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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell
Autoren: Philip K. Dick
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alle Himmelsrichtungen; die drei Insassen verschwanden in dem Schrott. Hadlers Waffe teichelte über die Straße und knallte scheppernd gegen einen Laternenmast.
    „Bis die Tage mal“, keuchte Gates Allen zu, während er bereits mit langen Schritten davontrabte. Er grinste über die Schulter zurück. „Kochen, backen, braten. Sie werden uns nicht kriegen. Meine Empfehlungen an Janet.“
    Allen hetzte durch den Halbdämmer der Chaussee, drängte sich zwischen Fußgängern hindurch, die plötzlich überall zu sein schienen. Weit hinter ihm war Hadler aus den Wrackteilen der beiden Dampfmobile aufgetaucht; er hob seine Pistole auf, untersuchte sie, hob sie unschlüssig in Allens Richtung und schob sie dann in seinen Mantel. Allen eilte weiter, und die Gestalt Hadlers verschwand im Dunst.
    Als er das Apartment erreichte, erwartete Janet ihn schon voll angekleidet, ihr Gesicht weiß vor Erregung. Die Tür war verriegelt, und er mußte warten, bis sie die Kette entwirrt hatte. „Bist du verletzt?“ fragte sie beim Anblick des Blutes auf seiner Wange.
    „Nur ein Kratzer.“ Er nahm sie beim Arm und führte sie hinaus in den Vorraum. „Sie müssen jeden Augenblick hier sein. Gott sei Dank ist es Nacht.“
    „Wie war das eigentlich?“ erkundigte sich Janet, während sie treppab eilten. „Major Streiter hat doch nicht wirklich Menschen gegessen, oder?“
    „Nicht buchstäblich“, sagte er. Aber in gewisser Weise war es in einem sehr realen Sinne doch so. MoRes hatte gierig die menschliche Seele aufgefressen.
    „Wie weit gehen wir jetzt weg?“ fragte Janet.
    „Nur bis zum Raumhafen“, brummte er und preßte sie dicht an sich. Glücklicherweise war es nicht weit bis dorthin. Im Moment schien sie noch guten Mutes zu sein, eher munter und ein wenig nervös als deprimiert. Vielleicht ließ sich viel von ihren Depressionen auf bloße Langeweile zurückführen… auf die völlige Leere einer eintönig grauen Welt.
    Hand in Hand trotteten sie völlig außer Atem auf das Landefeld.
    Dort, eingerahmt von Lichtern, war das große Inter-S-Schiff, das sich für seinen Flug vom Sol-System zum Sirius-System bereitmachte. Passagiere drängten sich am Fuße des Lifts, sagten Lebewohl.
    Sie liefen über das kiesbestreute Landefeld, und Allen rief: „Mavis! Warten Sie auf uns!“
    Inmitten der Passagiere stand ein mürrischer, vornübergebeugter Mann in einem schweren Überzieher. Myron Mavis schaute auf, spähte verdrießlich umher.
    „Stop!“ rief Allen, als Mavis sich abwandte. Krampfhaft die Finger seiner Frau umklammernd, erreichte Allen den Rand der Passagierplattform und hielt keuchend und schnaufend an. „Wir kommen mit.“
    Mavis musterte sie beide mit blutunterlaufenen Augen. „Ja?“
    „Sie haben doch Platz genug“, sagte Allen. „Ihnen gehört ein ganzer Planet. Kommen Sie, Myron. Wir müssen von hier verschwinden.“
    „Ein halber Planet“, korrigierte Mavis.
    „Wie ist er?“ keuchte Janet. „Ist es schön dort?“
    „Hauptsächlich Viehherden“, sagte Mavis. „Obstplantagen, jede Menge landwirtschaftliches Gerät, das danach schreit, benutzt zu werden. Und massenweise Arbeit. Sie können Berge abtragen und Sümpfe trockenlegen. Sie werden beide schwitzen; Sie werden nicht herumsitzen und sonnenbaden.“
    „Fein“, sagte Allen. „Genau das, was wir uns wünschen.“
    In der Dunkelheit über ihnen intonierte eine mechanische Stimme: „Alle Passagiere bitte in den Lift treten. Alle Besucher bitte das Feld verlassen.“
    „Nehmen Sie das“, befahl Mavis und drückte Allen abrupt ein Köfferchen in die Hand. „Sie auch.“ Er reichte Janet eine mit einer Schnur zugebundene Schachtel. „Und halten Sie immer schön den Mund. Wenn irgendwer sie irgendwas fragt, lassen Sie mich das Reden erledigen.“
    „Sohn und Tochter“, sagte Janet. Sie drückte sich an ihren Ehemann und umklammerte seine Hand. „Sie werden sich unserer annehmen, nicht wahr? Wir sind auch so still wie Mäuschen.“ Mit einem atemlosen Lachen umarmte sie zuerst Allen und dann Mavis. „Auf geht’s – wir heben ab und lassen alles hinter uns!“
    Am Rande des Landefeldes, dicht an den Absperrgittern, drängte sich eine Gruppe schattenhafter Gestalten. Allen, der Mavis’ Handköfferchen umklammert hielt, schaute zurück und sah die Jugendlichen. Da waren sie, zusammengezogen zu dem üblichen kleinen, dunklen Knoten. Still wie immer verfolgten sie die Startvorbereitungen. Grübelten, spekulierten, stellten sich vor, wohin es
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