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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell
Autoren: Philip K. Dick
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„Kannibalismus. Ein Leckerbissen für jeden Gourmet. Mrs. Streiters eigene Rezepte. Sie nehmen besser die Beine in die Hand.“
    Priar fügte hinzu: „Das ist der Preis, den man für seine Begabung zahlt. Immer ist die Meute der Kritiker hinter einem her.“
    Sugermann legte seinen Arm fest um Allens Schultern und zog ihn mit sanfter Gewalt zur Tür des Büros. „Zeig ihm das Dampfmobil“, befahl er Gates. „Aber paß auf, daß er den Kopf unten hält, während ihr da draußen seid; die Kohorten sind der Zorn Gottes.“
    Als Allen und Gates die lange Treppenflucht zum Erdgeschoß hinabstiegen, fragte Gates: „Glücklich und zufrieden?“
    „Ja, außer was Janet angeht.“ Und er würde die Leute vermissen, die er um sich geschart hatte. Es war wundervoll und zutiefst befriedigend gewesen, den Anschlag zusammen mit Gates und Sugermann, Gleeby und Priar auszuhecken.
    „Vielleicht haben sie sie eingefangen und gekocht“, kicherte Gates, und das Streichholz, das er hielt, schwankte hin und her. „Ist aber nicht sehr wahrscheinlich. Machen Sie sich keine Sorgen.“
    Nein, deswegen sorgte er sich auch nicht, aber er wünschte, er hätte auch für den Fall einer solch prompten Reaktion des Komitees vorausgeplant. „Geschlafen haben sie ja wirklich nicht“, murmelte er.
    Eine Gruppe von Technikern hetzte an ihnen vorbei, aufglühende Taschenlampen voraus auf der Treppe. „Bloß weg“, psalmodierten sie. „Bloß weg, bloß weg.“ Der Lärm, den sie beim Abwärtsstürmen machten, hallte im ganzen Treppenhaus wider und verklang dann.
    „Weltuntergang“, sagte Gates mit spöttischem Kichern. „Los, jetzt hier entlang.“
    Mittlerweile hatten sie die Eingangshalle erreicht. T-M-Angestellte irrten in der Finsternis umher; einige drängten durch die Barrikade hinaus auf die abendliche Straße. Die Scheinwerfer von Dampfmobilen flammten auf, und Zurufe flogen hin und her; ein Durcheinander von schrillen Schreien und Gelächter. Die hektische Betriebsamkeit erinnerte fast an eine große Party; aber jetzt war es Zeit zu verschwinden.
    „Hier“, sagte Gates, während er sich durch eine Lücke in der Barrikade schob. Allen folgte ihm, und sie waren auf der Chaussee. Hinter ihnen ragte wuchtig und düster das Telemedia-Gebäude auf, ein seiner Macht beraubter Koloß: ausgelöscht. Das geparkte Dampfmobil war feucht von nächtlichem Dunst, als Gates und Allen hineinkletterten und die Türen zuschlugen.
    „Ich fahre“, sagte Allen. Er ließ den Motor an, und mit qualmendem Schornstein glitt das Dampfmobil hinaus auf die Chaussee. Nach einem Wohnblock schaltete er die Scheinwerfer ein.
    Als er an einer Kreuzung abbog, rollte ein anderes Dampfmobil hinter ihm auf die Straße. Gates sah es und begann, vor Entzücken ein Indianergeheul auszustoßen.
    „Da kommen sie – geben Sie Gas, Mann!“
    Allen holte alles an Geschwindigkeit heraus, was eben in dem Dampfmobil steckte – sechzig Stundenkilometer vielleicht. Fußgänger sprangen entsetzt beiseite. Im Rückspiegel konnte er Gesichter im Dampfmobil der Verfolger ausmachen. Ralf Hadler bediente die Pinne. Neben ihm war Fred Luddy. Und auf dem Rücksitz saß Tony Blake von Blake-Moffet.
    Gates lehnte sich hinaus und brüllte nach hinten: „Kochen, braten, backen! Kochen, braten, backen! Versucht doch, uns zu kriegen!“
    Mit ausdruckslosem Gesicht hob Hadler eine Pistole und feuerte. Der Schuß pfiff an Gates vorbei, der sich augenblicklich zurück ins Wageninnere duckte.
    „Wir werden abspringen“, sagte Allen. Das Dampfmobil näherte sich gerade einer scharfen Kurve. „Festhalten.“ Er stieß die Pinne so weit vor, wie es eben ging. „Erst müssen wir zum Stehen gekommen sein.“
    Gates zog die Knie hoch, barg den Kopf dazwischen und rollte sich zu einer fötalen Stellung zusammen. Als das Dampfmobil wieder aus der Kurve herauskam, stieg Allen brutal auf die Bremse; der kleine Wagen kreischte und erbebte, bockte wie ein Wildpferd und rutschte dann schlingernd in einen Zaun. Halb fiel Gates aus der aufschwingenden Tür, halb rollte er sich hinaus, prallte auf den Bürgersteig und kam wundersamerweise nach einem gekonnten Überschlag gleich wieder auf die Füße. Benommen und mit dröhnendem Schädel stolperte Allen hinter ihm her.
    Das zweite Dampfmobil schleuderte unaufhaltsam um die Kurve. Ohne zu verlangsamen – Hadler war immer noch der gleiche Sonntagsfahrer –, rammte es sein unbrauchbar gewordenes Opfer. Wrackteile von Dampfmobilen flogen sirrend in
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