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Der Herr von Moor House

Der Herr von Moor House

Titel: Der Herr von Moor House
Autoren: Anne Ashley
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nicht, warum du diese Freundschaft förderst.”
    “Also ist dir endlich klar geworden, wer die Schuld an unserer nächtlichen Einkerkerung trägt?”
    “Allerdings.” Anklagend hob sie einen Finger. “Was nichts an der Tatsache ändert, dass du von Anfang an Bescheid wusstest.”
    “Ja”, gab er zu, umfasste ihr Kinn und zwang sie, in seine Augen zu schauen. “Aber ich kann den beiden nicht böse sein. Was letzte Nacht geschah, bedauere ich nicht. Und wenn du ehrlich bist, tut es dir auch nicht leid. Jetzt müssen wir noch das Hochzeitsdatum festlegen.”
    Nicht besonders feinfühlig, dachte sie, schob seine Hand beiseite und stand auf. Hatte sie nach sieben Jahren keinen romantischeren Heiratsantrag verdient? Und warum stellte er sie vor vollendete Tatsachen, ohne um ihr Jawort zu bitten? “In der Tat?”, antwortete sie leichthin, ergriff ihren Schal und drapierte ihn um ihre Schultern. “Jetzt muss ich dir wohl für diesen schmeichelhaften Antrag danken, und ich verspreche dir, ihn ernsthaft zu erwägen.”
    Als sie das Zimmer verließ, folgte er ihr. “Nein, ich will sofort eine Antwort hören”, entgegnete er und verbarg seine Belustigung.
    “Sei auf der Hut, Chris! Ich bin nicht mehr das fügsame kleine Mädchen, das du herumkommandieren konntest.”
    “Darauf musst du mich nicht hinweisen, du freche kleine Hexe.”
    Während sie die ersten Stufen hinabstieg, schaute sie ihn über die Schulter an und warf ihm einen herausfordernden Blick zu, den er lächelnd erwiderte. Dann kehrte sie ihm den Rücken zu, um die restlichen Stufen hinabzusteigen.
    Eine Sekunde später erlosch sein Lächeln. Er hörte ihren Schreckensschrei, konnte sie aber nicht rechtzeitig festhalten, ehe sie die Treppe hinabstürzte. Reglos blieb sie auf dem Boden der Halle liegen.
    Die Tragödie, die er vor sechs Jahren mit angesehen hatte, schien sich zu wiederholen. Diesmal wurde er von viel schlimmerer Angst erfasst – von wilder Panik. Entsetzt stürmte er die Stufen hinunter.
    “Megan!” Der verzweifelte Klang seiner Stimme lockte mehrere Dienstboten herbei, doch er kniete als Erster neben ihr nieder. Behutsam legte er ihren Kopf an seine Brust, und da spürte er ihre schwachen Atemzüge.
    “Sir, ist sie – ist sie …?” stammelte Betsy.
    “Beruhigen Sie sich, Ihre Herrin lebt”, versicherte er.
    Im selben Moment öffnete sich die Haustür. Giles und Sophie traten ein und schwatzten fröhlich, bis sie die Szene am Fuß der Treppe entdeckten.
    “Mein Gott, was ist geschehen!” stieß Giles hervor. “Hat Megan die Besinnung verloren?”
    “Ja, sie ist die Stufen heruntergefallen.” Christian hörte, wie Sophie entsetzt aufschrie, und überließ es seinem Bruder, sie zu trösten. Dann neigte er sich wieder über die geliebte Frau. An ihrer Stirn entdeckte er eine aufgeschürfte Stelle, doch er fürchtete, dies wäre nicht die einzige Verletzung.
    “Megan, meine Liebste, mein Leben – öffne die Augen!” flehte er leise.
    Angstvoll fragte er sich, ob sie seine Bitte gehört hatte. Und dann flatterten ihre Wimpern. Langsam hob sie die Lider. “Oh Chris …” flüsterte sie mit schwacher Stimme, als sie die geliebten, markanten Züge erkannte. “Was ist passiert? Mein Kopf tut furchtbar weh.”
    “Kein Wunder, Liebling, du bist die Treppe herabgestürzt.”
    “Ach ja, jetzt erinnere ich mich.” Kraftlos berührte sie seine Wange. “Du hast deine Frau nicht ermordet – Sebastian war schuld an ihrem Tod …” erklärte sie, bevor sie wieder in Ohnmacht fiel.
    Verwirrt schaute Christian zu dem bunten Fenster hinauf, ehe er Megan behutsam emporhob und aufstand. “Begleiten Sie mich, Betsy. Würden Sie mit Sophie ins Zimmer meiner Cousine gehen, Mrs Goss? Erklären Sie Mrs Gardener, was geschehen ist. Und du, Giles, hol den Doktor.” Er trug seine kostbare Bürde in ihr Zimmer und legte sie aufs Bett. Ein paar Minuten lang vergewisserte er sich, dass Megans Atemzüge ihre Brust regelmäßig hoben und senkten. Dann überließ er sie Betsys Obhut, kehrte zum Treppenabsatz zurück und dachte über Megans rätselhafte Worte nach.
    Vor sechs Jahren hatte Louisa den Tod gefunden – fast auf den Tag genau und um die gleiche Tageszeit. Ein Zufall? Die Augen zusammengekniffen, starrte er das bunte Glas an. Was hatte Megan gemeint? Was hatte Louisa und sie selbst veranlasst zu stolpern? Nur in der Körpergröße waren sie einander ähnlich. Er ging ein wenig in die Knie, betrachtete Sebastians Bild und konnte nichts
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