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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer
Autoren: Mark Roberts
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Herodes-Killer sie hat? Und da blökt Harrison dazwischen: So sieht es aus, ja. Caton ist hysterisch geworden. Ich mag Harrison nicht, David.»
    «Das kann ich verstehen.» Es erklärte, warum Caton plötzlich so heftig losgeschluchzt hatte. «Hat Caton irgendwas gesagt, irgendwas Brauchbares?»
    «Er hat immer wieder gefragt, ob wir wissen, was der Herodes-Killer mit den Föten macht.»
    «Und Sie haben es ihm gesagt?»
    «Ich habe ihm erklärt, dass wir uns nicht sicher sind. Ich habe das Wort ‹Trophäe› vermieden, das der Kriminalpsychologe verwendet hat. Was halten Sie eigentlich von seiner wenig phantasievollen Spekulation, David?»
    «Nichts», antwortete Rosen. Da er auch keine alternative Theorie zu den fehlenden Babys hatte, wandte er sich den praktischen Dingen zu. «Fordern Sie bitte ein zweites kriminaltechnisches Team für Nr. 24 an.»
    Mit der Spitze seines linken kleinen Fingers stieß er die Tür an der rechten oberen Ecke auf.
    Es war das Haus einer alten Dame.
    Es herrschte ein Geruch, als wäre hier jemand vor langer Zeit, in gedämpftem Licht verborgen, ungestört von Mitleid oder Pflichtgefühl gestorben.

    In etwas weniger als zwanzig Minuten war ein zweites kriminaltechnisches Team eingetroffen, das man aus Shepherd’s Bush herbeordert hatte. Geräuschlos und effizient hatte es die Hauptwege vom Hintereingang des Hauses zum Vordereingang, die Treppe hinauf und zu jedem der Zimmer im Ober- und Erdgeschoss mit Trittplatten belegt.
    Als der zweite Beamte die Treppe herunterkam, sagte er zu Rosen: «Im Bett des großen Schlafzimmers nach vorne hinaus liegt eine Leiche. Sie liegt dort schon eine ganze Weile. Wir haben sie nicht angerührt.» Das Team schien eilig aufbrechen zu wollen. «Wir müssen wirklich mit DS Parker nebenan reden und eine Strategie entwickeln.»
    Die Kriminaltechniker gingen. Rosen, allein zurückgeblieben, fühlte sich bedrückt. Da war etwas Erdhaftes, etwas Kotiges vielleicht, ein Pilz, der in Wänden und Böden des Hauses wuchs und sich vom Holz ernährte, in das er seine Sporen ablegte, genährt von der Feuchtigkeit, die wie ein eigenes Mikroklima zur Nr. 24 zu gehören schien.
    Wo waren die Verwandten der alten Dame? Eine Sechszimmer-Doppelhaushälfte in der Brantwood Road stellte doch ein beträchtliches Erbe dar. Wo waren die Anwärter auf diese Hinterlassenschaft? Warum hatte niemand versucht, das Haus wenigstens leer zu räumen, vom Verkaufen ganz zu schweigen?
    Er stellte sich vor, seine Frau Sarah würde alt und einsam sterben. Ihr Tod würde unbemerkt bleiben und das Haus baufällig werden. Schließlich würde ein Verrückter dort einbrechen, und Polizisten würden es auf der verzweifelten Jagd nach Hinweisen durchsuchen.
    Er legte den Lichtschalter um, aber es gab keinen Strom. Als er tiefer ins Erdgeschoss des Hauses vordrang, wurde es noch düsterer. Die rote Flocktapete, von der Feuchtigkeit grün und braun verfärbt, schien sich in der zunehmenden Dunkelheit aufzulösen.
    Perserläufer verrutschten unter Rosens Füßen und erinnerten ihn unangenehm an die beweglichen Böden eines Gruselkabinetts auf dem Rummelplatz. Doch er konnte keinen Hinweis auf einen Eindringling erkennen. Dies hier war einfach nur die in der Zeit erstarrte Welt einer alten Dame. Irgendwo in einem anderen Zimmer tickte eine gutgearbeitete Uhr noch immer, ein Herzschlag des Hauses.
    Ein gelber Lichtfleck, dessen Quelle unmittelbar hinter Rosen lag, tauchte an der Wand auf. Er fuhr herum, und Carol Bellwood trat aus der Dunkelheit.
    Er freute sich, dass das neueste Mitglied des Teams ihn unterstützte.
    «Wie hält sich Caton?», fragte Rosen.
    «Nicht gut, aber wir sind vorläufig mit ihm fertig.»
    Als sie die Treppe hinaufstiegen, tanzten in der abgestandenen Luft von Jahren Staubkörnchen im Taschenlampenlicht.
    Kurz vor der letzten Stufe blieb Rosen stehen. Oben waren alle Türen bis auf eine verschlossen.
    Er ging zu der geöffneten Badezimmertür.
    Durch die Milchglasscheibe sickerte trübes Licht in die Düsternis.
    «David? Alles in Ordnung, David?»
    Er starrte gedankenverloren vor sich hin, nur dass er diesmal direkt zur Decke und zur Holztür des Dachbodens hinaufsah.
    «Schauen wir uns einmal in den Zimmern um», sagte er.

    Im Schlafzimmer war der obere Teil eines menschlichen Schädels auf dem Kissen zu sehen. Die Bettdecke war höckerig und vermittelte den Eindruck einer Reliefkarte mit dem Umriss eines menschlichen Körpers. Rosen zog am Rand der Bettdecke, aber sie
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