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Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb

Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb

Titel: Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb
Autoren: Verschiedene
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Deck gekrochen und auf mich zugetaumelt. Ich schrie auf, warf den Kopf zurück und versuchte rücklings vor der furchtbaren Erscheinung davonzukriechen, aber Mannings war schneller. Seine Hand schoß vor, packte mich bei den Rockaufschlägen und zerrte mich mit übermenschlicher Gewalt zurück. Ich schrie erneut, trat in blinder Angst um mich und hämmerte ihm die Fäuste ins Gesicht.
    Es war ein Gefühl, als würde ich in einen warmen Schwamm schlagen. Mannings schien den Hieb nicht einmal zu spüren, aber meine Gegenwehr steigerte seine Wut noch. Seine linke, unverletzte Hand legte sich auf mein Gesicht, drückte meinen Kopf mit in den Nacken und versuchte mir das Genick zu brechen. Ich spürte, wie der Druck auf meine Nackenwirbel ins Unerträgliche stieg. Noch wenige Sekunden, und mein Rückgrat würde brechen!
    Ein dritter, noch heftigerer Schlag traf die LADY OF THE MIST. Das Schiff legte sich auf die Seite. Irgendwo über uns in den Masten zerbrach etwas; zertrümmertes Holz und Segeltuch regneten auf das Deck herab, und das Schiff stöhnte wie unter Schmerzen auf. Mannings wurde von einem armlangen Balken gestreift, bäumte sich auf und brach wie vom Blitz getroffen zusammen.
    Aber es war nur eine winzige Atempause, die mir gegönnt war. Das Schiff stampfte und zitterte ununterbrochen, rings um uns herum kochte das Wasser, und der Wind steigerte sich von einem Atemzug auf den anderen zu einem tobenden Orkan, der die Segel zerfetzte und die Masten sich biegen ließ. Aber das Toben der Elemente behinderte die Lebenden weit mehr als die Toten! Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie die Leichensäcke, in die die Leichname der Matrosen eingenäht worden waren, endgültig zerrissen. Totenhände arbeiteten sich ins Freie, und als ich aufsprang und verzweifelt nach einem Fluchtweg suchte, grinste mich einer der Männer an, der in der Pinasse gewesen war, als Yog-Shoggot das erste Mal zuschlug.
    Ich war eingekreist. Vor mir standen die Toten auf, und der Weg zum Achterdeck hinab wurde von Mannings und Barton versperrt. Noch griffen sie nicht an, aber ihre Absicht war eindeutig – sie wollten mich weiter zum Bug hinabtreiben, direkt in die Arme der anderen Untoten, die langsam wieder zu diabolischem Leben erwachten.
    Und genau in diesem Augenblick, als wäre dies alles nichts als ein Vorspiel zu kommendem Schrecken gewesen, barst der Ozean rings um die LADY OF THE MIST in einer titanischen Fontäne aus Schaum und siedendem Wasser auseinander, und etwas Ungeheures, formlos Grauenhaftes hob sein schreckliches Haupt aus dem Meer. Die Schreckensschreie der Männer gingen in einem ungeheuerlichen Brüllen unter, einem Laut, wie ich ihn nie zuvor in meinem Leben gehört hatte; ein Schrei, der das Firmament zum Beben und das Meer zum Erzittern brachte. Rings um das Schiff wuchs ein Wald peitschender grüner Arme aus dem Meer, oberschenkeldicke Tentakel, besetzt mit glitzernden grünen Schuppen und tödlichen Mäulern. Andara schrie etwas, das ich nicht verstand, breitete die Arme in einer abwehrenden Geste aus und warf sich dem Ungeheuer entgegen; ein winziger, verlorener Mensch gegen einen Titanen aus der Vorzeit.
    Und doch waren seine Kräfte denen Yog-Shoggots gewachsen ...
    Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich den Eindruck, ein unerträglich helles, blendendes Licht zu sehen, das aus den Fingerspitzen des Magiers brach und in den aufgedunsenen Leib des Monsters schlug. Die peitschenden Schlangenarme zuckten zurück, als hätten sie sich verbrannt, und wieder schrie das Wesen; diesmal aber vor Schmerz. Die gewaltige Masse seines monströsen Körpers flutete zurück, und die zitternden Krakenarme, die auf das Schiff und die hilflosen Männer auf seinem Deck herabstoßen wollten, vollendeten ihre Bewegung nicht. Andara rief etwas; ein Wort in einer Sprache, die ich nicht verstand und nie zuvor gehört hatte. Die gewaltigen Tentakelarme zuckten, peitschten wieder auf das Deck herab und prallten erneut im letzten Moment zurück. Es war ein Ringen unsichtbarer, unbeschreiblicher Kräfte, dem ich zusah, ein Kampf zwischen Gewalten, die sich dem menschlichen Begreifen entzogen, vielleicht den Urkräften der Schöpfung, Gut und Böse, selbst.
    Um ein Haar hätte mir meine Unachtsamkeit das Leben gekostet.
    Ich war abgelenkt. Für Sekunden hatte ich die Gefahr, in der ich nach wie vor schwebte, vergessen.
    Eine eisige Hand berührte mich an der Schulter. Ich fuhr herum, sah eine mißgestaltete Kralle auf mein Gesicht
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