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Der Herzensbrecher

Der Herzensbrecher

Titel: Der Herzensbrecher
Autoren: Nicole Jordan
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hat sie ihre Mädchenschule praktisch aus dem Nichts aufgebaut.«
      »Wie ist sie denn so?«
      »Oh, sie sieht recht passabel aus. Vornehm, blond, groß, mit wohlproportionierter Figur ...«
      Sloan runzelte skeptisch die Stirn. Also eine rundliche, altjüngferliche, unscheinbare Lehrerin. Aber ihre äußere Erscheinung spielte keine Rolle. Solange sie seine Cowboys nicht in die Flucht schlug ...
      »Übrigens«, fuhr Caitlin triumphierend fort, »du vergisst den wichtigsten Grund, warum du heiraten solltest. Janna braucht eine Mutter.«
      Seufzend fuhr er sich mit allen Fingern durchs Haar. Dieses Argument, das allerwichtigste, hob sie sich klugerweise bis zum Schluss auf. Seine Tochter war zwei Monate alt gewesen, als sie die Mutter verloren hatte. Seit über einem Jahr versuchte er, das Kind allein aufzuziehen. Das fiel ihm nicht leicht, weil er von mor­gens bis abends auf der Ranch arbeitete. Außerdem musste ein kleines Mädchen von einer Frau betreut werden. Seine mexikanische Haushälterin wollte ihn verlassen und für ihre jüngeren Geschwister sorgen. Caitlin war mit ihrer eigenen Familie vollauf beschäftigt. Sie hatte einen vierjährigen Sohn namens Ryan, und bald würde ihr Baby zur Welt kommen. Wann immer sie Zeit fand, kümmerte sie sich um Janna. Aber er durfte ihre Hilfe nicht zu oft beanspruchen.
      »Heather wäre eine gute Mutter, Sloan«, versicherte sie. »In ihrem Beruf hat sie gelernt, mit Kindern umzugehen. Manchmal passt sie auf Ryan auf, und die beiden verstehen sich großartig.«
      »Was würde sie davon halten, ein Halbblut großzuziehen? Viele weiße Frauen rümpfen die Nase, wenn sie eine >Rothaut< sehen.«
      »So etwas würde Heather niemals tun«, hatte Caitlin beteuert. »Ich kenne sie. Eine bessere Frau findest du nirgendwo. Sie könnte Janna beibringen, wie man sich in der weißen Gesellschaft benimmt, und sie auf gewisse Ressentiments vorbereiten. Wenn deine Tochter älter ist, wird es dir nicht immer gelingen, sie vor Anfeindungen zu schützen. Dann muss sie sich selber helfen, und Heather würde ihr das nötige Rüstzeug mit auf den Weg geben.«
      An diese Worte erinnerte er sich, als er jetzt in seinem dunklen Schlafzimmer saß.
      Abrupt stand er auf und legte die Decke um seine Schultern. Er ging zum Kanonenofen, neben dem seine Tochter in ihrem Kinderbettchen schlief, schob ein paar Kohlen ins Feuer und kniete nieder, um das kleine Gesicht zu betrachten.
      Heiße Zärtlichkeit und der inbrünstige Wunsch, alles Böse von Janna fernzuhalten, erfüllten sein Herz. Nach dem Verlust seiner Frau war dieses Kind seine Rettung gewesen. Er hatte Does Ermordung gerächt und dann geglaubt, sein Leben wäre sinnlos.
      Aber Janna belehrte ihn eines Besseren, und er zwang sich, in die Zukunft zu blicken und seine Gewissensqualen zu ertragen. Seine Feinde hatten Doe getötet, um ihn so schmerzhaft wie nur möglich zu verletzen. Er hatte die geliebte Frau nicht retten können. Diese Schuldgefühle verfolgten ihn in grässlichen Alpträumen.
      Am schlimmsten fand er die Stunden vor dem Morgengrauen, wenn er endlose, bittere Jahre voller Einsamkeit vor sich sah. Manchmal sehnte er sich nach jener Rachsucht und dem Haß zurück, die früher seine besten Freunde gewesen waren.
      Er wollte sein Leben nicht mit einer anderen Frau teilen. Außerdem - mit welchem Recht durfte er irgendjemandem sein schweres Schicksal aufbürden? Sorgen und Kummer überschatteten seine Vergangenheit. Auch die künftigen Jahre verhießen nichts Gutes. Seine Hände waren mit Blut befleckt, schwarze Kälte umgab seine Seele.
      Aber sein Kind brauchte eine Mutter. Und er würde jeden Preis zahlen, um Jannas Lebensweg zu ebnen. Behutsam zog er die Decke bis an ihr Kinn und stand auf. Seine Bedenken waren überflüssig. Jetzt ließ sich ohnehin nichts mehr ändern. Am Vortag hatte er brieflich um Miss Heather Ashfords Hand gebeten und versprochen, er würde ihre Schulden begleichen eintausendfünfhundert kostbare Dollars, die er irgendwie auftreiben musste, um sie von ihren Verpflichtungen in St. Louis zu befreien.
      Eine neue Ehe widerstrebte ihm, und er hätte es lieber der Zeit überlassen, die Wunden in seinem Herzen zu heilen - falls das überhaupt möglich war. Andererseits würde er nichts für Miss Ashford empfinden und sich mit einem weiblichen Körper begnügen, der des nachts sein Bett wärmte, mit einer Frau, die sein Kind betreute. Dass ihr gesellschaftliches Ansehen ihm helfen
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