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Der große Gatsby (German Edition)

Der große Gatsby (German Edition)

Titel: Der große Gatsby (German Edition)
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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heranrückte.
    »Ich möchte dich sehen«, sagte Tom eindringlich. »Nimm den nächsten Zug.«
    »Gut.«
    »Wir treffen uns unten am Zeitungsstand.«
    Sie nickte und rückte von ihm ab, gerade als George Wilson mit zwei Stühlen wieder aus seinem Büro herauskam.
    Wir warteten weiter unten an der Straße und außer Sichtweite auf sie. Es war wenige Tage vor dem vierten Juli, und ein graues, mageres Italienerkind legte auf den Gleisen eine lange Reihe von Knallerbsen aus.
    »Ein schrecklicher Ort, oder«, sagte Tom und wechselte einen finsteren Blick mit Doktor Eckleburg.
    »Furchtbar.«
    »Es tut ihr gut, hier mal rauszukommen.«
    »Hat ihr Mann nichts dagegen?«
    »Wilson? Wilson glaubt, sie besucht ihre Schwester in New York. Der ist so abgestumpft, der merkt kaum, dass er lebt.«
    Und so fuhren Tom Buchanan, seine Freundin und ich gemeinsam nach New York – oder nicht ganz gemeinsam, denn Mrs. Wilson hatte sich diskret in einen anderen Wagen gesetzt. So viel Rücksicht nahm Tom dann doch auf die Gefühle etwaiger Mitreisender aus East Egg.
    Mrs. Wilson hatte sich umgezogen. Sie trug jetzt ein braunes, geblümtes Musselinkleid, das über ihren ziemlich breiten Hüften spannte, als Tom ihr in New York auf den Bahnsteig half. Am Zeitungsstand kaufte sie sich eine Ausgabe des Town Tattle sowie eine Kino-Illustrierte und im Bahnhofsdrugstore eine Cold Cream und eine kleine Flasche Parfum. Oben an der pompösen, hallenden Einfahrt ließ sie vier Taxis vorüberfahren, ehe sie sich für eine neue lavendelfarbene Limousine mit grauen Polstern entschied, in der wir aus dem Bahnhofsgetümmel in den strahlenden Sonnenschein hinausglitten. Doch alsbald wandte sie sich jäh vom Fenster ab, beugte sich vor und klopfte an die Trennscheibe.
    »Ich möchte einen von den Hunden da haben«, sagte sie mit Nachdruck. »Ich brauche einen für das Apartment. Es ist so nett, einen zu haben – einen Hund.«
    Wir setzten ein Stück zurück und hielten neben einem grauen alten Mann, der eine absurde Ähnlichkeit mit John D. Rockefeller hatte. Er hatte sich einen Korb um den Hals gehängt, in dem ein Dutzend winziger Welpen unbestimmter Rasse hockten.
    »Was sind das für welche?«, fragte Mrs. Wilson begehrlich, als der Mann ans Taxifenster trat.
    »Alles verschiedene. Was für einen möchten Sie denn, meine Dame?«
    »Ich hätte gern einen Schäferhund; Sie haben nicht zufällig einen, oder?«
    Der Mann spähte zweifelnd in den Korb, tauchte seine Hand hinein und zog einen zappelnden Welpen am Nacken heraus.
    »Das ist kein Schäferhund«, sagte Tom.
    »Nein, ein richtiger Schäfer hund ist es nicht«, sagte der Mann, und seine Stimme klang enttäuscht. »Es ist eher so was wie ein Airedale.« Er strich mit der Hand über den flauschigen braunen Rücken. »Gucken Sie sich das Fell an – was für ein Fell! Bei dem Hund brauchen Sie jedenfalls keine Angst zu haben, dass er sich erkältet.«
    »Ich finde ihn süß«, sagte Mrs. Wilson entzückt. »Wie viel kostet er?«
    »Der hier?« Er betrachtete ihn wohlgefällig. »Den gebe ich Ihnen für zehn Dollar.«
    Der Airedale – zweifellos hatte da irgendwo ein Airedale mitgemischt, auch wenn die Pfoten erstaunlich weiß waren – wechselte den Besitzer und machte es sich in Mrs. Wilsons Schoß bequem, die hingerissen sein wetterfestes Fell streichelte.
    »Ist es ein Junge oder ein Mädchen?«, fragte sie zärtlich.
    »Der? Das ist ein Junge.«
    »Das ist eine Hündin«, sagte Tom bestimmt. »Hier ist Ihr Geld. Kaufen Sie sich zehn weitere Hunde davon.«
    Wir fuhren zur Fifth Avenue hinüber, die an diesem Sommersonntagnachmittag so warm und mild, ja beinahe ländlich wirkte, dass ich mich nicht gewundert hätte, eine große Herde weißer Schafe um die Ecke trotten zu sehen.
    »Haltet mal«, sagte ich. »Ich muss hier aussteigen.«
    »Nein, musst du nicht«, widersprach Tom rasch. »Myrtle wäre gekränkt, wenn du nicht noch mit hinaufkämst. Stimmt’s, Myrtle?«
    »Ja. Bitte«, drängte sie mich. »Ich rufe auch meine Schwester Catherine an. Sie ist sehr schön, sagen die Leute – Leute, die das beurteilen können.«
    »Ich würde ja gern, aber…«
    Wir fuhren weiter über die Park Avenue, zurück bis zu den Hunderter-Straßen auf der Westside. In der 158. hielt das Taxi vor einer langen weißen Apartmenthaus-Torte an. Mrs. Wilson blickte sich wie eine heimkehrende Königin nach allen Seiten um, nahm ihren Hund und ihre sonstigen Einkäufe und stolzierte hinein.
    »Ich werde die McKees zu
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