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Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Titel: Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb
Autoren: Verschiedene
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zeichneten sich die Konturen von vier, vielleicht fünf Menschen ab.
    Menschen ...?
    Ich war nicht sicher. Etwas an ihnen war seltsam,
    falsch, ohne daß ich hätte sagen können, was. Sie standen reglos und schienen zu uns hinabzustarren, aber gleichzeitig bewegten sie sich, auf eine bizarre, sinnverwirrende Art, flossen wie Schatten oder flüchtige Spiegelbilder hierhin und dorthin ...
    Ich fuhr mir mit dem Handrücken über die Augen, versuchte das Bild wegzublinzeln und mir gleichzeitig einzureden, daß mir meine in den letzten Tagen arg überstrapazierten Nerven einen Streich spielten, aber ein rascher Blick in Howards Gesicht sagte mir, daß es nicht so war und er es auch sah.
    Dann zerriß ein weiterer Windstoß den Nebel, und mit ihm verschwanden die schwarzen Schattengestalten. Die Straße war wieder leer.
    »Was ... was war das?« murmelte ich. Ohne daß ich einen bestimmten Grund dafür hätte angeben können, verspürte ich Angst,
    »Ich weiß es nicht«, sagte Howard. »Ich ... habe keine Ahnung.«
    Er log, aber irgend etwas hielt mich davon ab, weiter in ihn zu dringen. Plötzlich wollte ich gar nicht mehr so genau wissen, was das war, was ich in dem Nebel gesehen hatte.
    »Gehen wir weiter«, sagte er. »Es wird kalt.«
    ** *
    Die Sonne war noch nicht untergegangen, aber von Osten her krochen bereits die grauen Fühler der Dämmerung über das Land, und das Meer, das fast dreißig Yard unter der wie mit einem überdimensionalen Lineal gezogenen Abbruchkante der Steilküste gegen den Fels hämmerte, wirkte wie eine graue Ebene aus geschmolzenem Blei. Es regnete, und der Wind brachte einen Hauch winterlicher Kälte mit sich, aber der Mann, der hoch aufgerichtet und reglos am Rande des Abgrundes stand, schien weder das eine noch das andere zu bemerken. Er stand schon lange hier – eine Stunde, vielleicht auch zwei – reglos, starr, ohne den winzigsten Muskel zu rühren, ja, fast ohne zu atmen. Seine Augen waren halb geschlossen, und sein Gesicht wirkte seltsam schlaff, als hätten die Muskeln und Sehnen darin ihre Kraft verloren. Seine Hände waren halb geöffnet und nach vorne gestreckt, über den Abgrund und auf das Meer hinaus, als griffe er nach etwas Unsichtbarem dort draußen, und von Zeit zu Zeit kamen sonderbar anmutende, atonale Laute über seine Lippen, ohne daß sie sich dabei bewegten. Der Regen hatte seine Kleider durchweicht und sein Haar zu einer fest anliegenden schwarzen Kappe zusammengebacken, in der die gezackte weiße Strähne über der rechten Braue wie eine Narbe wirkte, und seine Füße waren fast bis an die Knöchel hinauf in dem Morast versunken, in den der Regen den fruchtbaren Boden verwandelt hatte. Aber er bemerkte nichts von alledem. Sein Zustand ähnelte einer Trance, aber er war es nicht, denn anders als bei einer solchen war sein Geist hellwach, und der Verstand hinter der hohen glatten Stirn arbeitete auf Hochtouren. Seine Gedanken griffen hinaus, tasteten auf Wegen, die dem normalen menschlichen Begreifen auf ewig verschlossen bleiben werden, nach denen des gigantischen Geschöpfes, das ein paar Meilen nördlich der Küste auf dem Meeresgrund lag und wartete. Das Gespräch war lautlos, und doch war es für ihn, als krümme sich die Natur selbst unter den Hieben unsichtbarer Titanenfäuste, jedesmal, wenn die gedankliche Stimme in seinem Schädel ertönte.
    Es waren keine Worte, die er hörte, keine Begriffe einer menschlichen oder irgendwie andersgearteten Sprache; selbst die Laute, die er von Zeit zu Zeit ausstieß, hatten nicht mit wirklichem Sprechen zu tun. Was er empfing, war eine Mischung aus Bildern und Visionen, aus Gefühlen und harten, mit ungeheurer hypnotischer Kraft geschickten Befehlen und noch etwas, einer Art der Kommunikation, die so fremd war wie das Wesen, das sie benutzte, und die vor zwei Milliarden Jahren mit der Rasse, die ihm angehörte, untergegangen war. Seine Vorstellung, seine eigene, menschliche Phantasie, half ihm, dieses bizarre fremde Etwas in Worte und Begriffe umzuwandeln, aber es waren nur Bruchstücke der wirklichen Botschaft, ein blasser Schatten der wahren geistigen Macht des schlangenhäutigen Titanen. Wäre er wirklich damit konfrontiert worden, wäre sein Geist zerbrochen wie dünnes Glas unter dem Fausthieb eines Riesen. Er hatte viel gelernt über dieses Wesen dort draußen und das Volk, dem es entstammte, und vieles von dem, was er erfahren hatte, hatte ihn überrascht. Seine Stimme (die keine Stimme, sondern das war, was
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