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Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Titel: Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht
Autoren: Verschiedene
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bizarrer Anblick. Jetzt, nachdem er Zeit und Muße gehabt hatte, das Gesicht des anderen in aller Ruhe zu studieren, war die Ähnlichkeit nicht mehr ganz so frappierend. Trotzdem hatte er im ersten Moment wieder das Gefühl, in einen Spiegel zu sehen.
    Der Mann neben ihm hatte sein Gesicht.
    Stöhnend öffnete der Fremde die Augen, versuchte sich aufzusetzen und sank mit einem schmerzerfüllten Keuchen zurück.
    »Geben Sie sich keine Mühe«, sagte Howard amüsiert. Eine morbide Heiterkeit stieg in ihm empor. Fast hätte er gelacht.
    »Was... o Gott, was ist passiert?« murmelte der Fremde. Erneut versuchte er sich aufzusetzen, und diesmal gelang es ihm. Als sein Gesicht in den schmalen Streifen grauer Helligkeit geriet, der durch eines der Fenster fiel, sah Howard, daß sein linkes Auge zugeschwollen und die Wange darunter blau und grün angelaufen war. Außerdem löste sich sein Bart ab.
    »Das hätte ich gerne von Ihnen gewußt«, antwortete er ruhig. »Warum erzählen Sie mir nicht alles? Zeit genug zum Reden haben wir, denke ich. Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Lovecraft«, sagte der andere undeutlich. Der Blick seines offenen Auges war verschleiert; er schien noch nicht ganz in die Wirklichkeit zurückgefunden zu haben. »Howard Lovecraft. Ich –«
    »Hören Sie auf«, unterbrach ihn Howard ärgerlich. »Das ist wirklich nicht der richtige Augenblick für makabere Scherze.«
    Der andere stockte, blinzelte ein paarmal mit nur einem Auge und sah Howard verwirrt an. Dann flammte Schrecken in seinem Blick auf.
    Howard lächelte schadenfroh. »Na, endlich wach?«
    »Was...« Der Mann stockte, sah sich verwirrt um und begann mit einem Male wie wild an seinen Fesseln zu zerren.
    Howard wartete geduldig, bis sein Gegenüber die Sinnlosigkeit seiner Bemühungen eingesehen hatte. Dann lehnte er sich zurück, so weit es die unbequemen Fesseln zuließen.
    »Wenn Sie das bißchen Verstand, das Sie zu haben scheinen, wieder zusammengekratzt haben, können wir vielleicht reden«, sagte er freundlich.
    »Reden?« Die Stimme des anderen bebte. Panik loderte in seinem Blick. Sein Atem ging schnell und stoßweise. »Wo sind wir hier? Was... was ist passiert?«
    »Wo wir hier sind, weiß ich so wenig wie Sie«, antwortete Howard geduldig. »Und was passiert ist, sollten Sie besser wissen als ich.«
    »Ich weiß gar nichts. Ich bin Howard Love-«
    »Verdammt, hören Sie auf!« brüllte Howard. »Ich bin Howard Lovecraft, nicht Sie. Und ich will wissen, wer Sie sind und wer Sie geschickt hat!«
    Sein Doppelgänger starrte ihn an und schwieg. Howard musterte ihn genauer. Die Ähnlichkeit war nicht mehr so groß wie zu Anfang – der Bart war falsch und das Haar gefärbt, das konnte er jetzt sehen, und der andere war ein wenig dicker im Gesicht als er. Die Schläge und das Blut hatten die Schminke verschmiert, so daß das wahre Gesicht des anderen durch die Maske hindurchschimmerte. Trotzdem mußte er ihm auch so ähnlich sehen wie ein Bruder.
    »Ich weiß überhaupt nichts«, sagte der andere schließlich. Seine Stimme hörte sich an, als würde er jeden Moment anfangen zu weinen.
    »Vielleicht erinnern Sie sich, wenn ich Ihnen ein wenig auf die Sprünge helfe«, murrte Howard. »Sie haben Rowlfs und meine Abwesenheit ausgenutzt, um an meiner Stelle mit Robert Craven Kontakt aufzunehmen. Aus dem einzigen Grund, in den Besitz des NECRONOMICON zu gelangen. Soweit richtig?«
    Der andere schwieg beharrlich, aber er hatte sein Gesicht nicht gut genug unter Kontrolle, als daß Howard die Antwort nicht aus seinen Zügen ablesen konnte.
    »Also richtig«, sagte er zufrieden. »Übrigens – mein Kompliment. Die perfekteste Maske, die ich jemals gesehen habe. Wer hat Sie geschickt? Der Orden?«
    Diesmal versagte die Selbstbeherrschung des anderen endgültig. Ein erschrockenes Keuchen kam über seine Lippen. »Sie... wissen...«
    Howard lachte hart. »Halten Sie mich für einen Trottel, Sie Mister Doppelgänger? Ihre Brüder jagen mich seit zehn Jahren. Ich habe gewußt, daß Sie eines Tages kommen würden. Sie oder jemand wie Sie. Wie ist Ihr Name? Ich finde es ziemlich albern, Sie ständig mit Howard anreden zu sollen.«
    »van der Groot«, sagte der andere leise. »Henk van der Groot.«
    »Holländer?«
    van der Groot nickte. Sein Blick bohrte sich in die graue Dunkelheit hinter Howard.
    »Hören Sie zu, van der Groot«, sagte Howard geduldig. »Sie und ich sind Feinde, wie die Dinge liegen, aber ich schlage vor, wir schließen einen
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