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Der grosse Horizont

Der grosse Horizont

Titel: Der grosse Horizont
Autoren: Gerhard Roth
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sie Geld hatten. Sie gaben sich lieber leutselig und bescheiden, ohne auf ihr Geld verzichten zu wollen. Haid haßte diese Maskerade bei Intellektuellen. Aber gleichzeitig erkannte er darin die Sehnsucht nach dem Einfachen. Und sah er sich nicht selbst oft in der Rolle des einfachen Menschen, der vorgab, als bedeutete ihm nur das Sinnliche etwas? Und das Wahrhafte: Was war das? Was man sah und hörte? Was man aus seiner Erfahrung heraus hinzugab? – Gab es überhaupt eine persönliche Erfahrung? Oder gab es nur die persönliche Erfahrung? Wurde einem nicht auch die persönliche Erfahrung beigebracht wiedas Lesen von Büchern? Und war nicht jeder Ausbruch aus dem Alltag, ein Ehebruch, ein Rausch, eine Reise, eine Suche nach persönlicher Erfahrung? Und war diese persönliche Erfahrung, die man suchte, nicht eine Fiktion? Haid glaubte, daß in ihr nur ein klein wenig Realität steckte, nur so viel, als es genügte, immer wieder von vorne mit der Suche zu beginnen.
     
     
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    Die Bank of America tarnt sich im chinesischen Viertel wie ein Chamäleon, als Pavillon mit von goldenen Drachen verzierten Säulen und flachen, ovalen Decklichtern. Über dem gläsernen Portal ist in Goldschrift die Nummer 701 gemalt. Vor der Bank parkte ein Studebaker, dessen Karosserie mit Holzplatten verkleidet war. Haid stellte sich hinter den Studebaker und faßte den Plan zu warten, wie sich die Geschichte weiterentwickeln würde. Ein Mann kam aus der Bank und stieg in den Studebaker. Haid trat einen Schritt zurück. Er befand sich vor einem Stapel von Gemüsekisten, in welchen Wurzeln und kartoffelartige, große Früchte angehäuft waren, die Haid nicht kannte. Fluten von Menschen strömten an ihm vorbei. Dann sah Haid, wie der Kerl im Studebaker durch ein geöffnetes Fenster zehn Cents in eine grüne Parkuhr warf. Gleich darauf kam eine blonde Dame aus der Bank und setzte sich in den Studebaker. Das Auto fuhr langsam an. Haid ging auf der anderen Straßenseite mit. An der nächsten Kreuzung hielt der Wagen wieder, die Frau stieg aus und betrat einen Schnellfotoladen. Haid konnte nicht durch die Auslagenscheibe sehen, da diese durch einen Pappkarton, auf dem bunte Ansteckknöpfe befestigt waren, verdeckt war. Zu seiner Überraschung fuhr der Studebaker weiter. Was sollte er tun? Auf die Frau warten? Dem Studebaker folgen? Er merkte sich, daß der Besitzer des Schnellfotoladens ein Mr. Cheng war und eilte dem Studebaker nach. Der Fahrer hatte es nicht eilig. Er suchte eine Parklücke und stieg aus. Es war ein massiver Mann, der eine Strickweste und eine Samthose trug. Der Mann schlenderte die Straße hinauf, verließ das chinesische Viertel und verschwand in einem Geschäft am Broadway. Haid folgte ihm. Er sah den Mann hinter einem schwarzen Vorhang verschwinden. An einer Wand befand sich ein Plakat mit dem Hinweis, daß man für einen Vierteldollar pornographische Filme sehen könne. Haid wechselte an der Kasse zwei Dollar und trat ein. Er vergrub die Faust im Mantelsack, als trage er einen Revolver. Hinter dem schwarzen Vorhang befanden sich ein Dutzend schmaler Kabinen, in welchen Automaten aufgestellt waren. Der Mann war nirgends zu sehen. Vermutlich befand er sich in einer der durch schwarze Vorhänge verdeckten Kabinen. Haid stellte sich in die erste Kabine und ließ den Vorhang geöffnet, um den Ausgang im Auge zu behalten. Dann warf er einen Vierteldollar ein und sah einen Film, in dem eine üppige Brünette am riesigen Glied eines Negers saugte. Haid vergaß den Mann, dem er als Philipp Marlowe gefolgt war. Er fühlte, daß sich sein Glied regte. Zugleich erinnerte er sich an das Tagebuch einer Irland-Reise BÖLLS, in dem Böll eine Kneipe mit Kabinen für Whiskytrinker beschreibt. Er erinnerte sich daran, daß die Kabinen aus Holz waren und die Trinker sich in ihnen einschlossen und allein tranken. Die Beschreibung hatte ihn traurig gestimmt. Er hatte die Trinker vor sich gesehen, stumm und einsam vor einem Glas Alkohol, nahezu bewegungslos, müde Gestalten, die in Resignation erschlafft waren. Nun stand er selbst in einer Kabine und glotzte in den Automaten. Der Film stoppte und Haid mußte wieder einen Vierteldollar einwerfen. Die Brünette ließ sich lächelnd vom riesigen Glied des Negers in den Anus ficken. Da der Film mit verlangsamter Geschwindigkeit ablief, erweckte jede Bewegung des Paares den Eindruck schläfriger Genußsüchtigkeit. Zwischendurch zog der Neger das Glied heraus und drehte den geöffneten Anus
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