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Der Hexer - GK575 - Die Hexe von Salem

Der Hexer - GK575 - Die Hexe von Salem

Titel: Der Hexer - GK575 - Die Hexe von Salem
Autoren: Verschiedene
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Zylinders, ließ seine Peitsche knallen und fuhr los.
    Der Türsteher blickte der Kutsche nach, bis sie in der Nacht verschwunden war, schüttelte den Kopf und knallte die Tür zu. »Das war nich so klug«, sagte er, »den Wagen wegzuschicken.«
    Die Art, in der er die Worte aussprach, gefiel mir nicht; ebenso wie die Art, in der er mich ansah. Beides hatte etwas Drohendes.
    Ich versuchte, seinem Blick standzuhalten und möglichst gelassen auszusehen, aber es gelang mir nicht sehr gut.
    »Warum?«
    »Weil ich nich glaub, daß H. P. Sie empfangn wird.«
    »H. P.«
    »Howard«, knurrte mein Gegenüber. »Wennse schon mitten in der Nacht herkommen, um mit ihm zu reden, sollten Se wenigstens sein Namen wissen, findense nich?« Ein mißtrauisches Funkern erschien in seinen Augen. »Wat wollnse überhaupt vonnem?«
    »Ich glaube nicht, daß Sie das etwas angeht«, erwiderte ich steif. Ich trat zurück, nahm den Hut ab und deutete eine Verbeugung an – ohne ihn dabei auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. »Mein Name ist Craven«, sagte ich. »Robert Craven. Bitte melden Sie mich Mister Howard – und sagen Sie ihm, daß ich Grüße von seinem Freund Andara bringe. Ich bin sicher, er wird mich empfangen.«
    Wieder blickte mich der andere eine Sekunde zweifelnd an, als brauche er so lange, um meine Worte zu verarbeiten, dann zuckte er mit den Achseln.
    »Meinetwegn«, nuschelte er. »Aber wundernse sich nich, wenner nich kommt. H. P. kriegt so gut wie nie Besuch.« Er schüttelte den Kopf, legte umständlich die Kette wieder vor, drehte sich um und schlurfte vor mir den Gang hinab. An seinem Ende befand sich eine zweiteilige, nur halb geschlossene Tür, durch deren Ritzen warmes rotes Licht schimmerte. Mein seltsamer Führer stieß einen der Türflügel vollends auf, deutete eine einladende Geste in den dahinterliegenden Raum an und drehte sich gleichzeitig um. Direkt neben der Tür führte eine Treppe in die oberen Stockwerke des Hauses hinauf.
    »Wartense hier«, sagte er unfreundlich. »Ich geh H. P. fragen.«
    Ich sah ihm kopfschüttelnd nach, wandte mich aber nach einem Moment gehorsam um und trat in den Raum, den er mir angewiesen hatte. Erneut ertappte ich meine Hand dabei, wie sie nervös über den Griff des Stockdegens strich, den ich unter meinem Umhang verborgen hatte. Auch wenn ich es selbst nicht zugeben wollte – aber dieses heruntergekommene Haus und sein seltsamer Türwächter flößten mir Unbehagen ein, ja, beinahe schon Furcht. Es war etwas schwer in Worte zu fassendes, Düsteres, Bedrohliches an diesem alten Gemäuer.
    Der Raum, in dem ich war, schien eine Mischung aus Bibliothek und Salon zu sein. Eine Wand wurde ganz von einem deckenhohen, bis zum Bersten gefüllten Bücherregal eingenommen, die beiden anderen wurden von einem gewaltigen, marmornen Kamin und einem nicht minder gewaltigen Tisch, der von einem halben Dutzend kostbarer Stühle flankiert wurde, beherrscht. Der Raum war wesentlich eleganter – und auch sauberer
    – als ich erwartet hatte. Und trotzdem verstärkte sich der Eindruck, den ich von diesem Gebäude hatte, noch. Es war irgendwie ... düster.
    Ich blieb einen Moment unschlüssig unter der Tür stehen, sah mich um und trat schließlich zum Kamin. Die Flammen brannten hoch und erfüllten den Raum gleichermaßen mit Licht wie behaglicher Wärme. Ich legte meinen Mantel ab, ging vor dem Kamin in die Hocke und hielt die Hände über die Flamme. Meine Finger prickelten vor Kälte, aber das war wohl etwas, woran ich mich gewöhnen mußte. Zu Hause in New York hätte ich zu dieser Jahreszeit unter freiem Himmel übernachten können; hier in London mit seinem Nebel und seinem berüchtigten Klima wurde es selbst im Hochsommer nach Dunkelwerden empfindlich kalt.
    Nach einer Weile hörte ich Schritte. Ich richtete mich wieder auf und wandte mich um, aber zu meiner Enttäuschung erschien nicht Howard, sondern wieder das Bulldoggengesicht unter der Tür.
    »H. P. kommt gleich«, knurrte er unfreundlich. »Sie sollens sichn bißchen bequem machen, bisser da is.« Er schlurfte an mir vorüber, öffnete einen Schrank und nahm zwei Gläser und eine geschliffene Glaskaraffe hervor. Mit einer Kopfbewegung dirigierte er mich zum Tisch, schenkte eines der Gläser voll und stellte das andere umgedreht auf den Tisch.
    »Ich geh dann«, nuschelte er. »Er wird gleich kommn’. Wennse was brauchn, dann rufnse mich.« Ohne eine Antwort abzuwarten, schlurfte er zur Tür, warf sie hinter sich ins
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