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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell
Autoren: Philip K. Dick
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jetzt wieder sichtbar, entfaltete seine Notizen. „Gegen Ende seines Lebens aß der Major nur noch – oder jedenfalls fast nur noch – gekochten Feind. Das war auch ein Leib- und Magengericht seiner Frau, deren Rezepte ja, wie wir schon sagten, zu den feinsten der uns erhalten gebliebenen gezählt werden. E. B. Erickson hat einmal geschätzt, daß Major Streiter und seine nächsten Familienangehörigen wenigstens sechshundert voll ausgewachsene ,Unmögliche’ persönlich assimiliert haben müssen. Da haben Sie die mehr oder weniger offizielle Meinung.“
    Whamp! machte der Fernsehbildschirm, und wieder erlosch das Bild. Eine kaleidoskopische Folge von Farben, Mustern und Punkten wirbelte rasend schnell vorüber; aus dem Lautsprecher drang protestierendes Kreischen, Winseln und schrilles Quieken.
    „… eine Tradition in der Streiter-Familie. Vom Enkel des Majors heißt es, er habe eine große Vorliebe für…“
    Wieder Stille. Dann Spotzen und zerhackte Bildeindrücke.
    „… und darum kann ich dieses Programm gar nicht nachdrücklich genug befürworten. Die Effekte…“ Noch mehr Durcheinander, Geräusche und Flimmern. Ein plötzliches Aufbrüllen der Statik. „… wäre nicht nur ein wirksamer Denkzettel, sondern würde zugleich auch gekochtem Feind endlich seinen ihm gemäßen Platz in der modernen…“
    Der Fernsehschirm gurgelte, erlosch, flackerte kurzzeitig noch einmal zu neuem Leben auf.
    „… mag so oder so die Nagelprobe sein. Waren noch andere beteiligt?“
    Allens Stimme ließ sich vernehmen: „Mehrere. Wie es heißt, wird man sie in Kürze eingefangen haben.“
    „Aber sie haben den Rädelsführer schon! Und Mrs. Hoyt höchstpersönlich hat ihr Interesse daran bekundet…“
    Weitere Störungen. Der Bildschirm zeigte einen Nachrichtenübermittler, der am Tisch bei den vier Diskussionsteilnehmern stand. Mr. Allen Purcell, der Moderator, las gerade eine Meldung vom Blatt ab.
    „… Assimilation in den echten historischen Gefäßen, die auch damals von ihrer Familie verwendet wurden. Nachdem sie ein sorgfältig zubereitetes Stück gekochten Verräters gekostet hatte, erklärte Mrs. Hoyt heute abend, das Mahl sei ,äußerst wohlschmeckend’ und ,würdig, als Zierde der Tische all…’“
    Wieder erlosch das Bild, und diesmal endgültig. Nach wenigen Augenblicken ließ sich plötzlich eine geheimnisvolle Stimme, die nichts mit der Diskussionsrunde zu tun hatte, vernehmen. Sie verkündete: „Auf Grund technischer Schwierigkeiten wird allen Zuschauern dringend empfohlen, ihre Geräte abzuschalten und ihre Zeit anderweitig sinnvoll anzulegen. Heute abend wird es keine weiteren Sendungen mehr geben.“
    Diese Erklärung wurde alle paar Minuten wiederholt. In ihr schwangen die schroffen Obertöne der Kohorten des Major Streiter mit. Janet, die sich auf der Couch in ihre Kissen schmiegte, begriff, daß die Mächtigen die Kontrolle zurückgewonnen hatten. Sie fragte sich, ob mit ihrem Mann alles in Ordnung war.
    „Technische Schwierigkeiten“, sagte die offizielle Stimme. „Schalten Sie Ihre Geräte ab.“
    Sie ließ ihres an und wartete.
    „Das war’s“, sagte Allen.
    Aus der Finsternis sagte Sugermann: „Und wir haben’s trotzdem rübergebracht. Sie haben uns abgedreht, aber nicht rechtzeitig.“
    Feuerzeuge und Streichhölzer flammten auf, und das Büro tauchte wieder auf. Der Triumph erfüllte Allen mit neuem Schwung. „Dann können wir ja wohl nach Hause gehen. Wir haben unsere Arbeit getan; davon werden denen noch lange die Öhrchen pfeifen.“
    „Vielleicht wird es gar nicht so einfach werden, heimzukehren“, sagte Coates. „Die Kohorten lungern da draußen ‘rum und warten auf Sie. Sie stehen auf der Abschußliste, Allen.“
    Allen dachte an Janet, die allein im Apartment wartete. Wenn sie ihn suchten, würden sie sicherlich auch dorthin kommen. „Ich sollte nach meiner Frau sehen“, sagte er zu Sugermann.
    „Unten“, sagte Sugermann, „ist ein Dampfmobil, das Sie benutzen können. Gates, geh mit ihm runter; zeig ihm, wo es steht.“
    „Nein“, sagte Allen. „Ich kann euch nicht einfach so im Stich lassen.“ Besonders Harry Priar und Joe Gleeby; sie hatten kein Hokkaido, wo sie untertauchen konnten. „Ich kann nicht verschwinden, während ihr hier einkassiert werdet.“
    „Der größte Gefallen, den Sie uns tun können“, sagte Gleeby, „ist, von hier zu verschwinden. Wir sind denen ganz egal; die wissen, wer das ausgetüftelt hat.“ Er schüttelte den Kopf.
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