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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz
Autoren: Anaconda
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Läppchen ein und empfahl sich dem Frosche, der mühsam sich wieder in das Wasser schob.
    Je weiter er ging, je mehr merkte er zu seiner Freude, dass ihm die Tasche, in welche er das Läppchen gesteckt hatte, immer schwerer ward, und er wanderte daher mutvoll auf den Hof seines Vaters zu, den er auch in kurzem erreichte, als eben auch seine Brüder mit ihren Frachtwagen wieder anlangten.
    Der Vater war erfreut, seine drei Kinder wiederzusehen, zog sogleich seinen Ring vom Finger, und die Probe begann. Auf all den Frachtwagen war auch nicht ein Stück, das nur zum zehnten Teile durch den Ring gegangen wäre, und die beiden älteren Brüder, die erst ziemlich spöttisch auf ihren Bruder, der ganz ohne alle große Vorräte gekommen war, sahen, wurden ziemlich kleinlaut. Wie war ihnen zumute, als er aus seiner Tasche ein Gespinst zog, das an Zartheit, Feinheit und Weiße alles übertraf, was man je gesehen hatte. Es wallte in glänzenden Lagen und ging nicht allein höchst bequem durch den Ring durch, man hätte wohl noch ein Stück zu gleicher Zeit durch den Ring ziehen können, und dennoch gab das Maß richtige hundert Ellen.
    Der Vater umarmte den glücklichen Sohn, befahl, die unbrauchbare Leinwand ins Wasser zu werfen, und sagte dann zu seinen Kindern: »Nun, ihr lieben Prinzen, müsst ihr die zweite Forderung erfüllen. Ihr müsst mir ein Hündlein bringen, das in eine Nussschale passt.«
    Die Söhne waren über eine so wunderbare Aufgabe nicht wenig erschrocken, aber der Reiz der Krone war zu groß, sie versprachen, auch dies zu erfüllen zu suchen, und wanderten nach wenig Tagen Ruhe wieder aus.
    Am Scheidewege trennten sie sich; der Jüngste ging seinen feuchten, unscheinbaren Weg, er hatte schon bei Weitem mehr Mut. Kaum hatte er einige Zeit an der Brücke gesessen und wieder geseufzt, so kroch auch die Padde wieder hervor, setzte sich ihm, wie das erste Mal, gegenüber, öffnete den weiten Mund und fragte, was ihm denn fehle.
    Der Prinz setzte diesmal keinen Zweifel in die Macht der Padde, sondern gestand ihr gleich sein Bedürfnis.
    Â»Dir soll geholfen werden«, sagte wiederum die Padde, kroch in den Sumpf und brachte ein Haselnüsslein hervor, legte sie ihm vor die Füße, sagte ihm, er solle sie nur mitnehmen und seinen Herrn Vater bitten, die Nuss sauber aufzuknacken, das andere würde er schon sehen. Der Prinz ging vergnügt fort, und die Padde schob sich wieder mühsam in das Wasser hinab.
    Daheim waren die Brüder auch schon zu gleicher Zeit angekommen und hatten eine große Menge sehr zierlicher Hündlein mitgebracht. Der alte Vater hatte eine beträchtliche große Walnussschale bereit und schob jedes Hündlein hinein, aber die hingen bald mit den Vorderfüßen, bald mit dem Kopf, bald mit den Hinterfüßen, bald ganz über die Walnussschale fort, sodass gar nicht daran zu denken war, dass ein Hündlein hineingepasst hätte.
    Als nun kein Hund mehr zu proben übrig war, überreichte der Jüngste mit einer zierlichen Verbeugung dem Vater seine Haselnuss und bat, sie auf das Behutsamste aufzuknacken. Kaum hatte der alte König es getan, als aus der Haselnuss ein wunderkleines und niedliches Hündlein sprang, das gleich auf der Hand des Königs umherlief, mit dem Schwänzlein wedelte, ihm schmeichelte und gegen die andern auf das Zierlichste bellte.
    Die Freude des Hofes war allgemein. Der Vater umarmte wieder den glücklichen Sohn, befahl abermals, die anderen Hunde in das Wasser zu werfen und zu ersäufen, und sagte dann zu seinen Söhnen: »Liebe Kinder, die beiden schwierigsten Bedingungen sind nun erfüllt. Hört nun mein drittes Verlangen: Wer die schönste Frau mir bringt, der soll mein Erbe und Nachfolger sein.«
    Die Bedingung war zu nahe, der Preis zu reizend, als dass die Prinzen nicht sogleich, jeder auf seinem gewohnten Wege, wieder hätten aufbrechen sollen.
    Dem Jüngsten war diesmal gar nicht wohl zumute. Er dachte: »Alles andere hat der alte Frosch wohl erfüllen können, aber nun wird es vorbei sein, wo wird er mir ein schönes Mädchen und noch dazu das schönste herschaffen können? Seine Sümpfe sind fern und breit menschenleer, und nur Kröten, Unken und anderes Ungeziefer wohnen dort.« Er ging indessen doch fort und seufzte diesmal aus schwerem Herzen, als er wieder an der Brücke saß.
    Nicht lange darnach stand
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