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Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Titel: Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb
Autoren: Verschiedene
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schon lange tot«, fügte er, etwas leiser und in einem Tonfall, den ich den ganzen Tag über an ihm vermißt hatte, hinzu.
    Ich biß mir im letzten Augenblick auf die Zunge, und starrte ihn nur an, statt loszubrüllen, wonach mir zumute war. Das Schlimme war, daß ich im Grunde ganz genau wußte, daß er recht hatte. Alles hatte davon abgehangen, daß es uns gelang, die Kiste mit den magischen Büchern meines Vaters zu bergen. Aber wir hatten sie nicht geborgen, und die Bücher waren – was schlimmer war – in der Hand unserer Feinde.
    Unserer Feinde ... Der Gedanke weckte eine Menge unangenehmer Erinnerungen in mir, Bilder, die ich in den letzten drei Tagen mit aller Macht zu vergessen versucht hatte.
    Mühsam schüttelte ich sie ab und versuchte, Howards Gesicht durch den blauen Nebel zu erkennen, der die Kajüte füllte. Trotz der Kälte hatte ich demonstrativ eines der Bullaugen geöffnet, aber Howard produzierte schneller neuen Rauch, als der alte abziehen konnte. Seit ich ihn kennengelernt hatte, waren nur wenige Augenblicke vergangen, in denen er nicht rauchte. Manchmal hatte ich ihn im Verdacht, seine stinkenden Räucherstäbchen selbst mit in die Badewanne zu nehmen. Seine Lungen mußten so schwarz wie Yog-Shoggots Seele sein.
    Das Geräusch harter Schritte auf dem Deck über uns drang in meine Gedanken. Ich sah auf, als die Tür geöffnet wurde und ein schmaler Streifen trüben Lichtes die Treppe herabfiel. Kurz darauf erschien Rowlfs breitschultrige Gestalt im Eingang.
    Howard stand auf, schnippte seine kaum angerauchte Zigarre aus dem Bullauge und trat Rowlf entgegen. »Nun?«
    »Wiewer vermut’ ham’«, nuschelte Rowlf. »Bensen war seit zwei Tagn nich mehr zuhause. Hattn auch keener gesehn.« Sein Gesicht war gerötet, ein deutliches Zeichen für die grimmige Kälte, die sich über die schottische Küste gelegt hatte und nun mit Nachdruck darauf hinwies, daß der Winter vor der Tür stand. »Aber inner Stadt is der Teufel los«, fügte er nach einer Pause hinzu. »Wär besser, wenn wer uns da nich sehn lassn würn’.«
    Howard wirkte nicht sehr überrascht. Es gehörte nicht sehr viel Phantasie dazu, sich auszumalen, was nach unserem überhasteten Aufbruch in Durness geschehen war – immerhin waren drei Menschen verschwunden; unter recht mysteriösen Umständen noch dazu, und das, nachdem Howard der letzte war, der sie lebend zu Gesicht bekommen und mit ihnen geredet hatte. Und ich selbst hatte mit meinem dramatischen Abgang aus dem Hotel sicher nicht dazu beigetragen, das Mißtrauen zu zerstreuen.
    Howard seufzte hörbar, angelte eine neue Zigarre aus der Brusttasche, zündete sie aber zu meiner Erleichterung nicht an, sondern kaute nur einen Augenblick lang nachdenklich auf ihrem Ende herum, ehe er es abbiß und aus dem Fenster spuckte. »Sonst ist dir nichts aufgefallen?« fragte er.
    Rowlf zögerte. Es war schwer, auf seinem Bulldoggengesicht irgendeine klare Regung abzulesen, erst recht im schummerigen Halbdunkel der Kabine, aber ich glaubte doch zu erkennen, daß es da noch irgend etwas gab, was ihm auf der Seele brannte.
    »Nun?« fragte Howard.
    »Ich weiß nicht«, murmelte Rowlf. »Vielleicht isses nicht wichtig, aber ...«
    »Aber?« Howard riß ein Streichholz an und blinzelte.
    »S’sin paar komische Sachen passiert, innen letzten zwei Tagn«, sagte Rowlf und lächelte unsicher. »Ich war auf’n Bier im Pub unten am Hafen und hab die Ohr’n offengehaltn.«
    »Und was«, fragte Howard, und ich spürte dabei deutlich, wieviel Kraft es ihn kostete, wenigstens äußerlich noch gelassen und geduldig zu erscheinen, »hast du gehört, Rowlf?«
    »Nix Bestimmtes«, antwortete Rowlf ausweichend. »Komische Geschichten ebn’. Biergerede.«
    »Biergerede, so?« Howard nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarre, hustete und bedachte mich mit einem finsteren Blick, als er mein schadenfrohes Grinsen bemerkte.
    »Du solltest dir ein gesünderes Laster suchen«, sagte ich freundlich.
    Howard ignorierte meine Worte, hustete erneut und sog sich gleich darauf wieder die Lungen voll Rauch. »Ich bin durstig«, sagte er plötzlich. »Was haltet ihr davon, wenn wir in den Pub gehen und uns eines von den berühmten englischen Bieren genehmigen? Auf
    meine Kosten.«
    »Nich sehr viel«, antwortete Rowlf.
    »Er hat recht«, fügte ich hinzu. Howards Vorschlag überraschte mich; wir hatten uns seit zwei Tagen praktisch auf diesem Schiff verkrochen und kaum die Kajüte verlassen – und plötzlich wollte er
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