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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition)
Autoren: Deana Zinßmeister
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kopfschüttelnd im Raum auf und ab zu gehen.
    Wenn Johann von Baßy davon erfährt, wird er sehr verärgert sein. Ich kann mich aber seinetwegen nicht versündigen und ein unschuldiges Weib hinrichten lassen. Vermaledeit, jetzt muss ich auf das edle Pferd verzichten, das von Baßy mir versprochen hat. Aber darauf darf ich keine Rücksicht nehmen. Der Amtmann von Wellingen muss selbst sehen, wie er die Frau loswird.
    Barnabas beobachtete Königsdorfer und ahnte seine Gedanken. »Ihr wisst, dass Gott jeden richten wird, der eine reine Seele auf dem Scheiterhaufen verbrennen lässt und so verhindert, dass sie in den Himmel aufsteigen kann. Man selbst wird auf ewig ins Fegefeuer verdammt«, gab er zu bedenken und erkannte an den Schweißperlen auf Königsdorfers Stirn, dass seine Worte den Amtmann mehr und mehr verunsicherten.
    »Ich werde dafür sorgen, dass das Weib sofort freikommt und dass meine Schergen diesen Knecht herbeischaffen«, stieß Königsdorfer hektisch hervor. »Er soll schnellstmöglich einer Befragung unterzogen werden, um herauszufinden, ob er einer der Männer war, der den Frauen das Chrisam gestohlen hat. Nicht auszudenken, wenn herauskommen sollte, dass eine Unschuldige gefangen genommen wurde!« Barsch meinte er dann: »Daran ist allein dieser unsägliche von Baßy schuld. Gleich morgen werde ich ihm einen Besuch abstatten und ihm klarmachen, dass er gefälligst Ruhe geben soll.«
    »Ihr seid also mit meiner Arbeit zufrieden?«, fragte Barnabas und senkte den Blick.
    »Wie könnt Ihr daran zweifeln? Ich bin nicht nur zufrieden, sondern auch dankbar.«
    »Dank Maria konnte verhindert werden, dass eine Unschuldige verurteilt wird«, merkte Barnabas an. Königsdorfer nickte anerkennend und blickte wohlwollend zu dem Mädchen.
    »In Anbetracht der Tatsache, dass wir gute Arbeit geleistet haben, bitte ich Euch nun um unseren Lohn. Es wird allmählich Zeit für uns weiterzuziehen.«
    Die steile Falte zwischen Königsdorfers Augenbrauen entspannte sich. »Ihr sollt ordentlich entlohnt werden, denn Ihr habt wahrlich gute Arbeit geleistet«, sagte er zu Barnabas. »Ich lasse Euch ungern gehen und nehme Euch das Versprechen ab, nach Püttlingen zurückzukehren, sollten wir Eure Dienste wieder benötigen.«
    Barnabas nickte, doch in Gedanken schwor er sich, Püttlingen in Zukunft zu meiden.

     
    Königsdorfer veranlasste, dass Katharina noch am gleichen Tag aus dem Gefängnis entlassen wurde. Er stand am Fenster seines Amtszimmers und blickte hinunter auf den Hof. Als er sah, wie die junge Frau aus dem Hexenturm geführt und von ihren Leuten in Empfang genommen wurde, wandte er sich zufrieden wieder seiner Arbeit zu. »Der Herrgott hat Barnabas zu mir geleitet!«, murmelte er und strich Katharinas Namen aus der Liste der Maleficantinnen. In schwungvollen Buchstaben fügte er stattdessen Pauls Namen hinzu.

     
    Mitten in der Nacht weckte Barnabas Maria, die ihn verschlafen anblinzelte. »Komm, mein Kind! Es ist so weit, für uns wird ein neues Leben beginnen.«
     
    In der schneidenden Kälte warteten zwei Reiter geduldig auf ihren Pferden auf der Wiese außerhalb von Püttlingen. Dunkle Umhänge und dunkle Rösser machten sie in der Schwärze der Nacht beinahe unsichtbar.
    »Da kommen sie!«, rief Burghard Clemens zu. Wortlos zog er Maria zu sich in den Sattel, während Barnabas bei Clemens aufstieg. In langsamem und leisem Schritt entfernten sie sich von der Ortschaft. Erst als sie sicher waren, dass die Wachmänner den Hufschlag nicht mehr hören könnten, galoppierten sie an.

     
    Als die Reiter auf dem Gestüt ankamen, erblickten sie im Hof eine Kutsche.
    Barnabas betrat die Wohnstube, wo Regina Rehmringer, Pfarrer Schnetter, Johann und Franziska, Katharina sowie Bruder Ignatius auf sie warteten. Eine fremde Frau saß am Tisch, die Maria und Barnabas neugierig entgegenblickte.
    Freudig lief Maria auf Franziska zu, die sie liebevoll umarmte. »Wo ist Magdalena?«, fragte das Mädchen.
    »Sie schläft«, erwiderte Franziska. »Möchtest du sie sehen?«
    Maria nickte und ergriff die Hand der jungen Frau.
     
    Nachdem Maria und Franziska die Stube verlassen hatten, wandte sich Regina Rehmringer mit sanfter Stimme an Barnabas: »Ich möchte Euch die Äbtissin von Fraulautern vorstellen. Sie und die Nonnen des Augustinerklosters von Fraulautern werden sich um Maria kümmern.«
    Barnabas verbeugte sich leicht vor der Frau, die in edle Gewänder gekleidet war.
    »Ich danke Euch, dass Ihr mir und meinen
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