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Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Titel: Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb
Autoren: Verschiedene
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gesucht haben?« Er trat ein weiteres Stück zur Seite und deutete mit einer dramatischen Geste auf den Tisch.
    Howard fuhr wie unter einem Peitschenhieb zusammen, als er das Buch sah.
    Es lag aufgeschlagen auf dem Tisch, ein mächtiger, in steinhart und schwarz gewordenes Schweinsleder gebundener Band. Der grüne Schein, der das Zimmer erfüllte, schien über den aufgeschlagenen Seiten besonders intensiv zu sein, und trotz der großen
    Entfernung glaubte ich zu erkennen, daß sich die
    verschnörkelten Schriftz eichen auf dem gelben
    Pergament bewegten.
     
    Howard erwachte mit einem Keuchen aus seiner Erstarrung, trat mit drei, vier raschen Schritten in das Zimmer hinein und blieb stehen, als Tremayn ihm den Weg vertrat
    »Ich würde Ihnen nicht raten, es zu berühren«, sagte Tremayn leise. »Es wäre Ihr Tod, Lovecraft.«
    Howard starrte ihn für die Dauer eines Atemzuges fast haßerfüllt an. »Was ... was haben Sie getan, Sie Narr?« keuchte er.
    »Was ich tun mußte.« Tremayn lachte leise. »Sie wissen es, Lovecraft. Sie wären nicht gekommen, wenn Sie es nicht wüßten. Aber es ist zu spät.« Er wandte den Kopf und blickte zu mir und Rowlf auf den Flur hinaus. »Treten Sie näher, meine Herren«, sagte er »Keine Sorge
    – keinem von Ihnen wird etwas geschehen, wenn Sie vernünftig sind.«
    Alles in mir sträubte sich dagegen, und eine Stimme flüsterte mir zu, daß es kompletter Wahnsinn war und ich die Beine in die Hand nehmen und laufen sollte, so schnell und so weit ich konnte, aber stattdessen setzte ich mich – fast gegen meinen Willen – in Bewegung und trat in das Zimmer hinein. Die Kälte hüllte mich ein wie ein gläserner Mantel, und in meinen Beinen machte sich ein kribbelndes, unbeschreiblich widerwärtiges Gefühl breit, als ich in den Nebel eindrang. Es fühlte sich an, als kröchen Millionen winziger Spinnen über meine Haut.
    »Sie sind wahnsinnig, Tremayn«, murmelte Howard. »Sie wissen nicht, was Sie getan haben.«
    »Oh doch, ich weiß es«, widersprach Tremayn. »Ich tat, was getan werden mußte.«
    »Sie werden sterben!« sagte Howard.
    Tremayn nickte ungerührt. »Wahrscheinlich«, sagte er. »Aber was zählt ein einzelnes Leben, noch dazu das eines
    Menschen?« So, wie er das Wort aussprach, hörte es sich an wie eine Beschimpfung. »Sie kommen zu spät, Lovecraft. Es ist geschehen. Die Macht der wahren Herren dieser Welt wird wieder auferstehen, größer und allumfassender als zuvor. Und es gibt nichts mehr, was Sie dagegen tun könnten.«
    Ich verstand nicht, was er meinte, aber seine Worte brachten irgend etwas in mir zum Klingen, das gleiche, unsichtbare Etwas, das ich am vergangenen Abend bereits gespürt hatte, als ich den Dämon aus dem Geist des Mädchens verjagte. Und so wie gestern fühlte ich mich plötzlich wieder wie ein hilfloser Zuschauer, ein allenfalls geduldeter Gast in meinem eigenen Körper, dessen Willen in die hinterste Ecke seines Bewußtseins zurückgedrängt worden war. Ohne mein Zutun setzten sich meine Beine in Bewegung. Ich sah, wie sich meine Hände hoben und nach Tremayn griffen, sah die Wut in seinen Augen und hörte den ungläubigen Schrei, als er wie von einer unsichtbaren Gewalt gepackt und mit
    mörderischer Kraft zurückgeschleudert wurde.
    »Robert!« keuchte Howard. »Es ist dein Tod!«
    Ich hörte seine Worte, aber ich war unfähig, darauf zu reagieren oder auch nur zu antworten. Langsam trat ich auf den Tisch zu, umrundete ihn und blieb, die Hände in einer fast beschwörenden Geste ausgestreckt, vor dem Buch stehen. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Ich wollte schreien, aber nicht einmal das konnte ich. Meine Hände bewegten sich wie von selbst, näherten sich den aufgeschlagenen Buchseiten, verharrten einen halben Zentimeter darüber – und senkten sich weiter ...
    »Nein!« kreischte Tremayn. »Tun Sie es nicht, Sie Narr! Sie werden alles zunichte machen!«
    Meine rechte Hand berührte das Buch.
    Es war ein Gefühl, als hätte ich ins Herz einer glühenden Sonne gegriffen. Es war kein Schmerz. Keine Hitze oder Kälte oder sonst eine körperliche Empfindung.
    Es war Haß, der alles überstieg, was ich jemals erlebt hatte, auf alles, was lebte und fühlte. Ich taumelte, schrie auf und versuchte, meine Hand vom Einband des Buches zu lösen, aber es ging nicht. Meine Finger klebten wie angewachsen an dem schwarzen Leder, und eine unendlich fremde Kraft pulsierte durch meinen Arm, fraß sich wie weißglühende Lava in mein Bewußtsein
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