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Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb

Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb

Titel: Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb
Autoren: Verschiedene
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erinnern, die ich niemals erlebt hatte. Alte und schreckliche Dinge, ein Wissen, das zu furchtbar war, um von Menschen angerührt zu werden. Plötzlich fror ich.
    »Können Sie es ... vernichten?« fragte ich stockend.
    Andara lachte bitter. »Vernichten? Yog-Shoggot vernichten? Das kann ich nicht. Niemand kann das, Junge. Ein Kind kann einen Waldbrand zwar legen, aber nicht mit bloßen Händen löschen. Die Macht von vier Hexern hat ausgereicht, ein Tor zu öffnen, das die Macht von viertausend nicht mehr schließen kann.« Er wies mit einer fast zornigen Geste aufs Meer hinaus. »Er wird mich töten, egal, wie weit ich vor ihm davonlaufe, Robert. Meine Macht reicht vielleicht, ihn zurückzuhalten, eine Stunde, vielleicht zwei. Vielleicht lange genug, daß du und die Männer das Schiff verlassen könnt. Danach wird er mich holen. Und ich werde nicht mehr davonlaufen.«
    »Aber das ist doch Wahnsinn!« entfuhr es mir. »Dieses ... dieses Ding kann nicht an Land. Wir können ein Boot nehmen und ...«
    »Ich habe schon zu vielen den Tod gebracht, Robert«, unterbrach mich Andara sanft. »Es sind genügend Unschuldige gestorben, nur weil ich einmal in meinem Leben feige war. Ich bin davongelaufen, und die acht Männer, die heute gestorben sind, sind meinetwegen gestorben. Es darf nicht noch mehr Tote geben. Du mußt leben.«
    »Ich? Aber was habe ich ...?«
    »Yog-Shoggot wird nicht wieder gehen«, unterbrach er mich. »Er wird weiterleben, nachdem er mich getötet hat. Und wenn das geschehen ist, ist er frei. Er und vielleicht andere, die mit ihm kamen. Jemand muß da sein, der den Kampf fortführt. Es gibt jemanden in London, der die Kraft und das Wissen hätte, den Kampf zu gewinnen, aber er braucht Hilfe. Deine Hilfe.«
    »Aber wieso ich?« fragte ich hilflos. »Wieso ausgerechnet ich? Ich bin kein Hexer wie Sie. Ich verstehe nichts von Schwarzer Magie und Zauberei!«
    »Aber du bist ein Erbe der Macht, wie ich«, sagte Andara ernst. »Du weißt es noch nicht, aber die Begabung ist in dir. Ich habe es gespürt, als ich dich zum ersten Mal sah. Der Mann, zu dem ich dich schicken werde, wird dir helfen, deine Kräfte zu erforschen und zu lernen, sie richtig anzuwenden.«
    »Ich?« keuchte ich. »Ich soll ein Hexer sein? Sie ... Sie sind verrückt.«
    Und ich wußte im gleichen Moment, in dem ich die Worte aussprach, daß er recht hatte. Es war kein Zufall, daß er mich mit auf diese Reise genommen hatte. Er hatte mich gesucht, jemanden wie mich. Meine Fähigkeit, immer zu wissen, ob mich jemand belog oder nicht, die Gabe, immer im rechten Moment am richtigen Ort zu sein, mein Instinkt, immer genau das richtige zu tun, um den mich meine Kameraden immer so bewundert hatten
    – es war nicht einfach nur Glück ...
    Andara lächelte, hob die Hand und berührte die gezackte, wie ein erstarrter Blitz geformte Strähne weißen Haares, die dicht über seinem rechten Auge begann und sich bis an den Scheitel hinaufzog. »Du besitzt die gleichen Fähigkeiten wie ich, Robert«, sagte er sanft. »Und bald wirst du das Stigma der Macht tragen.«
    Ich starrte ihn an, öffnete den Mund, brachte aber keinen Laut hervor.
    »Es tut mir leid«, flüsterte Andara. »Ich hätte es dir gerne auf andere Weise beigebracht. Ich weiß, was du jetzt fühlst.«
    Aber ich hörte seine letzten Worte kaum mehr. Mit einem krächzenden Schrei auf den Lippen fuhr ich herum und lief davon, so schnell ich konnte.
    ** *
    Während der letzten halben Stunde war der graue Streifen vor dem Horizont erst zu einer Linie, schließlich zu einer zerschrundenen, zweihundert Fuß senkrecht in die Höhe strebenden Felswand geworden. Ihre Basis verschwand in einer Wolke weißer, wie fein zermahlener Staub schäumender Gischt, aber die Wellen brachen sich schon ein gutes Stück vor der Küste, bildeten verräterische Wirbel und Strudel, zwischen denen nur hier und da ein schwarzer, feuchtglitzernder Umriß hervorstach. Die LADY OF THE MIST raste auf die Küste zu, auf sie und die Barriere mörderischer Riffe, die dicht unter der Wasseroberfläche auf die Schiffe lauerte, die unvorsichtig genug waren, sich ihnen zu nähern. Die Küste tanzte dicht vor uns auf und ab; im gleichen Rhythmus, in dem sich der Bug des Schiffes in Wellentäler senkte oder auf ihre Rücken hob. Das Heulen, mit dem sich der Wind an den kantigen Graten der Wand brach, war selbst über die Entfernung von mehr als einer Meile deutlich zu hören, aber das Geräusch klang in meinen Ohren wie
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