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Der Hauptmann von Koepenick

Der Hauptmann von Koepenick

Titel: Der Hauptmann von Koepenick
Autoren: Carl Zuckmayer
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tu’s doch gar nicht!
    DER SOLDAT
grinst, nimmt das Bajonett wieder hoch.
    KILIAN
kommt herein, sehr wichtig.
    FRAU OBERMÜLLER
Was ist, Kilian, wo ist er denn, wissen Sie was?
    KILIAN
Ich kann keine Auskunft geben.
    OBERMÜLLER
Was soll das heißen, Kilian, was ist denn das fürn Ton?! Was erlauben Sie sich?
    KILIAN
Ich habe Befehl, Herrn Bürgermeister und Herrn Stadtkämmerer als Gefangene nach Berlin zu bringen. Ich habe mit Gefangenen nicht zu sprechen.
    OBERMÜLLER
Was, Sie sollen mich – Sinkt wieder auf den Stuhl.
    VOIGT
tritt ein So. Ich habe zwei geschlossene Wagen requirieren lassen, Sie können im Hof einsteigen, damit kein Aufsehen entsteht. Der Wachtmeister wird den Transport führen.
    OBERMÜLLER
Herr Hauptmann! Haben Sie eine Legitimation?! Ich verlange, auf der Stelle Ihre Legitimation zu sehen!
    VOIGT
klopft mit der Hand auf eins der Bajonette Genügt Ihnen das nicht?! – Bitte, keine Widerrede! Freundlicher Sie sind doch Soldat. Sie wissen doch, daß ein Kommando vor Gewehr absolute Vollmacht bedeutet.
    OBERMÜLLER
zur Frau Siehst du. Sinkt wieder zusammen.
    FRAU OBERMÜLLER
Herr Hauptmann, erlauben Sie, daß ich meinen Mann auf dieser schweren Fahrt begleite? Ich kann ihn jetzt nicht allein lassen – Sie sehen ja.
    VOIGT
Bitte sehr, gnädige Frau. Nur muß ich Sie bitten, kurz vor der Neuen Wache den Wagen zu verlassen. Ich habe Befehl, nur den Herrn Bürgermeister abzuliefern. Ich könnte sonst Unannehmlichkeiten haben.
    FRAU OBERMÜLLER
Ich danke Ihnen. Ich werde mich fertig machen.
    VOIGT
zu Kilian Begleiten Sie die Frau Bürgermeister. Verbeugt sich.
    FRAU OBERMÜLLER
nickt ihm gnädig zu, rauscht von Kilian begleitet hinaus.
    VOIGT
Herr Bürgermeister, ich möchte Ihnen ersparen, bewaffnete Grenadiere mitfahren zu lassen. Wollen Sie mir als Offizier Ihr Ehrenwort geben, keinen Fluchtversuch zu machen?
    OBERMÜLLER
Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort. Ich werde –
    VOIGT
Danke. Das genügt.
    OBERMÜLLER
Ich werde Ihr korrektes Verhalten bei geeigneter Gelegenheit erwähnen.
    VOIGT
Hand an die Mütze.
    INSPEKTOR
mit einem Grenadier herein Herr Hauptmann, die Ordnung ist völlig hergestellt. Meine Beamten sind Herren der Lage.
    VOIGT
Danke. Noch was?
    INSPEKTOR
Ja, verzeihen Herr Hauptmann, meine Dienststunde ist nämlich jetzt um, und wir haben nur einmal die Woche heißes Wasser, meine Frau hat zu Hause ein Bad gerichtet. Bitte, baden zu dürfen.
    VOIGT
Was wollense? Baden wollense?
    INSPEKTOR
Jawohl, Herr Hauptmann. Bitte um Badeurlaub.
    VOIGT
Na, wenn Sie’s nötig haben – Klopft ihm auf die Schulter Badeurlaub gewährt. Lacht.
    INSPEKTOR
ernsthaft Danke gehorsamst, Herr Hauptmann. Ab.
    VOIGT
sieht die Soldaten an, die auch gegrinst haben, ihre Mienen erstarren sofort.
    ROSENCRANTZ
kommt herein, diensteifrig Herr Hauptmann, melde gehorsamst, Kassenabschluß beendet. Hier sind die Kassenbücher, und hier die gesamten flüssigen Gelder. Legt sie auf den Schreibtisch, in Kuverts und Säckchen mit Aufschriften Viertausend und zweiundvierzig Mark fünfzig Pfennige.
    VOIGT
Danke. Ich nehme das Geld vorläufig in Verwahrung. Wird ja in Ordnung sein. Werde mal stichproben.
    EIN GRENADIER
in der Tür Herr Hauptmann, da is einer, der will was.
    VOIGT
Geld zählend Rein mit ihm!
    COMENIUS
kommt herein Verzeihung, Herr Hauptmann, Comenius, Stadtrat Comenius, wir hatten nämlich Sitzung und warten nun schon die ganze Zeit, ich komme als Abgesandter von achtzehn Stadträten, wir haben nämlich alle dringende Verpflichtungen außerhalb – es handelt sich ja wohl nicht – um – die Bürgerschaft – ich meine – die Sache ist doch wohl persönliche Verfehlung – oder irre ich?
    VOIGT
zu Rosencrantz Sagen Sie mal, da steht ja 4042 Mark 90 Pfennige, und was Sie da abliefern, sind nur 4042 Mark 50! Wie kommt denn das?
    ROSENCRANTZ
Ja, Verzeihung, Herr Hauptmann, in der Eile, wir haben alles umgedreht, es blieb trotzdem leider eine Differenz von vierzig Pfennigen, ich bitte zu –
    VOIGT
Na gut. Ich bin ja kein Pedant. Aber ich muß das natürlich vermerken. Sonst glaubt man womöglich, ich hätte mir vierzig Pfennige eingesteckt. Lacht leutselig.
    ROSENCRANTZ
mitlachend Aber, Herr Hauptmann!
    VOIGT
zu Comenius Also die Herren Stadträte haben kalte Füße, was? Na, gehn Sie mal runter und sagen Sie, sie können jetzt gehn. Die Aktion ist nun sowieso beendet. Zum Gefreiten Für die Stadträte Durchlaß gewährt!
    COMENIUS
Vielen Dank, Herr Hauptmann! Ab.
    KILIAN
in Mantel und Helm Herr
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