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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs
Autoren: Sara Douglass
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fest zugedrückt. »Wollt Ihr Euch mein Angebot vielleicht noch einmal überlegen, Baxtor? Eine Stellung bei Hofe?«
    »Ich bin in Narbon zu Hause«, erklärte Joseph und runzelte die Stirn. Garths Augen hatten bei den Worten des Königs allzu freudig aufgeleuchtet. »Aber ich werde in der Zeit, die mir zur Verfügung steht, mein Möglichstes tun. Ihr wißt, daß mein Sohn und ich auf dem Weg zu den Adern sind.«

    Der König zuckte die Achseln. »Ich könnte veranlassen, daß Ihr Eure Dienstpflicht am Hof ableistet, Joseph.«
    Joseph zögerte. Er war nicht gern bei Hofe, denn er glaubte, seine Fähigkeiten seien hier mehr oder weniger vergeudet.
    Sosehr er die Adern haßte, die Sträflinge dort brauchten seine Hilfe ebenso dringend wie Cavor, wenn nicht noch dringender.
    »Ich kann Euch in ein bis zwei Tagen auf den Weg der Genesung führen, Sire, und in drei Wochen werde ich auf der Heimreise noch einmal nach Euch sehen. Und nun haltet still, sonst kann ich Euch nicht untersuchen.«
    Joseph beschäftigte sich fast zwanzig Minuten lang mit dem Arm des Königs. Meistens schwieg er, nur gelegentlich sagte er leise ein paar Worte zu Garth. Er knetete das Fleisch mit den Fingern oder mit der flachen Hand und arbeitete sich langsam vom Rand der Entzündung bis zum eigentlichen Herd vor.
    Garth tupfte mit einem Stück Mull die eitrigen Absonderungen ab, die sein Vater aus dem Gewebe drückte. Gelegentlich stöhnte der König vor Schmerz, aber er hielt den Arm still und das Gesicht abgewandt und ließ Joseph gewähren.
    Endlich hatte der Heiler das entzündete Fleisch zum größten Teil gesäubert. Die Linien der Tätowierung traten klarer hervor, obwohl aus den offenen Stellen immer noch gelbliches Sekret heraussickerte.
    »Gut«, hauchte Joseph und legte beide Hände um den Arm des Königs.
    Minutenlang stand er so da, mit starrem Gesicht und ganz gesammelt. Immer fester umspannten seine Hände den Oberarm des Königs. Garth wußte, daß sein Vater so viel heilende Kraft abgab, wie er nur konnte, um dem Fleisch des Königs den Mut, den Willen zur Genesung einzuflößen. Und allmählich entspannte sich Cavor, und seine harten Züge wurden etwas weicher.
    »Es ist wie ein Wunder«, sagte er endlich.

    Nun war Josephs Gesicht von tiefen Falten durchzogen. Er trat einen Schritt zurück. »Sire, würdet Ihr gestatten, daß auch Garth Euch die Hände auflegt? Seine Gabe ist mindestens ebenso stark wie die meine, und seine unverbildeten Kräfte können Euch nur helfen. Schaden werden sie nicht.«
    Der König nickte und sah den Jungen lächelnd an. »Wenn ich Euch schon nicht überreden kann, Joseph, gelingt es mir vielleicht bei Eurem Sohn.«
    Garth lächelte schüchtern und umschloß den Arm des Königs mit seinen Händen. Er sah, daß die Kräfte seines Vaters bereits ihre Wirkung getan hatten. Die Haut war nicht mehr so stark gerötet, und die Tätowierung zeichnete sich deutlicher ab.
    »Er hat noch einige Jahre zu lernen, Sire«, erklärte Joseph ruhig. »Nach Abschluß seiner Ausbildung kann er gehen, wohin er will.«
    Garth ließ das Gespräch an sich vorüberplätschern und richtete seinen Geist völlig auf seine ›Hände‹. Er hatte vergessen, daß er den Arm eines Königs unter seinen Fingern hatte. Angestrengt spürte er dem Gewebe nach, suchte zu erfassen, was ihm fehlte, was er ihm geben mußte, um die Heilung zu fördern.
    Finger und Handflächen begannen zu kribbeln, wie immer, wenn ihn die Kraft durchströmte.
    Doch etwas war… anders.
    »Spürst du es?« fragte Joseph leise.
    Garth war gewöhnt, bei der Arbeit die Stimme, die Fragen seines Vaters zu hören, ohne sich davon ablenken zu lassen.
    Er nickte. »Ja. Es ist… ungewöhnlich.« Besser konnte er es nicht ausdrücken. Jede Wunde, jeder Mensch fühlte sich anders an, doch bei allen Unterschieden war immer eine gewisse ›Gleichheit‹ vorhanden. Bei dieser Wunde war das nicht so. Hier war von dieser ›Gleichheit‹ so gut wie nichts zu spüren.

    »Es ist die blaue Tinte«, flüsterte Joseph. »Man sagt, die erste Partie sei aus dem Blut des Manteceros hergestellt worden.
    Wie auch immer, sie verbindet sich jedenfalls mit dem Gewebe und verändert es.«
    »Es ist schon eher ein Fluch«, murmelte Cavor, doch seine Stimme klang ruhig, fast schläfrig. Verdammt, dachte er, diese Baxtors sind fähige Leute. Was kann ich tun, um einen von ihnen an meinen Hof zu bekommen?
    Garth setzte seine Anstrengungen noch einige Minuten lang fort und schickte Cavors
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