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Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Titel: Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb
Autoren: Verschiedene
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Stufen einer morschen Holztreppe, die sich nach oben in ungewissem Zwielicht verlor.
    »Nun komm schon, du Feigling«, knurrte er. »Da oben ist nichts. Außer ein paar Spinnen und Fledermäusen vielleicht.«
    Tremayn schluckte die Antwort, die ihm auf der Zunge lag, herunter, sah noch einmal unsicher den Weg zurück, den sie gekommen waren, und folgte ihm. Die Treppe knirschte hörbar unter ihrem Gewicht, als sie nebeneinander über die ausgetretenen Stufen hinaufgingen. Das Haus war voller Geräusche, wie es alte verlassene Häuser nun einmal sind, und der moderige Geruch, der Tremayn schon unten aufgefallen war, wurde stärker.
    Gordon blieb stehen, als sie eine weitere Tür erreicht hatten. Auch sie war nur angelehnt, und auch hier waren überall Spuren des grauen, glitzernden Etwas.
    Tremayn rümpfte demonstrativ die Nase, als Gordon die Tür aufstieß und ihnen ein wahrhaft atemberaubender Schwall von Gestank entgegenschlug.
    Sie waren im Dachgeschoß des Hauses. Vor ihnen lag ein langgestreckter, düsterer Raum, der von einem Gewirr halbverrotteter Balken und staubverhangener Spinnweben beherrscht wurde. Da und dort war das Dach eingesunken, so daß sie ausgezackte Bruchstücke des samtblauen Nachthimmels sehen konnten. Die Geräusche des Waldes drangen von draußen herein und vermischten sich mit dem Knarren und Ächzen des Hauses.
    Gordon berührte ihn an der Schulter und deutete nach links. Der Dachboden war nicht leer. In der Mitte des Raumes stand ein mächtiger, dick mit Staub und schwarz verkrustetem Schmutz bedeckter Schreibtisch, auf dem zwei altertümliche Petroleumlampen standen und flackernde rotgelbe Helligkeit verbreiteten. Und hinter diesem Schreibtisch saß ein Mann.
    Tremayn schluckte mühsam, um den bitteren Kloß, der plötzlich in seinem Hals war, loszuwerden. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er, einem Toten gegenüberzustehen, aber dann erkannte er, daß das nicht stimmte. Er saß in unnatürlich steifer Haltung auf dem hochlehnigen, geschnitzten Stuhl, die Augen weit geöffnet und starr, und auf seinen eingefallenen bleichen Zügen lag grauer Staub. Er blinzelte nicht. Vor ihm lag ein mächtiges, in dunkelgraues und steinhart gewordenes Schweinsleder gebundenes Buch. Es war aufgeschlagen, und Tremayn erkannte trotz der unzureichenden Beleuchtung und der großen Entfernung, daß die Seiten mit fremdartigen, bizarren Schriftzeichen übersät waren.
    »Mein Gott«, murmelte er. »Was ...« Er keuchte, prallte mitten im Schritt zurück und griff so fest nach Gordons Arm, daß dieser vor Schmerz aufstöhnte.
    »Er ist tot!« keuchte er. »Mein Gott, er ...«
    Gordon machte mit einer wütenden Geste seinen Arm los und trat einen halben Schritt zur Seite.
    »Der ... der Bursche ist tot!« stammelte Tremayn noch einmal. Seine Stimme zitterte und stand dicht davor, überzukippen.
    »Das sehe ich auch«, schnappte Gordon gereizt. »Und zwar schon eine ganze Weile.« Er lachte hart, um seine eigene Nervosität zu überspielen. »Der tut dir nichts mehr, du Feigling. Komm schon.« Er machte einen Schritt und wartete darauf, daß Tremayn ihm folgte, aber der rührte sich nicht von der Stelle. Auf seiner Stirn glitzerte Schweiß.
    »Was ist mit dir?« fragte Gordon. »Fürchtest du dich vor einem Toten?«
    Tremayn schüttelte den Kopf, blickte Gordon für die Dauer eines Atemzuges unsicher an und nickte plötzlich. »Das gefällt mir nicht«, sagte er. »Laß uns verschwinden. Hier ... hier gibt es sowieso nichts zu holen.«
    Gordons linke Augenbraue rutschte ein stückweit seine Stirn hinauf. »Woher willst du das wissen?« fragte er. »Immerhin können wir uns wenigstens mal umsehen, oder?« Er schüttelte den Kopf, schnitt Tremayn mit einer entschiedenen Bewegung das Wort ab, als er erneut widersprechen wollte, drehte sich um und ging – weit weniger sicher und selbstbewußt, als es ihm lieb gewesen wäre – auf den Schreibtisch und den Toten zu.
    Tremayn schluckte nervös und trat einen Moment unentschlossen auf der Stelle. Plötzlich schien ihm wieder einzufallen, daß er noch immer Gordons Messer in der Hand hielt. Verlegen und überhastet ließ er die Klinge in den Griff zurückschnappen, steckte das Messer ein und machte einen zögernden Schritt, aber nur, um gleich darauf wieder stehenzubleiben. »Laß uns verschwinden«, sagte er noch einmal. »Bitte.«
    Gordon ignorierte ihn. Aber auch seine Schritte wurden langsamer, und er fühlte, wie das Unbehagen, das auch von ihm Besitz
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