaffen. Ich versuchte, mir die Zahl der Ratten vorzustellen, die in der Lage waren, einen zwanzig Yards tiefen Riß in die Erde zu graben und ein Haus zum Einsturz zu bringen. Es gelang mir nicht. Vielleicht war es gut so.
    Ich verscheuchte den Gedanken und versuchte, mich auf das Nächstliegende zu konzentrieren.
    »Wir müssen hier heraus«, sagte ich. »Kannst du uns beide tragen?«
    »Nein«, antwortete Shadow. »Ich weiß nicht einmal, ob ich dich tragen kann.« Sie deutete nach oben. »Der Riß ist zu schmal. Ich kann meine Flügel nicht ganz entfalten. Und meine Kräfte würden auch nicht reichen, das Gewicht von zwei Menschen zu tragen.«
    »Dann bring uns nacheinander hinauf«, verlangte ich.
    Shadow schüttelte abermals den Kopf. »Sie würden dich töten, Robert, im gleichen Moment, in dem du den Boden berührst.« Sie schwieg einen Moment, dann kniete sie neben Lady Audley nieder, berührte ihre Stirn mit der Hand und schien einen Moment in sich hineinzulauschen.
    »Sie wird sterben«, sagte sie. »Bald.«
    »Wenn wir sie hier zurücklassen, bestimmt«, erwiderte ich mit einer Gereiztheit, die ich mir im Grunde selbst nicht richtig erklären konnte. »Ich gehe nicht ohne sie.«
    »Aber sie wird sterben!« beharrte Shadow. »So oder so.«
    »Vielleicht«, antwortete ich stur. »Aber vielleicht auch nicht. Ich rühre mich nicht von der Stelle, solange sie lebt. Bring mich hinauf. Ich werde mich schon wehren, wenn sie kommen.« Ich war mir darüber im klaren, daß ich ziemlichen Blödsinn redete. Niemand konnte sich gegen Millionen und Abermillionen von Ratten wehren. Auch ein Hexer nicht. Aber ich war nicht mehr in der Verfassung, logisch zu denken.
    Einen Moment lang blickte mich Shadow mit undeutbarem Ausdruck an, dann seufzte sie, erhob sich wieder zu ihrer vollen Größe von fast zwei Metern und nickte auf sonderbar resignierende Weise. »Vielleicht gibt es noch einen anderen Weg«, sagte sie. »Wenn wir vermutlich auch alle drei sterben werden. Hilf mir.«
    Gemeinsam hoben wir Lady Audley so vorsichtig wie möglich hoch, wobei Shadow wie ein startender Schwan mit den Flügeln schlug, um zusätzliche Kraft zu gewinnen. Mit einer Kopfbewegung deutete sie tiefer in die Höhle hinein.
    »Dort entlang.«

    * * *

    Zuerst war da nur Schmerz; ein dumpfes, quälendes Pochen, als klopften harte Fingerknöchel von innen gegen seine Schädeldecke. Dann, ganz langsam, regte sich Howards Bewußtsein; der pochende Schmerz verging, und statt dessen kamen Übelkeit und ein quälendes Brennen dicht über seinem rechten Ohr, wo ihn der Schlag getroffen und seine Haut aufgerissen hatte.
    Dann die Bilder.
    Dunkelheit. Der plötzliche rote Glanz einer Fackel, Licht, das wie mit dünnen faserigen Fingern in den Gang stieß und sich in eine Nacht fraß, die vielleicht seit Anbeginn der Zeit währte. Er erinnerte sich, das schon fast vertraute Bild des Ganges gesehen zu haben, dann die Ratten, deren Anblick nicht einmal unerwartet kam, trotzdem aber von einem heißen Schrecken begleitet war, und dann die Männer...
    Es war die Erinnerung an das halbe Dutzend stämmiger, dunkel behaarter Männer, die Howard vollends ins Bewußtsein zurückriß und ihn mit einem erschrockenen Laut den Kopf heben und die Augen öffnen
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