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Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Titel: Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb
Autoren: Verschiedene
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Sekunden später reichte Howard ihm das Necronomicon und sprang kurz darauf selbst an Deck.
    Für einen kurzen Moment waren wir in Sicherheit. Der Decksaufbau gab uns Sichtschutz zum Hafen hin, aber es konnte nur Augenblicke dauern, bis die aufgeputschte Menge unsere Flucht bemerkte. Und fast, als wäre dieser Gedanke ein Stichwort gewesen, erschien in diesem Moment eine einzelne Gestalt auf dem Kai und deutete heftig gestikulierend zu uns hinüber. »Da sind sie!« brüllte eine Stimme. »Sie versuchen zu entkommen!«
    Ein Schuß peitschte, und dicht neben uns spritzten Holzsplitter aus dem Deck. Howard wirbelte herum und sprang mit einem gewagten Hechtsprung ins Wasser, und Rowlf versetzte mir kurzerhand einen Stoß, der mich rücklings über die Bordwand und ins Wasser stürzen ließ.
    Die Kälte betäubte mich fast. Vor Augenblicken noch waren wir beinahe bei lebendigem Leibe geröstet worden, jetzt hatte ich das Gefühl, in Bruchteilen von Sekunden von innen heraus zu Eis zu erstarren. Ich schluckte Wasser, kämpfte mich – mehr instinktiv als mit bewußten Bewegungen – an die Oberfläche und hustete qualvoll. Das eisige Wasser saugte das Leben aus meinen Gliedern, so schnell, daß ich spüren konnte, wie meine Muskeln hart und taub und nutzlos wurden.
    Eine Welle ergriff mich, hob mich ein Stück hoch und schmetterte mich gegen die Kaimauer. Der Schlag trieb mir die Luft aus den Lungen, aber der Schmerz riß mich auch wieder in die Wirklichkeit zurück und vertrieb für einen Moment den Schleier aus Schwäche und Müdigkeit, der sich um meine Gedanken gelegt hatte.
    Wir trieben dicht vor dem Kai, nur wenige Fußbreit von dem brennenden Boot entfernt. Eine dichtgedrängte Menschenmenge säumte den Kai; Steine und andere Wurfgeschosse flogen zu uns herunter, und ich sah, wie Rowlf getroffen wurde.
    »Verbrennt sie!« brüllte die Menschenmenge. »Verbrennt die Hexer! Tötet sie!«
    Der Hagel von Wurfgeschossen verstärkte sich.
    Und dann sah ich etwas, das mir schier das Blut in den Adern gerinnen ließ.
    Drei, vier Männer rollten unter dem johlenden Beifall der anderen ein Faß herbei. Eine Axt wurde geschwungen und traf krachend auf das dünne Blech – und ein breiter Strom goldgelben Petroleums ergoß sich
    ins Wasser des Hafenbeckens!
    »Nein!« brüllte Howard.
    »Schwimmt! Schwimmt um euer Leben!«
    Es war sinnlos. Ich stemmte mich mit aller Macht gegen die Gewalt der Dünung, aber das Petroleum breitete sich zehnmal schneller auf der Wasseroberfläche aus, als ich zu schwimmen imstande war, und die Wellen trugen mich fast ebenso schnell zurück, wie ich vorwärtskam.
    »Verbrennt sie!« brüllte der Chor. »Tötet sie! Tötet sie! Tötet sie!«
    Eine Fackel flog durch die Luft. Wie ein brennender Stern segelte sie, sich langsam in der Luft überschlagend, auf das Wasser heraus, erreichte den höchsten Punkt ihres Fluges und sank wieder herab. Ich atmete ein, so tief ich konnte, warf mich nach vorne – und tauchte, im gleichen Moment, in dem die Fackel die Wasseroberfläche und das darauf schwimmende Petroleum berührte.
    Mit einem einzigen, ungeheuren Schlag fing das Petroleum über unseren Köpfen Feuer. Ein grelles, orangerot flackerndes Licht ließ das Wasser rings um uns herum aufleuchten, während die Feuerwand über uns mit wahnsinniger Geschwindigkeit zum Ufer zurückraste. Die Flammen mußten selbst die Männer und Frauen dort oben gefährden, und wahrscheinlich würde der halbe Hafen abbrennen, aber daran dachte der tobende Mob in diesem Moment bestimmt nicht.
    Ich tauchte tiefer, sammelte die letzten verbliebenen Kraftreserven in meinem ausgelaugten Körper und versuchte, ein Ende des lodernden Feuerteppichs über mir zu erkennen. Der Druck auf meine Lungen wuchs. Ein unsichtbarer stählerner Reif schien um meine Brust zu liegen und sich langsam zusammenzuziehen. Ich spürte, wie meine Kräfte schwanden, machte eine letzte verzweifelte Schwimmbewegung und kämpfte mit aller Macht gegen das Verlangen, den Mund zu öffnen und zu atmen.
    Es ging nicht mehr. Meine Arme erlahmten. Der Schmerz in meinen Lungen wurde unerträglich, und vor meinen Augen begannen buntschillernde Flecke und schwarze Nebel zu wogen. Ich wußte, daß ich sterben würde, wenn ich inmitten des brennenden Petroleumteppichs auftauchen würde. Aber das Ende des Flammenmeeres war noch dreißig Yard entfernt. Vielleicht waren es auch nur zwanzig, aber das spielte keine Rolle mehr. Genausogut konnte es auf der anderen Seite
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