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Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb

Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb

Titel: Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb
Autoren: Verschiedene
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Mein Blick tastete über das Meer, dorthin wo der unsichtbare Verfolger lauern mochte. Aber der Ozean war leer, und irgend etwas sagte mir, daß es eine Gefahr ganz anderer Art war, die ich spürte.
    Hinter dir, Robert!
    Die Stimme war so klar, als stünde der Sprecher unmittelbar neben mir. Andaras Stimme ...
    Aber ich war allein auf dem Vorderdeck; der Hexer befand sich am anderen Ende des Schiffes, mehr als hundertfünfzig Fuß von mir entfernt! Und seine Stimme war direkt in meinen Gedanken!!
    Es ist hinter dir, Robert. Es ... – um Gottes willen! Lauf weg! Bring dich in Sicherheit!
    Alles schien gleichzeitig zu geschehen. Ich handelte, ohne zu denken und – aber das wurde mir in diesem Moment nicht einmal bewußt – nicht einmal aus freien Stücken, sondern gezwungen, von einem fremden, ungeheuer starken Willen, federte zur Seite und schlug ungeschickt auf den glitschigen Decksplanken auf. Ein Schrei gellte über das Schiff, und irgend etwas Dunkles, Feuchtes und ungeheuer Starkes krallte sich in meinen Rücken, riß mich in die Höhe und versuchte mich gegen den Mast zu schleudern.
    Diesmal reagierte ich instinktiv. Statt mich gegen die Kraft zu stemmen, wie es der Angreifer erwartet haben mußte, machte ich im Gegenteil einen blitzschnellen Schritt nach vorne, griff mit beiden Händen über meine Schultern zurück und bekam eine haarige Hand zu fassen. Ich vollführte eine halbe Drehung, knickte in die Hüfte ein und legte alle Kraft in die Bewegung nach vorne. Meine Füße verloren auf dem glitschigen Deck den Halt; ich fiel. Aber der Kerl, der mich gepackt hatte, wurde in hohem Bogen über meinen gekrümmten Rücken hinweggeschleudert, segelte drei, vier Meter durch die Luft und schlitterte mit haltlos rudernden Armen gegen die Reling.
    Sie zerbrach unter seinem Anprall. Der Mann rutschte mit fast unvermindertem Tempo über das Deck hinaus, drehte sich im letzten Moment und bekam ein Stück der zerborstenen Reling zu fassen. Mit einem Ruck, der ihm fast die Arme aus den Gelenken reißen mußte, fing er seinen Sturz ab.
    Und plötzlich hatte ich das Gefühl, von einem eiskalten Hauch gestreift zu werden.
    Ein Gesicht erschien über dem Deck, bleich, ein Teil eines zertrümmerten Schädels, die Augen weit geöffnet und erstarrt. Es war das Gesicht eines Toten. Mannings’ Gesicht.
    Das Gesicht eines Mannes, der vor meinen Augen zu Tode gestürzt war...
    Robert! LAUF!!!
    Andaras Warnung kam zu spät. Ich prallte zurück, fuhr mit einer verzweifelten Bewegung herum – und erstarrte.
    Mannings war nicht der einzige Tote, der noch einmal zu grauenhaftem Leben auferstanden war! Vor mir, nicht einmal zwei Schritte entfernt, stand Barton, sein Mörder. Sein Körper war zusammengestaucht von dem Sturz und auf groteske Weise verdreht, als wäre jeder einzelne Knochen in seinem Leib gebrochen und auf falsche Weise wieder zusammengewachsen, und genau zwischen seinen Augen war ein kleines rundes Loch, wo ihn Bannermanns Kugel getroffen hatte. Seine gebrochenen Totenaugen starrten mich an, und seine Hände hoben sich in einer zitternden, mühsamen Bewegung und tasteten in meine Richtung.
    Ein Schuß krachte. Dicht neben Barton spritzten Holzsplitter aus dem Deck, und ich hörte Andaras Stimme schreien: »Hört auf zu schießen! Ihr könnt Robert treffen!«
    Die Worte rissen mich endgültig aus meiner Erstarrung. Hastig wich ich zwei, drei Schritte zurück, preßte mich gegen den Mast und blickte mich gehetzt um. Barton und Mannings schienen die einzigen Toten zu sein, die noch einmal aus dem Schattenreich zurückgekehrt waren, aber beinahe im gleichen Augenblick, in dem ich den Gedanken dachte, sah ich die Bewegung unter den weißen Leichentüchern ...
    Und im gleichen Augenblick erbebte die LADY OF THE MIST unter einem gewaltigen Schlag!
    Die Erschütterung riß jeden an Deck von den Füßen. Ich fiel, rollte mich instinktiv zusammen und kugelte unter Bartons zugreifenden Händen hindurch. Die Matrosen begannen zu schreien, und ein ungeheures, knirschendes Mahlen lief durch den Rumpf. Ich spürte, wie tief unter uns die Planken zerbrachen und Wasser gurgelnd in den Bauch des Schiffes strömte. Ein weiterer Schlag traf das Schiff, nicht ganz so heftig wie der erste, aber noch immer stark genug, mich erneut von den Füßen zu reißen.
    Als ich mich zum zweiten Male hochstemmte, blickte ich direkt in Mannings schreckliches Gesicht.
    Der Tote war, beseelt von einer Kraft, die nicht mehr die eines Menschen war, wieder an
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