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Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb

Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb

Titel: Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb
Autoren: Verschiedene
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die Vision.
    »Aber nicht alle starben«, fuhr Andara fort. »Ein paar von ihnen entkamen, und sie siedelten sich an einem neuen Ort ah, tausend Meilen entfernt und unbemerkt von den anderen. Das Erbe von Salem lebte weiter.«
    »Jerusalems Lot?«
    Andara nickte. »Ja. Sie wählten diesen Namen, weil sie die Menschen kannten und wußten, wie leicht sie zu täuschen waren. Nach außen hin waren sie gläubige Menschen, Männer und Frauen, die täglich in den Gottesdienst gingen und ihre Kinder in christlichem Glauben erzogen. Aber sie haben niemals vergessen, was ihnen angetan wurde.«
    »Und Sie sind ... einer von ihnen?«
    Andara lächelte verzeihend. »Nein, Robert. Niemand von denen, die aus Salem entkamen, lebt noch. Niemand bis auf ... einen«, fügte er hinzu. »Es war mein Großvater. Er war einer der wenigen, die dem Morden entkamen. Er und eine Handvoll Männer und Frauen. Er zeugte meinen Vater und gab das verbotene Wissen an ihn weiter, und mein Vater lehrte es mich.« Er senkte den Blick, und als er weitersprach, klang seine Stimme bitter. »Die Menschen sind grausam, Robert, viel grausamer, als du ahnst. Ein Jahrhundert lang störte niemand den Frieden von Jerusalems Lot, aber dann wiederholte sich das Schicksal. Wir waren vorsichtig, aber nicht vorsichtig genug. Nach und nach begannen die Menschen in den benachbarten Orten zu ahnen, daß die Einwohner des kleinen Dorfes anders waren als sie, und alles begann von vorne.«
    »Sie haben sie ... umgebracht?« fragte ich stockend.
    »Nicht sofort«, erwiderte Andara. »Aber sie begannen sich vor ihnen zu fürchten. Später haßten sie sie. Ich war einer der wenigen, der die Gefahr erkannte, ich und die vier anderen Großmeister der Macht. Ich habe sie gewarnt, aber sie wollten nicht auf mich hören. Und schließlich verließ ich sie, weil ich wußte, was geschehen würde.« Er seufzte. »Ich hätte es nicht tun dürfen. Ich habe sie verraten, Robert. Ich habe sie im Stich gelassen und bin geflohen wie ein Feigling.« Wieder stockte er. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und sein Atem ging schnell und schwer. »Sie kamen, kurz nachdem ich fort war. Es war wie in Salem, nur schlimmer, viel schlimmer. Die Einwohner der Nachbarorte rotteten sich zusammen und fielen mit Feuer und Tod über Jerusalems Lot her. Sie haben sie getötet. Fünfzig unschuldige Männer, Frauen und Kinder.«
    »Aber was ... hätten Sie tun können?« fragte ich hilflos. »Sie wären auch getötet worden und ...«
    »Vielleicht«, unterbrach mich Andara. »Aber vielleicht hätte ich sie retten können. Wir waren fünf, Robert, fünf Hexer. Unsere vereinten Kräfte hätten vielleicht gereicht, den Mob zurückzuhalten. Vielleicht hätten ein paar Zeit gefunden, zu fliehen. Aber sie starben, weil ich nicht da war. Aber ihr Fluch lebte weiter, Robert. Sie waren Hexer wie ich, und der Fluch eines Hexers erlischt nicht mit seinem Tod. Es ist mehr als zwanzig Jahre her. Seitdem bin ich auf der Flucht.«
    »Vor Toten?« keuchte ich fassungslos.
    »Vor ihrem Fluch«, antwortete Andara. »In ihren Augen war ich ein Verräter. Vielleicht haben sie sogar recht, und vielleicht wäre es meine Pflicht gewesen, zu bleiben und gemeinsam mit ihnen zu sterben. Aber ich habe mir eingebildet, ich könnte davonlaufen!« Er lachte schrill. »Als ich unten in der Kabine lag und ihr alle glaubtet, ich wäre krank, habe ich in Wirklichkeit versucht, meine Spur zu verwischen. Ich Narr!«
    »Aber zwanzig Jahre ...«
    »Was bedeutet Zeit vor dem Fluch eines Hexenmeisters?« unterbrach er mich erregt. »Ich habe mir eingebildet, stark genug zu sein, aber ich war es nicht.« Er fuhr herum und starrte nach Norden. »Mein Gott, was war ich für ein Narr!« wiederholte er. »Vielleicht habe ich ihn gerade durch meine Anstrengungen erst auf unsere Spur gebracht. Ich fühlte mich sicher, Robert. Dreitausend Meilen und zwanzig Jahre von Jerusalems Lot entfernt fühlte ich mich sicher genug, den Fluch brechen zu können. Aber er hat mich
    endlich doch eingeholt.«
    »Er?«
    Andara wies nach Norden. »Das Wesen, das sie riefen, um mich zu bestrafen. Das Werkzeug ihrer Rache. Yog-Shoggot, der Schrecklichste der Großen Alten. Diese Narren! Wie müssen Sie mich gehaßt haben, diese Wesen aus den Abgründen der Zeit heraufzubeschwören, nur um mich zu vernichten.«
    Yog-Shoggot ... Der Name hallte ein paarmal hinter meiner Stirn wieder, und erneut und viel stärker als beim ersten Mal hatte ich das Gefühl, mich an Dinge zu
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