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Der Hexer - NR03 - Cthulhu lebt!

Der Hexer - NR03 - Cthulhu lebt!

Titel: Der Hexer - NR03 - Cthulhu lebt!
Autoren: Verschiedene
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auf einem Stuhl neben ihr und las in einem Buch. Als wir eintraten, klappte sie es zu, legte einen Finger auf die Lippen und kam uns mit lautlosen Schritten entgegen.
    Es dauerte einen Moment, bis ich sie erkannte.
    »Mary!«
    Ich hatte Mrs. Winden damals in Durness kennengelernt, als Howard, Rowlf und ich einem Dämon gegenüberstanden, der von einem ganzen Wald Besitz ergriffen hatte. (Siehe Gespenster-Krimi 589: »Der Baumdämon«)
    Mrs. Winden schüttelte mißbilligend den Kopf ob meiner Lautstärke, lächelte aber gleich darauf und deutete mit einer übertrieben pantomimischen Bewegung hinter sich. Ich erkannte eine nur angelehnte Tür, die in einen zweiten, hell erleuchteten Raum führte. Sie bedeutete Howard und mir mit Gesten, ihr zu folgen, und ging auf Zehenspitzen an Priscyllas Bett vorbei.
    Mein Blick streifte Pris’ Gesicht, und ich blieb unwillkürlich stehen. Ein seltsames, beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit, als ich das schlafende Mädchen betrachtete.
    Sie schien mir schöner als je zuvor, obwohl die Ereignisse, die sie durchgestanden hatte, tiefe Spuren in ihrem Antlitz hinterlassen hatten. Trotzdem war sie die schönste Frau der Welt.
    Wenigstens für mich.
    Meine Gedanken eilten zurück zu dem Tag, an dem ich sie das erste Mal gesehen hatte. Ich glaube, ich habe sie von der ersten Sekunde an geliebt, und nichts von dem, was danach geschah, hat irgend etwas daran ändern können. Sie war wie ich als Waise aufgewachsen; in einem kleinen Fischerdorf an der schottischen Küste.
    Und kaum daß ich sie kennengelernt hatte, wollte sie mich umbringen.
    Natürlich nicht sie selbst. Ihr Körper, sicher – aber nicht sie. Nicht die Priscylla, die ich kennen- und liebengelernt hatte. Das Mädchen, dessen Dolch ich an meiner Kehle gespürt hatte, war eine andere gewesen. Eine Hexe namens Lyssa, die vor zweihundert Jahren gestorben war und deren Geist über den Abgrund der Zeit hinweg vom Körper dieses unschuldigen Wesens Besitz ergriffen hatte.
    Howard ist vom ersten Tag an etwas anderer Meinung über diesen Punkt gewesen, aber ich weiß, daß die wirkliche Priscylla ein zartes, sanftmütiges Wesen voller Liebe und Zärtlichkeit war.
    Und ich würde sie heilen. Howard und Dr. Gray hatten vergeblich versucht, sie aus dem Zustand der Verwirrung zu reißen, in den ihr Geist nach der Vernichtung der Hexe versunken war, aber mir würde es gelingen. Ich wußte es. Vielleicht würde es all meine Macht, das ganze magische Erbe meines Vaters kosten. Aber ich würde sie heilen.
    Eine Hand legte sich auf meine Schulter. »Kommen Sie, Mister Craven«, sagte Mrs. Winden leise, um Priscylla nicht aufzuwecken. »Gehen wir nach nebenan. Dort können wir reden.«
    Ich nickte und folgte ihr – wenn auch widerstrebend – in das angrenzende Zimmer.
    Mary schloß die Tür und drehte sich mit einem befreiten Lächeln zu mir um. »Mister Craven!« sagte sie. »Wie schön, daß Sie endlich da sind. Wir haben schon ungeduldig auf Sie gewartet. Besonders Priscylla.«
    »Wie geht es ihr?« fragte ich.
    »Gut«, antwortete Mrs. Winden. »Sie schläft viel, aber manchmal, wenn sie erwacht, ist sie vollkommen klar, und...« Sie brach ab, starrte mich einen Moment betroffen an und murmelte: »Verzeihung.«
    »Schon gut.« Ich versuchte, so gelassen wie möglich zu klingen, aber ganz gelang es mir nicht.
    »Es tut mir leid, Mister Craven«, sagte sie niedergeschlagen. »Ich wollte Sie nicht –«
    »Es ist gut, Mary«, unterbrach sie Howard. »Es wird Zeit, daß sich Robert an die Wahrheit gewöhnt.«
    Ich fuhr herum und starrte ihn zornig an. Aber ich schwieg, obwohl alles in mir zu brodeln schien. Er hatte ja recht. Und er konnte nichts dafür, daß meine Gefühle nicht nach Recht oder Unrecht fragen.
    »Es geht ihr wirklich gut, Mister Craven«, fuhr Mary fort. »Dr. Gray untersucht sie jeden Tag, und sie hat sogar schon nach Ihnen gefragt.«
    Die letzte Behauptung war eine Lüge, und es hätte nicht einmal meines magischen Talentes, Lüge von Wahrheit zu unterscheiden, bedurft, um das zu spüren.
    »Es ist gut, Mrs. Winden«, sagte ich sanft. »Ich verstehe. Aber hören Sie auf, mich ›Mister Craven‹ zu nennen, bitte. Mein Name ist Robert.«
    »Nur, wenn Sie mich Mary nennen«, antwortete sie. »Ich fühle mich um fünfzig Jahre älter, wenn mich jemand mit ›Mrs. Winden‹ anredet.«
    Diesmal war mein Lachen echt.
    »In Ordnung... Mary«, antwortete ich. Ich wollte noch mehr sagen, aber wieder unterbrach uns
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