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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin
Autoren: Courtney Milan
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wirklich dankbar, dass Sie alle so fleißig mitschreiben. Das ist viel leichter für mich, als wenn Sie mich en masse anschauen würden.“ Das sagte sie mit einem selbstironischen Lächeln, aber ihre Finger umklammerten Roberts fest.
    Stifte glitten kratzend über Papier. Sie konnten nicht erkennen, was Robert so deutlich auffiel – die Blässe in ihren Wangen, das bleiche Rosa ihrer Lippen, die sonst dunkelrosa waren.
    „Selbst jetzt“, fuhr Minnie fort, „nach all diesen Jahren zittern meine Hände, wenn ich daran denke.“ Sie löste ihre Hand aus Roberts und hielt sie zum Beweis in die Höhe. „Wenn Sie zehn Personen mehr wären, bin ich mir nicht sicher, ob ich das hier tun könnte. Und wenn sie laut würden, könnte ich tatsächlich ohnmächtig werden.“ Sie lächelte wieder. „Das ist auch, was heute im Gerichtssaal passiert ist.“
    „Wie wollen Sie denn an Bällen, Gesellschaften teilnehmen – die Sorte Veranstaltungen, bei denen Herzoginnen verpflichtet sind, sich zu zeigen?“
    „Ich bin mir sicher“, erwiderte Minnie, „dass ich viele freundliche Einladungen zu eben diesen Anlässen erhalten werde.“
    Sie hatten genau diese Frage diskutiert, waren ihre Antwort wieder und wieder durchgegangen, bis jedes Wort perfekt war.
    „Ich bin mir auch sicher“, fuhr sie fort, „dass alle verstehen werden, wenn ich diese Einladungen ablehne, dass mir dann dafür keine Boshaftigkeit unterstellt werden wird. Im Laufe der nächsten Jahre werden mein Gatte und ich eine Reihe kleinerer Gesellschaften geben. Ich werde mich zudem um die Wohltätigkeitsbemühungen meines Gatten kümmern, sodass ich mir sicher bin, dass ich viele meiner Standesgenossen auf diese Weise kennenlernen werde.“
    „Und Sie fürchten nicht, dass Sie wegen Ihrer Vergangenheit gemieden werden könnten?“
    „Ich glaube sicher, dass es einige geben wird, die keine Bekanntschaft mit mir wünschen. Doch bedeuten die Verhältnisse in meinem speziellen Fall, dass mein Bekanntenkreis notwendigerweise exklusiv sein wird. Wenn sich daher eine Dame aus dem Kreis der Bewerber um einen Platz darin zurückziehen will, darf sie das gerne tun.“ Sie lächelte in die Runde.
    Während sie sprach, notierten sie ihre Äußerung in Kurzschrift. Sie würde wortwörtlich in der Hälfte der landesweiten Zeitungen erscheinen. Aber während alle schrieben, hoben nur wenige Männer den Kopf, um sie anzusehen.
    Sie wirkte zweifellos weiblich; sie hatte ihnen eine Schwäche gezeigt und damit für eine entspannte Atmosphäre gesorgt. Aber der grauhaarige Reporter auf der einen Seite – das musste Parret sein, glaubte Robert – musterte Minnie interessiert. Er hatte länger als alle anderen über Londoner Politik und Klatsch berichtet, länger als sie alle auf der Welt waren, und vielleicht erkannte er, was Robert schon wusste. Die Duchess of Clermont hatte soeben eine Herausforderung an die Londoner Damenwelt ausgesprochen. Sie würde nicht um ihre Gesellschaft betteln oder ihrer guten Meinung wegen vor ihnen kriechen. Ihre Freundschaft war eine besondere Ehre, die sie mit größter Sorgfalt gewähren würde.
    Parret hob seine Hand. „Euer Gnaden“, sagte er, „war Ihr Talent für Schach ein … nur Zufall? Oder gar Betrug?“
    Ein kleines Lächeln spielte um Minnies Lippen, dieses Mal war es aufrichtig empfunden. „Nein“, antwortete sie schlicht. „Das war es nicht.“
    Er hob eine Braue und betrachtete sie nachdenklich. „Sie sagten, Sie seien nervös. Sie sehen aber gar nicht so aus.“
    „Wenn ich früher Angst bekam, habe ich mir eingeredet, dass ich nichts empfände. Das half ein wenig, bis ich mich entfernen konnte.“ Ihre Hand schloss sich um Roberts. „Jetzt hingegen weiß ich, dass ich nicht allein bin. Und das hilft mir nur noch mehr.“
    Nicht allein.
    Es war nicht, dass er ihre Hand hielt, dass sie nebeneinander auf dem Diwan saßen. Es war ein Gefühl, dass sie nicht nur gemeinsam die Belastungsprobe meisterten, sondern ihr Leben. Es würde nicht leicht werden. Es würde auch nicht immer lustig sein. Aber selbst in den schlimmsten Zeiten wäre es für sie besser an seiner Seite.
    Nicht allein. Diese Sicherheit füllte ihn aus. Neben ihnen lächelte Oliver leicht. Minnie legte ihre andere Hand auf Roberts, und eine Sekunde lang schaute er ihr in die Augen. Wenn das hier zu Ende war – nachdem sie diese Männer fortgesandt hatten, um der Welt zu erzählen, dass der Duke und die Duchess of Clermont eine Macht waren, mit der man
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