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Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Titel: Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser
Autoren: Verschiedene
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prallte mit einem Aufschrei zurück.
    Die alte Frau hatte sich vollkommen verändert. Ihr Gesicht, das noch vor Augenblicken eine Maske aus Runzeln und tief eingegrabenen Falten gewesen war, begann sich zu glätten, als liefe die Zeit auf bizarre Weise rückwärts. Innerhalb von Sekunden wandelte sie sich von einer hundertjährigen Greisin in eine dunkelhaarige, schlanke Frau.
    Aber die Veränderung ging weiter. Plötzlich begann sich ihr Gesicht zu verzerren, wurde zu einer Grimasse mit flammenden Dämonenaugen und gebogenen, blutig schimmernden Reißzähnen; die Hände krümmten sich zu Krallen, und über ihre plötzlich gesprungenen Lippen kam ein gräßliches Hohngelächter.
    »Genug des bösen Spieles, Craven«, kicherte sie. »Ich hoffe, Sie haben Ihren Spaß gehabt. Aber jetzt ist meine Geduld erschöpft.«
    Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Curd den Wolfmann losließ und hinter mich trat, versuchte verzweifelt, ihn zum Stehenbleiben zu zwingen und spürte, wie meine Kräfte gegen eine unsichtbare Mauer prallten.
    »Das ist sinnlos, Craven«, kicherte Ayres – oder das, in was sich die Alte verwandelt hatte. »Deine Kräfte sind den meinen nicht gewachsen.« Ihr Gesicht war vollends zu einer Teufelsfratze geworden, und als ich ihrem Blick begegnete, hatte ich das Gefühl, direkt in die Hölle zu blicken.
    »Du bist nicht der einzige, der sich aufs Lügen versteht«, kicherte sie. »Ich hätte dich vom ersten Moment an überwältigen können. Aber ich wollte wissen, wie groß deine Kräfte sind.« Sie kicherte. »Nicht groß genug, scheint mir. Ich muß gestehen, ich bin enttäuscht. Vom Sohn Roderick Andaras habe ich mehr erwartet. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Curd!«
    Wieder griff der Gigant mit beiden Händen zu. Seine Pranken legten sich um meinen Hals und schnürten mir die Luft ab; gleichzeitig begann er meinen Kopf nach vorne zu drücken. Ich bäumte mich auf, trat um mich und hämmerte ihm verzweifelt den Ellbogen in den Leib, aber der Druck seiner Pranken verstärkte sich im Gegenteil noch; ein scharfer, immer schlimmer werdender Schmerz tobte durch mein Rückgrat.
    Dann geschah alles gleichzeitig. Ein fürchterlicher, splitternder Laut erscholl, der Schmerz in meinem Nacken explodierte, und plötzlich lösten sich Curds Hände, und ich fiel halb betäubt zu Boden.
    Sekundenlang blieb ich auf Händen und Knien hocken, versuchte die dunklen Schwaden fortzutreiben, die meine Gedanken zu vernebeln trachteten. Dumpfe, polternde Geräusche drangen an mein Ohr, ich sah Schatten, ohne sie in Beziehung zu den Lauten bringen zu können, und ein sanftes Gefühl der Verwunderung machte sich in mir breit, noch am Leben zu sein.
    Dann traf mich ein Stoß in die Rippen, und der neuerliche, stechende Schmerz schleuderte mich abrupt in die Wirklichkeit zurück. Die Haustür war von einem ungeheuren Schlag halb aus den Angeln gerissen und nach innen geschleudert worden. Helles Tageslicht drang in den kleinen Raum und ließ mich blinzeln.
    Und unter der Öffnung waren zwei Gestalten erschienen. Sie waren nicht mehr als bloße Schatten gegen den grellen Hintergrund, und trotzdem erkannte ich zumindest einen von ihnen.
    Es war Rowlf. Und als die beiden Männer nebeneinander ins Haus traten, erkannte ich auch den anderen.
    »Shannon!« keuchte ich. »Wo... wie kommst du hierher?« Natürlich antwortete Shannon nicht; ich bezweifelte sogar, daß er meine Worte überhaupt hörte, denn auch Curd und der Wolfmann hatten mittlerweile ihre Überraschung überwunden und wandten sich den beiden Neuankömmlingen zu. Hinter mir zog Temples ein Klappmesser aus der Jacke und ließ die Klinge herausspringen.
    Ich wartete, bis er an mir vorbeikam, streckte blitzschnell den Fuß aus und trat ihm mit dem anderen in die Kniekehle. Temples keuchte überrascht, ruderte einen Moment hilflos mit den Armen und fiel nach vorne. Das Klappmesser entglitt seinen Händen und flog klappernd davon. Ich versetzte ihm einen Schlag und fing ihn auf, als er halb bewußtlos zur Seite kippte.
    Als ich mich aufrichtete, hatten Curd und sein schrecklicher tierischer Begleiter die Tür erreicht. Ich sah, wie sich Shannon auf den Riesen stürzen wollte, aber Rowlf hielt ihn mit einem raschen Griff zurück, schüttelte den Kopf und hob kampflustig die Fäuste.
    »Nimm den anderen«, nuschelte er. »Den Großen laß mir; der Knirps is nich so gefährlich.«
    In diesem Punkt mochte er sich durchaus täuschen, aber Shannon blieb keine Zeit mehr, zu
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