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Der grosse eBook-Raetselkrimi

Der grosse eBook-Raetselkrimi

Titel: Der grosse eBook-Raetselkrimi
Autoren: Marc Ritter
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nie wieder. Und von Stund an wollte er zu Fuß gehen. Seine Beine würden ihn ab jetzt tragen müssen, sehr weit tragen. Viel weiter, als er jemals zuvor gegangen war. Gute Beine müsst ihr sein, haltet durch! Bergpfade gegen Verkehrskontrollen, vergessene Täler gegen Überwachungskameras. Und das probate Mittel des Hochgebirges: schlechtes Wetter und Nebel.
    Er würde überhaupt keine dieser modernen Sachen brauchen, die so viele Leute für unverzichtbar hielten. Er konnte ganz allein gehen, so wie er in seinen jungen Jahren berggestiegen war. Sind nicht die ältesten und einfachsten Mittel oft die besten? Zu Fuß gegen die ganze Informationstechnologie, das schmeckte ihm. GPS? Schrott. Er konnte das Gelände lesen. In der Jackentasche fühlte er seinen alten Thommen-Höhenmesser. Ein schönes Stück Schweizer Präzisionsarbeit - 30 Jahre alt und immer noch weit zuverlässiger als jede GPS-Höhenangabe. So etwas hatten die anderen nicht einstecken. Das sollten sie noch bereuen.
    Autobahn A 95, 14.10 Uhr
    »Jetzt sagen Sie mir schon, wo wir hinfahren und wie Sie darauf gekommen sind!«, drängelte Stephanie Gärtner.
    »Ihr jungen Leute, dass ihr immer alles sofort wissen müsst. Das kommt von eurer Googlerei. Frage, Antwort. Nächste Frage, nächste Antwort. So einfach. Denkt ihr. Nicht alles ist immer auf den ersten Blick so, wie es scheint, meine Liebe.«
    »Hören Sie auf, ›meine Liebe‹ zu sagen. Ich bin ja nicht Ihre Tante.«
    »Jetzt schmollen Sie nicht, Frau Gärtner. Schauen Sie lieber mal da rüber. Da, nach links. Das Walchenseekraftwerk. Na da, die Röhren dahinten am Kesselberg. Erinnert mich an den Arnold Vonnegut. Mein erster großer Fall.
    »Wollten Sie vorhin schon mal erzählen. Nun man los!«
    »Nix da. Sie sollen sich in die Akte vom Benno Spindler einarbeiten. Ich kenne den ja seit bald dreißig Jahren. Und der Vonnegut wird Ihnen bestimmt nicht mehr begegnen.«
    Stephanie Gärtner tat widerwillig wie ihr geheißen. Sie kramte den dicken Akt aus ihrer Fahrradkuriertasche, die sie als Aktentasche verwendete, und legte ihn sich auf die Oberschenkel.
    »Mein Gott, es gibt ja nichts, was der Mann in seinem Leben noch nicht gestohlen hat«, sagte sie nach einer Weile.
    »In den letzten zehn, fünfzehn Jahren hat er sich aber auf die Kunst spezialisiert. Reiner Auftragsräuber. Mal einen Alten Meister aus einer Galerie in der Brienner Straße, mal eine schwarze Madonna aus einer Barock-Kirche, mal eine Barlach-Plastik aus einer Villa in Grünwald.«
    »Aber auch durchaus ganz moderne Sachen«, referierte Stephanie Gärtner aus dem Akt. »Andreas Gursky. Ai Weiwei. Neo Rauch. Anselm Kiefer.«
    »Anselms pflasterten seinen Weg«, lachte Plank. Er ging vom Gas. Das Autobahnende kam in Sicht.
    »Manno, wie lange habe ich denn noch Zeit, um die Monsterakte hier durchzulesen?«
    »Noch ungefähr eine halbe Stunde, Frau Gärtner. Dann geht’s himmelwärts. Bis dahin üben Sie sich in der Kunst, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen. Dazu muss man es erst einmal unterscheiden können. Wie bei jedem guten Rätsel.«
    In den Bayerischen Vorbergen, 15.08 Uhr
    Spindler öffnete die schwere Tür der Berghütte und atmete auf: Er war allein. Das hatte er zwar erwartet, denn wer kam schon hierherauf? Ein vergessener Winkel Oberbayerns, ein paar einheimischen Jägern und Bergfexen bekannt und auch denen nicht immer. Wussten die, dass Richard Wagner hier, in dieser Hütte, die heute dem Alpenverein gehört, zehn Tage verbrachte auf Einladung seines Mentors Ludwig II.? Und dass Wagner hier an seinem Siegfried geschrieben hat? Nichts wussten die. Der Ring des Nibelungen, hier oben war er entstanden, jedenfalls zu einem gewichtigen Teil.
    Hier würde ihn niemand suchen. Außer vielleicht Anselm Plank? Sie würden den Kommissar wohl auf ihn ansetzen, weil der ihn kannte wie niemand sonst. Sein alter Widersacher war auch der Einzige, der den Hinweis entschlüsseln konnte, den er in seiner Münchner Wohnung hinterlassen hatte. Doch er würde Plank auf Distanz halten. Nicht zu weit weg. Gut möglich, dass er den Kommissar noch brauchen konnte. Er würde ihm Rätsel aufgeben, mal leichtere, mal schwerere. Immer so, dass Plank einen Tick langsamer sein würde als er selbst. Und für heute hatte er Plank ohnehin in die Irre geführt, da war er sich sicher. Diesen Gipfel hier kannte Plank nicht, auch wenn der eine alte Bergziege war.
    Auf dem Tisch, an dem schon Wagner gesessen hatte, breitete er ein sauberes
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